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Literatur

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Farben und Frauen. Ein Makart-Roman. Von Hilde Knobloch. Paul Zsolnay Verlag, Wien. 279 Seiten. 7 Abb. Preis 69 S.

Der Stabreim im Titel hilft nicht darüber hinweg, daß diese Makart-Geschichte recht Ungereimtes enthält. Oft muß man ja bei historischen Romanen die schwächere Komponente zugunsten der stärkeren tolerieren; aber dieses Werk ist weder historisch noch ein guter Roman Da wird ein Wesen beschrieben, das ein Mensch und ein Künstler sein soll, das aber ebenso wie seine Llm- gebung durch und durch als literarisches Klischee erscheint. Und was die (wenn man so sagen darf) kunsthistorischen Details betrifft- So distanzlos wie die Verfasserin stand man den Bildern Makarts selbst vor achtzig, neunzig Jahren nur vereinzelt gegenüber. Dazu kommt wiederholt eine betrüblich falsche Ausdrucksweise. Da wird eine Rose „von vorn und von rückwärts" angeschaut, und man bedauert die stilistische Inkonsequenz, die es zwar unterläßt, etwas richtigerweise von vorne und von hinten zu betrachten, aber doch davor zurückscheut, die sonderbare Blume — wenn schon, denn schon — „von vorwärts und von rückwärts" zu beschreiben. Freilich, „der Mutter Auge ist in Salzburg", woraus der Leser schließen soll, daß auch die übrigen Körperteile Anna Makarts abgereist sind. Es war gewiß schön von Pater Mayerhofer, daß er „Lanze auf Lanze" für den Sünder Makart brach. Aber wie gut war dieser Makart doch bei allen seinen Schwächen, im Vergleich zu dem vorliegenden Lebensroman!

Edwin Hartl

Verse aus Aquafredda. Von Humbert Fink. Verlag Ferdinand Kleinmayr, Klagenfurt. Förderungsausgabe. 32 Seiten.

Der Verlag Kleinmayr, ausgezeichnet mit dem Staatspreis für Verleger, stellt in Humbert Fink einen jungen Dichter vor, der sich in keine literarische Strömung der Gegenwart einordnen läßt. Schon das ist, angesichts der allgemeinen Stilnachahmung und Bevorzugung konventioneller Reimereien ein dankenswertes Unternehmen, was sich nur um so mehr begrüßen läßt, als man in Humbert Fink einen jener Außenseiter kennenlernt, der sich zweifellos durchsetzen wird. In den Gedichten, die weit mehr als Impressionen sind,

ist es Fink gelungen, das Meer, die Sonne, die Straße, die Natur des Südens unmittelbar zu uns sprechen zu lassen, daß wir auf einmal Geschmack, Geruch und Farbe Italiens verspüren:

Die Felder sind brach. Ihre Leidenschaften in Scheunen verborgen.

Selbst an meiner Angel baut sich die Stille Nester.

Von den Bäumen gleitet sie in mein Haar.

Leuchtkäfer schreiben viele Fragen in den Wind.

Die Spuren der Sterne graben sich tief in den Himmel ein.

Und das Meer ist fruchtbar. ..

So will es fast scheinen, daß Fink sich selbst in ein Strauchwerk verwandelt hat, um die Natur belauschen zu können, oßne sie zu verändern. Denn die Erlebnisse, die hier in knappen Formulierungen zum Ausdruck drängen, sind nicht solche, wie sie jeder Italienreisende haben kann, sondern aus intuitiver Wesenserfassung erwachsen, die eine intensive Vertrautheit mit Wasser, Stein und Wind, den einfachen Dingen des Lebens voraussetzt. Die herbe Sprache, die verhaltene Kraft der Aussage — in gleicher Weise sensibel und unkompliziert — geben Zeugnis von einem schönen bis unentdeckten Stück Welt.

Wieland Schmied

Shakespeare und Mikes. Von Georg Mikes, mit Zeichnungen von David Langdon. Paul Zsolnay Verlag, Hamburg 1953. 164 Seiten. Preis 9 S.

„Ich glaube, ich bin halt auch so ein ewiger Schreiber, der nie etwas schafft, das der Mühe wert ist, und kein anderes Verdienst hat als das, daß er (und noch einige hunderttausend andere) die Literatur am Leben erhalten. Einer, der nichts zu sagen hat, aber den unwiderstehlichen Drang in sich fühlt, das zu sagen." Diese Selbstkritik, vom Autor auf Seite 18 dieses Buches gegeben, ist nicht ganz gerecht. Sie müßte eher lauten: „ … einer, der möglicherweise nicht viel zu sagen hat, aber genug Können besitzt, um es höchst amüsant zu sagen." Und sich damit nicht nur um den Weiterbestand der heiteren Literatur gewisse Verdienste erwirbt, sondern seinen Lesern etliche vergnügte Stunden bereitet.

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