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IM STREIFLICHT

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\/OR uns liegt ein mutiger, männlicher Leit-* aufsatz des „Vorarlberger Volksblattes“ vom 20. Oktober, in dem Landeshauptmann I 1 g offenherzig seine Initiative bei dem Landesverbot des Filmes „Falsche Scham“ bekennt und begründet. Vor uns liegt auch eine bissige Glosse des im allgemeinen die Interessen der Filmleute mit sympathischer Nachdrücklichkeit vertretenden Zentralorgans der österreichischen Filmwirtschaft. Ob das letztere Organ diesmal diese Interessen richtig vertreten hat? Es ist das gute Recht des Landesherrn, in seinem Lande zum Rechten zu sehen. Was dieses Recht in seinem Bereiche ist,' ist von Wien aus schwerlich immer so ganz klar zu beurteilen. Es gibt ein Gemeinsames und es gibt — gottlob gerade in Oesterreich — in Kleid und Sitte, Farben und Stufen. Man sollte sie nicht ins einförmige Grau des „Kultur-Zentralismus“ einschmelzen. Man sollte mindestens des anderen Art und Brauch achten und nicht herabsetzen. Der „silberne Kodex“-liegt nicht in Wien.

“TvAS Theater in der Josefstadt will zu Max Reinhardt zurückkehren. Die neue Leitung hat beschlossen, die kommende Spielzeit in seinem Gedenken zu beginnen, und prominente Bühnenkünstler des Auslands, die einmal unter Reinhardt hier spielten, eingeladen, als außerordentliche Mitglieder dem Theater beizutreten. Das soll ihr Auftreten, allen Devisenschwierigkeiten zum Trotz, ermöglichen, indem es aus der Not eine Ehre, aus der Berufung eine Verpflichtung macht. So leitet der Genius des Verstorbenen besser, als Lebende es vermöchten, die Geschicke „seines“ Theaters weiter ...

RFREULICHE Worte fielen in Graz. Der Bundesminister für Handel eröffnete die Herbstausstellung des Grazer Künstlerhauses. Es sei nicht Sache eines Handelsministers, so sagte er, Programmatisches zur modernen Kunst zu verkünden. Man möge mit seiner persönlichen Ansicht vorliebnehmen. Und diese gehe dahin, die Künstler frei und ungehindert gewähren zu lassen. Ein endgültiges Urteil über ihre Arbeiten würden erst die kommenden Generationen sprechen können

“17“ ORDRINGLICHE Aufgabe der Kritik muß es sein, dem Publikum das Kunstwerk deutlich zu machen: Entlegenes nahezubringen, Verschlüsseltes zu erschließen. Der Sender Rot-Weiß-Rot hat neulich — an Stelle eines Referates

— die Ausstellung Moldovan-Pillhofer in der Galerie Würthle besucht und Besuchern das Wort gegeben, die so zu einzelnen Arbeiten Stellung nehmen und die sich dabei ergebenden Fragen formulieren konnten. Diese wurden dann von einem, der es wissen muß — einem Kritiker also

— beantwortet und ausführlich erläutert. Ein Gedanke, der geeignet erscheint, uns mit der Zeit von den nichtssagenden Referaten diverser Kunstreporter zu bewahren.

““ERSTUMMT ist seit geraumer Zeit jener laute und selten in sachlicher Art geführte Streit um die „moderne Kunst“, an dem schon die Fragestellung falsch war. Wir wissen nicht, worauf das zurückzuführen ist; wahrscheinlich werden auch hier mehrere Gründe zugleich das freundliche Ergebnis bewirkt haben: die materielle Lage vieler Künstler hat sich — wenn auch nur im bescheidensten und jeder anderen Berufsgruppe unerträglich scheinenden Maß — entspannt; die sogenannten „Modernen“ haben eine Reihe schöner Auslandserfolge erzielt und sind wohl auch ihrerseits ein bißchen weniger streitbar geworden, weil dem einen oder anderen aus ihrer Reihe die Zeit allmählich recht zu geben beginnt. Jedenfalls; es herrscht Ruhe zwischen den beiden Lagern. Und das kann jedem Kunstfreund nur recht und der Kunst nur nützlich sein.

TAER Film ist und bleibt in arster Linie ein Ver-gnügen für das Volk, und zwai das Vergnügen par excellence“, schreibt P. L. Lunders OP. im „Filmdienst“, dem Organ der katholischen Filmkommission füt Deutschland. „Mißtrauen wir deshalb zu viel gutem Willen, und geben wir uns nicht der Versuchung oder dem leisen Wunsch hin, unsere Kinotheater in Unterrichtslokale und Bethäuser umwandeln zu sollen.“ Man neige in gewissen Kreisen dazu, das Problem des guten Films nur unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten, heißt es in dem Artikel weiter. Für gewisse Leute könne ein christlicher Film nur in der Darstellung Christi bestehen, in einer Heiligenlegende oder Konversionsgeschichte, auf jeden Fall wenigstens in einer Geschichte mit möglichst vielen Geistlichen und Gebeten. In der Herstellung solcher religiöser Tendenzfilme das Idealziel- der Filmproduktion zu erblicken, wäre nach Ansicht P. Lunders eine optische Täuschung, die „uns die Augen kosten könnte“. — Das ist ein kluges Wort eines bedeutenden Praktikers der Seelsorge und des Films, das sich in erfreulicher Weise mit den Grundsätzen der Katholischen Filmkommission in Oesterreich deckt — auf den religiösen Filmfestwochen wurde immer wieder vor Ueberfor-derungen gewarnt und das Augenmerk auf die Hauptaufgabe gelenkt: die Fabel des Durchschnittsfilms, den „Wochentags-“, nicht den „Feiertagskonsum“ der Massen von unbekömmlichen Würzen zu reinigen und möglichst in Einklang mit lebendiger, zeitnaher christlicher Grundlebenshaltung zu bringen.

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