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DIE HÖHLE. Roman. Von Tito Colliander. Verlag Josef Knecht, Carolusdruckerei, Frankfurt am Main. 247 Seiten. Preis 80.25 S.

Der dreifache finnische Staatspreisträger legt hier einen Roman vor, der von der Kraft einfachen Stils Zeugnis ablegt. Das Thema allerdings, eine sehr komplizierte Geschichte einer zerrütteten Ehe. psycho- logisierend aufgefaßt, entzog sich dieser Diktion und entläßt den Leser unzufrieden. Einige schöne Landschaftsschilderungen sind ein schwacher Ersatz für die fehlende Homogenität des Buches.

DER BARON AllF DEN BÄUMEN.

Roman von Italo Calvino. S.-Fischer- Verlag, Frankfurt am Main. 310 Seiten. Preis 16.80 DM.

Naiv und doch weise, skurril und doch voll tiefer Lehren ist dieser heiter-phantastische Roman, der in ruhiger, konventionell erscheinender, doch geistreich funkelnder Sprache erzählt ist. Cosimo di Rondo, der als Zwölfjähriger beschließt, hinfort auf Bäumen zu leben, um eine bessere Welt zu finden, bleibt seinem Entschluß zur Freude des Lesers bis zu seinem Tode treu und besteht eine Fülle munterer und ernster Abenteuer. Ein modernes Märchen für Besinnliche.

ZWISCHEN ESKIMO UND IGOROTEN.

Von Hans Huebmer: Steyler-Verlags- buchhandlung, Kaldenkirchen. 303 Seiten. Preis 10.80 DM.

Island, Grönland, der Mittlere Osten, Indien und Japan werden dem Leser unter dem Motto „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er nicht nur erzählen, er soll und muß es sogar“ in gedrängter Schilderung vorgestellt, wozu auch zahlreiche Bilder dienen. Der Verfasser fußt auf eigenen Erfahrungen und zum Teil auch auf seltenen, bisher kaum erschlossenen Quellen.

Johann A. B o e c k

DER SINN DES FRIEDENS. Von Eugen Biser. Kösel-Verlag, München. 234 Seiten. Preis 14.80 DM.

Das besondere Verdienst des Buches ist, daß es fast die ganze Tradition über den Frieden gesammelt hat, von den Evangelien zu den Kirchenvätern, zu den Scholastikern, bis zum Höhepunkt in Nikolaus von Kues (wie ihn Biser mit Recht in „de pace fidei“ sieht). Luther, Kalvin, Jakob Böhme erscheinen freilich kaum. So überwiegt Prophetia und Utopie des „Friedens", d. h. die alexandrinische Sicht, in der ein synthetischer Frieden erscheint. Die Sicht eines „Friedens mitten im Widerspruch“ ist gewiß lebendig in der Sichtung Nikolaus’ von Kues: „wie Er (Christus, nach der Christusspekulation) die gottmenschliche Vereinbarung aller Gegensätze verkörpert, so leidet Er in

Seiner Passion die großen Widersprüche, die das Dasein zerreißen, in sich zu Ende" (S. 221 f.). Aber Biser kann sich nicht entschließen, diese Sichtung zur Grundstruktur seiner Arbeit zu machen. Eine „Friedens“-Theologie kann nur dann glücken, wenn sie den Endzeitreden des Herrn folgt: daß die reale Geschichte immer mehr eine katastrophische wird, die unmittelbar in die Wiederkunft des Herrn ausmündet, der allein der Frieden „ist“. Alles andere sind Wunschträume.

DIE VISIONEN DES NIKLAUS VON FLÜE. Von M. L. von Franz. Rascher- Verlag. Zürich. 130 Seiten. Preis 18.30 DM.

Jung und seiner Jüngerschaft ist, auf der einen Seite, eine psychologistische Reduktion aller Religionen auf solche kosmisch-psychische „Archetypen“ gemeinsam, die nur nach außen das Materiale von Mythos und Offenbarung wahren, im Inneren aber dieses Materiale auf eine formale Typik zurückführen (Inversion-Extraversion). Auf der anderen Seite aber ist man bemüht, gerade alles Katholische von den Archetypen her zu verstehen und zu deuten. Dieser doppelten Tendenz ist der weitgehende Einfluß eines „Jungianismus“ zuzuschreiben. So weiß Franz das Kosmische in der Mystik von Niklaus von Flüe gut herauszuarbeiten (wobei freilich die reale Tätigkeit des Seligen in seiner Schweiz entfällt). Aber zuletzt ist ihm Niklaus „ein urtümliches ,pattem’ (Modell) des Individuationsprozesses auf höherer Stufe“ (S. 130).

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