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Echte und falsche Träume

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Die Sehnsüchte und Hoffnungen verkrachter Schauspieler sind Träume, die nie Wirklichkeit werden. Es sind die Träume vom großen Erfolg, von der Entdeckung durch einen namhaften Regisseur, der endlich die große Rolle anbietet, mit der alles Darben und Mühen endet. Aber diese Träume werden nie wahr, und die Jahre vergehen und das Altern kommt. Anna Magnani und Toto, diese beiden Großen des italienischen Films, verkörpern zwei Filmkomparsen, denen die große Karriere versagt geblieben ist. Trotz mancher Längen blitzen da und dort echte Lichter auf, die das tragische Los gescheiterter Existenzen beleuchten. Schade, daß sich in den Schlußszenen Geschmacklosigkeiten häufen, die einem den Genuß der italienischen1 GaunerkOÄiödie ,,D i e b a u s L e i d e-n s ch n f t“ -ziemlich vergällen.

Falsche Träume und falsche Töne war alles, was Deutschlands immer mehr abrutschender Regiestar Helmut Käutner in dem Film „Der Traum von Lieschen Müller“ zuwege brachte. Was sich hier als Traum des deutschen Durchschnittsmädchens, angeregt von Film und Illustrierten, ausgibt, ist weder wahrhaftig noch echt. Es entpuppt sich als der übliche Angriff intellektueller Wirtschaftswunder-deutscher auf das deutsche Wirtschaftswunder. Was hier als faul in Staat und Gesellschaft angeprangert wird, ist billiges Klischee. Die Chansons sind nicht nur zu lang und zu billig gereimt, sondern auch kaum anders als die „Schnulzen“, die sie anprangern wollen. Daß auch die Darsteller keine rechte Freude mit diesen ausgeklügelten Schemengestalten haber konnten, ist deutlich anzumerken. Weder Sonja Ziemann noch Martin Held können bestehen. Am nächsten ihren unwirklichen Rollen kommen noch Peter Weck und der die Nüchternheit blonder Männlichkeit verkörpernde Helmut Griem.

Ebenso mißlungen ist des großen amerikanischen Regisseurs Elia Kazan „F i e-ber im Blut“, der zu den Pubertärs nöten junger Leute nur psychotherapeutische Unsinn anbietet.

„Platz nehmen zum Sterben“ nennt sich ein englischer Streifen, der das „12-Uhr-mittags“-Thema in eine südafrikanische Siedlung verlegt, ohne vom Wildwestschema wesentlich abzuweichen. Man nahm sich nicht einmal die Mühe, ein echtes Milieu zu zeichnen.

Traurig bestellt ist es mit den Grusel-und Utopiefilmen dieser Woche. „S c h a t-ten einer Katze“ müßte de Herstellern eigentlich eine Anzeige eines Tierschutzverbandes eintragen, und „I n den Krallen der Venus“ einen Preis für einen unsäglich dummen Film Die Reprise der schwedischen Strindberg-Verfilmung „Fräulein Julie“ mit den seelischen Verschlingungen eines gräflichen Fräuleins, das sich an ihren Kammerdiener verliert und daran zerbricht, dürfte auch neuerlich kaum eine längere Aufführungsdauer haben, denn trotz guter Darstellung retardiert diese Familiengeschichte in den dauernden Rückblenden, bis jedes Interesse erloschen ist.

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