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Lyrik des Abendlandes

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Lyrik des Abendlandes. Carl-Hanser-Verlag, München 747 Seiten. — „Das trunkene Schiff“ und andere französische Gedichte von Chenier bis Mallarme. Deutsch von Wilhelm Hausenstein. 213 Seiten. — Charles Baudelaire. Ausgewählte Gedichte. Deutsch von Wilhelm Hausenstein. 305 Seiten. — Beide im Verlag Karl Alber, Frelburg-München

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Lyrik des Abendlandes. Carl-Hanser-Verlag, München 747 Seiten. — „Das trunkene Schiff“ und andere französische Gedichte von Chenier bis Mallarme. Deutsch von Wilhelm Hausenstein. 213 Seiten. — Charles Baudelaire. Ausgewählte Gedichte. Deutsch von Wilhelm Hausenstein. 305 Seiten. — Beide im Verlag Karl Alber, Frelburg-München

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Die vorliegende Auswahl deutscher Uber-tragungen von Gedichten aller abendländischen Völker, von den frühesten Homerischen Hymnen bis zu Valöry,. wurde von Georg Britting gemeinsam mit Hans Hennecke, Curt Hohoff und Karl Voßler besorgt und von Hohoff mit Anmerkungen und einem Nachwort versehen. Der Begriff des Abendlandes wird von den Herausgebern als ein kultureller weit gefaßt, indem sie auch Amerika in diese Anthologie hereinnahmen. „Abendland“, ursprünglich auf die, im engeren Sinn, mittelmeerische Kultur beschränkt, iet heute dort, „wo Dome und Kathedralen stehen“. Die geistige Kontinuität schließt als letzte Phase die klassisch-romantische Zeit Deutschlands ein. In dem, was nachher kommt, kündigt sich ein Neues an. Innerhalb dieses Zeitraumes unterscheidet der Herausgeber zwischen den beiden Typen der .Traditionalisten“, deren Redeweise durch Vorbilder und Bindungen aller Art bestimmt wird, und den .Urdichtern“, die unmittelbar die geheimnisvolle Entsprechung von Gefühl, Ding und Sprache auszudrücken bestrebt sind. — Die Qualität und Vollständigkeit einer soldren Anthologie 6teht und fällt mit den Ubersetzungen. — Und hier zeigte es sich, daß es kaum ein belangvolles Werk einer europäischen Nationalliteratur gibt, das nicht in Deutsche übertragen worden wäre. Wohl mag man zwischen Übersetzungen, die um der Mit-tuilung und anderen, die um der deutschen Sprache willen gemacht wurden, unterscheiden. Doch ist diese Differenzierung weniger wichtig als der Rang, das Angemessene der Nachdichtung. In dieser Hinsicht bezeichnen Rilke, George, Borchardt und Schröder — bei aller Eigenwilligkeit ihres Stiles, den man zuweilen auch als gewaltsam empfinden mag — eine neue Phase und ihre Übertragungen erscheinen als die ersten wirklichen Eindeutschungen (wenn wir von Hölderlin und ernigen anderen frühen Übersetzern absehen). Die Auswahl, welche die Lebenden ausschließt, klingt mit Gedichten dreier österreichei aus (Werfel, Trakl und Weinheber). Das Verzeichnis der Dichter am Ende de* repräsentativen Dünndruckbandes (Seite 674 bis 740) stellt einen fast vollständigen Abriß der abendländischen Lyrik dar.

