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Österreichische Kunde

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„In ihrem Leben, Wesen und Bekenntnis zeigte sich noch ein wunderbarer Abglanz vom alten, großen, unvergeßlichen Österreich." So beschließt Wilhelm Kosch seine, nun in zweiter Auflage erschienene Studie „Luise Freiin von Eichendorff in ihren Briefen an Adalbert Stifter“ (Wächter-Verlag, Nymwegen). Es ist eine ergreifende Skizze, die uns Kosch vom Leben und Sterben der Schwester des großen Romantikers entwirft, von ihrer unerschöpflichen Güte für Mensch und Tier, von der Einsamkeit ihres Herzens, in der ihr nach des Bruders Tod die Freundschaft mit dem grenzenlos verehrten und innig verstandenen Dichter aus dem Böhmerwald fast den einzigen Trost bot. — Genauer durchgezeichnet ist das Bild, das uns Dr. Otto Janda in dem weit umfangreicheren Bande ,,P e t e r Rosegger, ein Leben in seinen Briefen" (Verlag Hermann Böhlau, Graz) vom Lebenslauf des steirischen Volkserzählers durch Auswahl und getreue Anordnung vieler Briefe sowie durch Einfügung knapper Kommentare entwirft. Da diese Briefe einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren überspannen, zeigen sie uns Rosegger in seinen vielfältigen Beziehungen zu seiner Umwelt, und es spiegelt sich in ihnen auch manche Klärung, manche Erkenntnis früherer Irrtümer. — Fesselnden Einblick in eine österreichische Kulturepoche, die über jene Rosegger um eineinhalb Jahrzehnte hinausreicht, erschließt die wertvolle Publikation „M eister und Meisterbriefe um Hermann Bahr“, mit welcher die Schriftenreihe „Museion“ nach längerer Unterbrechung fortgesetzt wird (H.-Bauer-Verlag, Wien). Damit beginnt unsere Nationalbibliothek die Verwertung des überaus reichen, vorläufig kaum erst flüchtig gesichteten Materials, das ihr durch die Eingliederung des Archivs Bahr-Mildenburg in die Theatersammlung zufloß, eines wahren Schatzes, dessen Gewinnung den jahrelangen Bemühungen Professor Dr. Gregors zu danken ist. Überzeugend verweist Professor B i ck, der Generaldirektor der Nationalbibliothek, in einem Vorwort auf die Bedeutung dieser Publikaton. Dann erstattet Dr. Karl Ecker gewissermaßen einen Rechenschaftsbericht über die bisherige Tätigkeit der Theatersammlung, über die Dienste, welche sie der theatergeschichtlichen Wissenschaft und Forschung bereits erweisen konnte. Von Dr Josef Gregor eingeleitet und kommentiert, folgt eine reiche Auswahl aus Hermann Bahrs Tagebüchern und aus seinem Briefwechsel mit Richard Strauß, Hofmannsthal, Reinhardt, Kainz,

der Duse und der Mildenburg. Es bedarf kaum der Erwähnung, wie wertvoll die Dokumenu aller dieser Begegnungen nicht bloß für die Theaterforschung, sondern nicht minder für das allgemeine Interesse sind. .— Gleichfalls vom H.-Bauer-Verlag wurde Bahrs Roman „Das Theater“ neu aufgelegt, darin uns der Dichter weniger vermittelt von seinem Wissen um Gesetz und Wesen der Bühnenkunst als von seiner Vertrautheit mit den Sitten und wohl auch der Sittenlosigkeit des „Schauspielervölkcheas" einer bestimmten, offenbar etwas mittelmäßigen Bühne, mit einer Welt, die vielfach Halbwelt ist. Der Verlag Brüder Hollinek (Wien) setzt seine Bücherreihe „österreichische Heimat“ mit einem Bande „Ausgewählter Dichtungen“ von Franz Stelzhamer verdienstvoll fort. Die von Dr. Leo Kober eingeleitete und mit viel Bedacht besorgte Auswahl birgt als ihre Herzstücke den gedankenschweren Zyklus „Koni, gin Not" und die beiden herrlichen hexametrischen Epen „Da Soldodnvöda" und „D’Ahnl“. Obwohl Stelzhamer als Erzähler nicht eben in der vordersten Reihe steht, wurden, um ihm gerechte Einschätzung auch auf diesem Gebiete zu sichern, einige Stücke aus seiner Prosa in der „Hochsprache“ (Schriftdeutsch) aufgenommen sowie etliche seiner feinsinnigen und klugen Aphorismen. — Aus der Urzeit Österreichs bringt uns Richard Pittioni mit einem Roman ..Der Berg fürst“ (Verlag Karl Kühne, Wien) gern vernommene Kunde. Der bekannte urgeschichtliche Wissenschaftler wirbt damit in weiten Kreisen um Interesse für einen Gegenstand, der bisher wohl ausssthließlich den Leuten vom Fach Vorbehalten war, nämlich für die Geschichte der Erzgewinnung in der Frühzeit unserer Heimat. Da er in seiner weit ausholenden Erzählung die Ergebnisse exakter Forschung zugrunde legt, erhöht er sie bedeutsam über den Rang eines bloß willkürlichen Gebildes der Phantasie, einer aus den ungewissen Nebeln früher Jahrtausende geschöpften Vision. Mit liebevoller Gründlichkeit werden aus Fundbeständen die Vorgänge gedeutet, die zu den Anfängen des Kupferbergbaues in unseren Alpen geführt haben mögen, in den Gebirgen um Bischofshofen, St. Johann im Pongau und um Kitzbühel. Indem uns der Erzähler Einblick gewährt in die bereits hochentwickelte Kultur der Menschen der Bronzezeit, bereinigt er mancherlei unrichtige Vorstellungen, wie denn überhaupt dieses Buch unser heimatkundliches Wissen dankenswert bereichert.

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