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Kulturnotizen

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• Klagenfwrt zeigt im November zwei Galerie-Ausstellungen. Heide Hildebrand präsentiert in der Wiesbadenerstraße den Schweizer Heinz Müller mit geometrischen Mustern und fauvistischen Farben. Die neue Galerie des Vergolders Slama stellt die „Gegenständlichen“ Bauer, Florian und Mahringer aus, von denen Mahringer der interessanteste Maler ist.

• Im Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht hat die österreichische Galerie in Zusammenarbeit mit mehreren Wiener Sammlungen und Institutionen für Bulgarien eine große Ausstellung unter dem Titel „Ferdinand Georg Waldmüller und seine Zeit“ zusammengestellt, die bis Anfang Dezember in der Nationalgalerie von Sofia gezeigt wird. — Ein ausführlicher reichbebflderter Katalog in bulgarischer Sprache wird das Verständnis für die Kunst Waldmüllers sicher vertiefen.

• In dem Georg-Büchner-Essay „Fatalität der Geschichte?' („Furche“ Nr. 46, Seite 14) muß es im zweiten Absatz heißen: „ ... kein armer Prolet mit Wollschal um den Hals und zerrissenen Schuhen.“

Eine magere Woche im Fernsehen. Das soll vorerst bloß eine Feststellung sein, weniger ein Klagen und schon gar keine Anschuldigung. Denn erstens sind bekanntlich die Geschmäcker sehr verschieden, und was dem einen als trockene, magere Kost vorkommen mag, bedeutet für den anderen vielleicht einen köstlichen Leckerbissen, und zweitens kann uns das Fernsehen nicht immer auf eine üppig bestückte Tafel einladen.

Wie steht es übrigens mit den Eigenproduktionen? Gelegentlich sickert etwas aus der Fernsehdirektion durch und wir lesen es dann in den Massenblättern. Die Eigenproduktionen des österreichischen Fernsehens hatten im allgemeinen, was die technische und schauspielerische Durchführung betrifft, einen guten Ruf, wenngleich eine gewisse Tendenz zu einem moralischen Nihilismus in der Vergangenheit nicht zu übersehen war. Nun aber sind hier neue Männer am Werk, und es wäre interessant, bald zu wissen, oder noch besser gesagt, bald zu sehen, in welchen dramaturgischen und geistigen Bahnen das österreichische Fernsehen Fernsehspiele produziert.

Einstweilen sind wir natürlich im wesentlichen auf den Import aus Deutschland angewiesen. Wenn vorhin von einer gewissen Tendenz zum moralischen und weltanschaulichen Nihilismus bei den Fernsehspielen österreichischer Produktion die Rede war, so ist eine solche Tendenz auch im Deutschen Fernsehen, und zwar dort in noch verstärkterem Maße zu spüren. Dort ist sie aber insofern erklärlich, da das Deutsche Fernsehen doch weitgehend in Händen jener frei-schwebenden linken Intetligentsia ist, die zum Staat, zur Gesellschaft, zu dem, was sie als politische „Ordnungs“'-Faktoren betrachten, und worunter sie auch Kirche, Moral und Sittengesetz miteinbeziehen, in bewußter Opposition steht. Das alles aber gibt es in Österreich nicht, wobei es dahingestellt bleibt, ob es nur gut ist, daß es so etwas nicht gibt.

Das letzte deutsche Fernsehspiel, das wir in der vergangenen Woche sahen, hieß „C am p in g platz“ und war eine sehr gute Analyse der Trostlosigkeit, der Sinnlosigkeit des Lebens in der modernen Gesellschaft, abgehandelt am Beispiel der Trostlosigkeit und Sinnlosigkeit des Massentourismus. Die turbulente Öde auf einem überfüllten Campingplatz kam ebensogut zum Ausdruck wie die geistige Leere der Menschen, aus der sich eine Frau in ein Abenteuer locken läßt, das aber ebensowenig hält, was es verspricht, wie alle anderen Vergnügungen eines neudeutschen Weekends.

Daneben gab es in der vergangenen Woche noch zwei Theater-Übertragungen. Einen Anzengruber, „Die große S chul d“, aus der Löwinger-Bühne und Sartres Fassung der „Troer innen“ des Euripides aus dem Volkstheater. Letztere wurde am Donnerstag ausgestrahlt, einem der zwei Tage, an dem es kein Ausweichen ins Zweite Programm gibt. Vielleicht sind es pädagogische Gründe, die die Programmdirektion veranlassen, gerade an solchen Tagen im Hauptprogramm ein Stück zu senden, das bei all seinen literarischen QuatitÄ-ten doch nur einen sehr geringen Teil des Fernsehpublikums ansprechen wird. Wem's nicht gefällt oder wer nicht mitkommt, der soll sich nicht in ein zweites Programm flüchten, der soll eben abdrehen und einen Abend Pause machen. Wird ihm nur gut tun. Gewiß auch ein Standpunkt und ein so unebener nicht.

Wieder einmal Stadtgespräche, des Fernsehdirektors liebstes Kind. Hier kann er zeigen, wie sehr er in der Branche zu Hause ist und wie sehr er es versteht, auch einen großen Kreis in Bann und in Zaum zu halten. Es ging um die Frage, ob in Österreich ein Trend zum Zweiparteiensystem festzustellen sei. Darüber wurde weniger gesprochen, wohl aber wurde allgemein erklärt, daß eine solche Entwicklung zu bedauern wäre. Es liegt also am Wdhl-volk, ob es die Konsequenzen aus solchen Wünschen zieht. Am Podium stach vor allem der Salzburger ÖVP-Abgeordnete Glaser durch Sachlichkeit und Schlagfertigkeit hervor. Im Publikum waren es die Kommunisten, die begreiflicherweise die Möglichkeit, vor der Kamera zu sprechen, wahrnahmen.

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