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Östliches Christentum

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Byzantinisches Christentum, Von Hugo Ball. Benziger-Verlag, Einsiedeln-Zürich-Köln. 312 Seiten.

„Ich habe mich mit der Theologie eingelassen“, schrieb Hugo Ball 1921, „und sie läßt mich nicht mehr los.“ Dieser Satz läßt sich auch auf sein „Byzantinisches Christentum“ anwenden, das auf Grund ausführlicher, nachgelassener Korrekturen nun wieder in neuer Auflage vorliegt. Romano Guardini bezeichnete das Buch als einen „licht-sprühenden, grimmigen Angriff auf jene Geisteshaltung, die überall nur eines getan hat: durch Psychologismus und Historismus in Bedingtes zerklärt und das Uebernatürliche in Natürliches aufgelöst hat“. Die „Sprache Gottes“ entdeckt H. Ball aufs neue in den großen Byzantinern, loannes Klimax, Dionysius Areopagita und Simeon den Styliten. Was hier aus den alten Schatzkammern hervorgeholt wird, kann man nicht rasch lesen. Man muß über den gemeißelten Sätzen nachdenklich werden und zu meditieren anfangen. Aber gerade dies scheint uns ganz verlorengegangen zu sein. Daß das Säulenstehen einen Sinn hat, daß die himmlischen Hierarchien Wirklichkeit sind, daß der Mensch auf der „Paradiesesleiter“ emporsteigen muß, sind lauter Weckrufe an unsere Zeit, die die Meditation und damit die Theologie verloren hat. Und doch „ist die Theologie der Sammelpunkt aller Bestrebungen, die das Dasein erst lebenswert machen. Sie ist das Herz der Völker und das innerste Lebensmark. Sie ist die letzte Verteidigungslinie, auf der sich die großen Geschicke entscheiden“ (S. 159).

Geist und Leben der Ostkirche. Von Ernst Benz. In: Rowohlts deutscher Enzyklopädie, Band 40. 203 Seiten. Preis 1.90 DM.

Das Urteil über die Ostkirche war im Laufe der Jahrhunderte sehr verschieden, das Verständnis für sie nicht immer so groß wie in unseren Tagen. Benz hat sowohl die Beurteilung der Orthodoxie in der Geschichte wie ihrem Inhalt nach so dargestellt, daß wir klarer sehen, was Sinn und Eigenart der orthodoxen Christenheit sind. Besser und treffender hätte

Benz diese Absicht nicht verwirklichen können, als mit dem Beginn einer Abhandlung über die Ikone in der Ostkirche, diese „echte Erscheinung, Selbstabbildung, Selbstabdruck der himmlischen Urbilder“. Der ostische Akzent auf der Verklärung Christi und der Welt sowie die Betonung des Visionären und der Eschatologie könnten uns im Westen zur Durchdringung des eigenen Lebens anregen.

Sakramentalmystik der Ostkirche. Das Buch vom Leben in Christus. Von Nikolaus K a b a s i 1 a s. Uebersetzt von Gerhard Hoch. Herausgegeben und eingeleitet von Endre von I v ä n k a. Volksliturgisches Apostolat, Klosterneuburg. 147 Seiten.

Der Verfasser dieses Werkes? So um 1300 in Tessalonike geboren; 1354 wäre er beinahe Patriarch von Byzanz geworden; 1363 hat er sein letztes Dokument, einen Nachruf auf einen Verwandten, verfaßt — von da an weiß man nichts mehr von ihm. Nicht einmal, ob Nikolaus je Priester geworden war. Was tut's? In unserer hyperhistoristischen Zeit ist eine Biographie beinahe wichtiger als das Werk, und Nikolaus Kabasilas ist ein herrliches Gegenargument: unter Christen ist das „Was“ wichtiger als derjenige, der dies Werk uns hinterlassen hat — auch hier gilt die Brüderlichkeit: „Einer ist euer Meister, Christus!“

Das vorliegende Werk atmet noch den Duft der christlichen Mysterienreligion: Taufe, Firmung und Altarsakrament sind die Geheimnisse der Eingeweihten; aus diesen leben die Christen und finden durch diesen Mysterienvollzug die Form für das Christenleben. Das sechste Buch dieses Werkes, „Wie wir das Leben in Christo nach seinem Empfang (der heiligsten Eucharistie) aus den Mysterien bewahren“, enthält eine ■ „Uebersetzung“ der acht Seligkeiten aus dem Mysterium i n s Leben. Wer Opfer und Opfermahl unseres Herrn verstehen will, wie es hinter den historischen Formen gemeint war, sollte sich diese Betrachtungen vornehmen. Wer oftmals zum Opfermahl geht, muß dieses ebenso gescheite wie fromme Buch gelesen haben.

Diego Hanns- G o e t z OP.

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