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DER MENTOR DER KAISERIN. Von Egbert Silv a-Tarouca. Amalthea-Verlag. Wien. 300 Seiten mit 44 Abbildungen, 4 Farbbildern und einer Ahnentafel. Preis 176 S

Unter den Ländern des westlichen Kulturkreises, wo die Errungenschaften der modernen Technik und die ins Ungemessene gesteigerte Spekulation auf ihre künftigen Leistungen das geistige Potential der Allgemeinheit allzusehr in Anspruch nehmen, bildet Österreich keine Ausnahme. Daß es hier vor allem die monumentale Geschichte unseres Vaterlandes ist, die aus dem Blickfeld der Interessen und dem Bewußtsein einer durch technisches Können faszinierten Generation weitgehend verdrängt wurde, ist eine der bedenklichsten Erscheinungen dieser Zeit. Freilich, verantwortlich Hierfür ist nicht allein die fortschreitende Vertechnisierung und Vtrmateriali-sierung des Lebens weitester Kreise. Zu oft und zu gründlich ist das wahre Bild der österreichischen Geschichte verzerrt worden; beginnend schon im vergangenen Jahrhundert, als es bei den Geschichtsschreibern und Geschichtslehrern üblich wurde, das

WOZU EIN KONZIL?

Ein Bildheft aus der Reihe „LEBENDIGE KIRCHE“. Herausgegeben von P. Ernst Schnydrig und P. Dr. Ernst Roetheli Preis S 5.45

Das neue vatikanische Konzil kann für unser religiöses Leben einmal von größter Bedeutung sein. Es ist deshalb wichtig für den einzelnen, zunächst einmal Verständnis für das Wesen eines allgemeinen Konzils überhaupt zu gewinnen. Deshalb beschäftigt sich unser Bildheft nicht nur mit der Frage: „Wozu ein Konzil?“, sondern gibt vielmehr Antwort darauf, was denn ein Konzil grundsätzlich ist, und zieht dafür einige der großen Kirchenversammlungen als Beispiele heran. Dann führt es dem Leser die Bedeutung des kommenden Konzils vor Augen, um ihm begreiflich zu machen, daß wir die Anliegen des Konzils auch zu den unsrigen machen müssen.

In allen katholischen Buchhandlungen Auslieferung Herold, Wien VII historische Geschehen auf österreichischer Erde bloß durch die Brille der preußischen Hofhistoriographie zu betrachten, bis in unsere Tage unter dem Einfluß jener, die im uneingestandenen Gefühl ihrer Unsicherheit als schwächliche Epigonen vergessen zu machen suchen, daß der Anfang der Geschichte Österreichs weiter zurückliegt, als der 12. November 1918; sie reden zwar gern vom heutigen, kleinen Österreich als einer kulturellen Großmacht, denken aber nicht daran, zuzugeben, daß es das Erbe aus großer, kaiserlicher Vergangenheit ist, auf dem diese behauptete Großmachtstellung beruht, ebenso wie auch die vielleicht liebenswürdigste Eigenheit des österreichischen Volkes, der vielzitierte österreichische Charme, der sich eben nur in der von der Casa d'Austria ausgestrahlten Atmosphäre entwickeln konnte. Um so mehr ist jedes Unternehmen zu begrüßen, welches dazu dienen kann, das Interesse für die Geschichte unseres Landes und Volkes, die jahrhundertelang Weltgeschichte gewesen ist, zu beleben und das Wissen um ihren wahren Inhalt zu verbreiten.

Diesem Ziel, das sei hier vorgreifend vermerkt, entspricht Silva-Taroucas Werk über den „Mentor der Kaiserin“ in hohem Maße. Im Vordergrund seiner Darstellung steht der portugiesische Edelmann, der, kaum dem Knabenalter entwachsen, bei Nacht und

Nebel die Heimat verläßt, um im kaiserlichen Heer unter Prinz Eugen gegen den osmanischen Erbfeind zu ziehen. Von da ab, nach wacker bestandener Feuerprobe in den siegreichen Schlachten bei Peter-wardein und Belgrad, bleibt sein Leben und Wirken untrennbar mit dem Haus Österreich verbunden. In Wien macht dieser „soprafino kluge Portugiese“, wie Manuel Teles da Silva teils ehrlich anerkennend, teils wohl auch in nicht ganz freundlicher Absicht genannt wird, alsbald Karriere. Er wird Mitglied, später Präsident des Niederländischen Rats, der in Wien amtierenden Behörde, die mit den Angelegenheiten der ehemals spanischen, dsmn österreichischen Niederlande befaßt ist. Aber sein eigentliches Lebenswerk beginnt erst nach dem Tod Karls VI., als ihn die jugendliche Tochter und Erbin des letzten Habsburgers, bedrängt von einer Welt raubgieriger Feinde, unter denen an Perfidie der Preußenkönig Friedrich II. alle anderen übertrifft, zu ihrem „Privat-minister“ ernennt, ihrem weltlichen Seelenführer, mit der Auflage, ihr immer und unter allen Umständen die ungeschminkte Wahrheit zu sagen. Wie der so bestellte Mentor einen Auftrag erfüllt hat, der für die Seelengröße Maria Theresias ebenso zeugt wie für den Mut und das Pflichtgefühl dessen, der ihn übernahm, mit welcher Sorgfalt, Umsicht und

Gewissenhaftigkeit und wie entscheidend er durch Rat und Tat dazu beigetragen hat, die Persönlichkeit der Kaiserin zu einer Herrschergestalt überragender Größe zu entwickeln, wird hier in ergreifender und zugleich humorvoller Weise zum Ausdruck gebracht, und mit einer Anschaulichkeit, die den Leser mitten hineinstellt ins theresianische Leben und ihn teilnehmen läßt am welthistorischen Geschehen jener bewegten Epoche. Der Autor ist zu einem Werk zu beglückwünschen, welches bei aller wissenschaftlichen Präzision jeden Gebildeten fesseln wird wie ein höchst spannender Roman und das nicht nur eine wertvolle Ergänzung der Literatur über die Männer um Maria Theresia bildet, sondern über sein eigentliches Thema hinaus zu mancherlei historischen Betrachtungen anregt; so etwa über die Frage, ob der Siebenjährige Krieg einen glücklicheren Ausgang genommen haben würde, wenn Kaunitz, statt ein völlig wertloses Bündnis mit Frankreich zu schließen, den damals kaum noch aussichtsvollen Versuch gemacht hätte, England zu einer effektiven Unterstützung Österreichs gegen Preußen zu bewegen.

Besonders hervorzuheben ist auch die vorzügliche Ausstattung dieses Buches und die Beigabe zahlreicher Bilder, die weiteren Kreisen bisher unbekannt waren.

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