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Resistance-Filme

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Der slowakische Film „V leie diery“ („Die Wolfsschlucht“) gehört in die Reihe der großen italienischen, französischen und polnischen Widerstandsfilme, mit denen uns einmalige Sonderaufführungen in den letzten beiden Jahren bekanntgemacht haben. Seine Wirkung geht nicht von einem revolutio-

nietenden St3 oder einer Starbeseraung aus, sondern von der starken Gesinnung und dem gepreßt vollen Stoff. Die Story greift in die Herbsterhebung 1944 gegen die deutsche Okkupation, von der authentische Aufnahmen aus Wochenschauen gezeigt werden, und erzählt von den vier Söhnen der Mutter Svrcina, sämtlich Partisanen, von denen nur einer die Befreiung erlebt. Eine berstende Fülle aufregender Ereignisse spannt den Zuschauer regelrecht auf die Folter. Dabei wirkt der unpathetische Tod einer Ärztin, die mit stoischer Ruhe von dem Giftbecher trinkt, um den Gegner, dem er vermeint ist, in Sicherheit zu wiegen, überzeugender als der etwas filmische Effekt der Selbstaufopferung eines Partisanen, der vom Fels der Wolfsschlucht, mit einem Bündel Handgranaten an den Leib gepreßt, vor das Getriebe eines gegnerischen Panzers springt. Möglich, daß uns hierzuland solcher Realismus überhaupt weniger liegt — auch „Cittä aperta“ gab bei der Wiener Sonderaufführung reichlich Diskussionsstoff —, trotzdem dürfen auch bei uns dem Geist und Können dieses Films Achtung und Anerkennung sicher sein.

Tiefere Wirkung geht von einem maßvolleren deutschen Film gleichen Themas aus: „Die letzt Nach t“. Er erzählt von einer tnagikumwitterten „letzten Nacht" an einem Brückenkopf in Frankreich, um den zwischen französischen Partisanen und der Sicherung einer riickflutenden deutschen Division ein Kampf auf Tod und Leben entbrennt. In diesen Stunden begegnet ein deutscher Offizier, durch ein bevorstehendes Sonderkommando den sicheren Tod vor Augen, einer ihm bis dahin völlig unbekannten neuen Welt: dem Geist der unbedingten Kriegsverneinung in Gestalt einer französischen Widerstandskämpferin. Der Schluß — der deutsche Offizier fällt dem Kriegsgericht zum Opfer, die Frau entkommt — ist wohl ehr sinnfällig, in einer überraschenden Wendung aber nicht vorbereitet, so wie auch da Motiv einer unbedingten, sozusagen abstrakten Friedensliebe im Munde einer tatverschworenen nationalen Partisanin einigermaßen seltsam klingt. Sonst aber atmet dieser Film durchgehends hohes Niveau in Spiel und Dialog. In der wortkargen Auseinandersetzung der beiden Hauptrollenträger meint man sekundenlang die vorgewitterstille Spannung von Vercors’ „Das Schweigen des Meeres“ zu spüren. In gespenstischem Kontrast dazu hebt sich die tolle Nachtpsychose der Truppe, die Untergangsstimmung des Generals und seines Adjutanten und das bittere Ende des verwundeten Partisanenführers ab. Die deutschen Offiziere und Mannschaften (besonders gut getroffen ein resignierter „alter Knochen“, Oberfeldwebel und hoffnungsloser Soldat) sind von unheimlicher Porträttreue, nicht Scheusale, Bestien, Zerrbilder, Filmfratzen, sondern, was sie, wie sie wirklich waren. Und gerade darum wirkt für uns dieser Film in seiner lautlosen, verhaltenen Tendenz stärker, erzieherischer als grelle Propagandatöne.

„Hyänen der Prärie" (amerikanisch) ist eine reichlich westliche und wilde Wildwestgeschichte aus der Zeit der Gründung des Staates Wyoming mit einer uns hier nicht recht verständlichen Gegnerschaft zwischen „Siedlern" und „Farmern" — wobei ungeklärt bleibt, wen von beiden der unzutreffende Filmtitel im Auge hat. Die Entscheidung darüber, ob die große Kolonisation des amerikanischen Westens tatsächlich so ausschließlich mit Faust und Revolver durchgeführt wurde, wie wir sie immer wieder in solchen Filmen sehen, muß Hollywood überlassen werden.

Abzulehnen als Ausgeburt einer entarteten Mordphantasie: „Das unheimlich Lied" (französisch).

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