Der bekannte Kunsthistoriker Wilhelm Hausenstein legt in einer zweisprachigen Ausgabe eine sehr persönliche Auswahl französischer Gedichte des 19. Jahrhundert vor,die Benno Helfenberg mit einem gedanken-reidren Vorwort über Ferne und Nähe der beiden Sprachen eingeleitet hat. Die Größe und innere Einheit des vielgeschmähten 19. Jahrhundert tritt in den Gedichten der folgenden Autoren überzeugend zutage: Chenier, Desbordes-Valmore, Lamartine, Vigny, Hugo, Nerval, Musset, Gautier, Lisle, Baudelaire, Banville, Heredia, Verlaine, Corbiere, Maupassant. Rimbaud, Moreas, Samain, Guerin und Mallarme, über die Technik der Übertragung hat Hausenstein in den ausführlichen Anmerkungen, welche den Band beschließen, genaue Rechenschaft abgelegt, überdies ist der Leser selbst in der Lage, an Hand des der deutschen Übertragung gegenübergestellten französischen Originals sich ein Urteil zu bilden Da Hausenstein sich mit Ausnahme der freien Behandlung der Zäsur im Alexandriner streng an das französische Versmaß hält, ergeben 6idi gewisse sprachliche Härten, zuweilen auch manieriert erscheinende Wendungen. Ein Blick in die Werkstatt des Übersetzers (man vergleiche etwa die Anmerkungen zui Verlaine-Übertragung, S. 197 ff, oder die zu Rimbaud, S. 200 ff.) überzeugt un jedoch davon, daß in vielem ein Maximum erreicht ist. Neunzehn zeitgenössische Dichterbildnisse schmücken den Band und verstärken — bei aller Verschiedenheit — den Eindruck vom geschlossenen Gesamtstil dieses Zeitalter.

Es wird vor allem vom persönlichen Geschmack des Lesers abhängen, nicht zuletzt auch von dem Bild, das er sich von Baudelaire macht, ob er der Übertragung Hausensteins, Stefan Georges oder einer anderen den Vorzug gibt. Unbestritten ist das eigene Profil der Hausensteinschen Nachdichtung und seine genaue Kenntnis des Baudelaireechen Werke. Das Haupanliegen des zweiten Teiles (Charles Baudelaire. Ein Versuch. S. 165 bis 2711 ist, Baudelaire als christlichen Dichter dazustel-len. Dieser Versuch wird immer wieder unternommen und ebenso entschieden widerlegt. Auch Hausenstein zitiert gewichtige Gegenstimmen, die mehr Beweiskraft zu haben scheinen als eine eigene Interpretation. Eine wertvolle Ergänzung bilden neunundzwanzig Tafeln mit Bildnissen Baudelaires und Handschriftproben. Anmerkungen zu den einzelnen Gedichten und Quellenangaben beschließen den gehaltvollen Band.

Beethoven. Sein Leben und Schäften Von Joseph August Lux. Sirius-Verlag, Salzburg. Mit 8 Abbildungen. 254 Seiten.

Joseph August Lux war — wenn wir in diesem Zusammenhang vom Dichter abgesehen — einer der fruchtbarsten und erfolgreichsten Schriftsteller aus dem alten Osterreich Besonders begabt war er zum Popu-larisator. Eine Geschichtsepoche, eine große Persönlichkeit den breiten Leserschichten faßlich und anschaulich darzustellen, war einer seiner Aufträge. Er wurde in dieser Hinsicht so etwas wie ein Stefan Zweig für den kleinen Mann. Beethoven hat er einen Roman gewidmet. .Beethovens unsterbliche Geliebte“, der fast zweihunderttausend Abnehmer fand, und die vorliegende Lebens- und Werkgesdnchte. die in der Deutschen Buchgemeinschaft seinerzeit gegen fünfzigtausend Leser erreicht hatte. Die Wiederauflage dieses Volksbuches ist einmal sachlich begründet, denn es vermittelt, durch Briete und Dokumente aufgelockert, gemeinvei ständlich und lebendig ein Beethoven-Bild für den Hausgebraudii sie ist zugleich abei auch eine sinnvolle Ehrung des verdienstlichen Autor, der am 8.'April 1951 achtzig Jahre alt geworden wäre, eines Volkserziehers, den wir nicht vergessen wollen.

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