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Von neuen Büchern

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„Castelmonto“, Novelle von Josef W e i n-g a r t n e r. Tyrolia, Innsbruck, 1946, 47 Seiten.

Der Propst von Innsbruck, der bekannte Kunst-gesdiichtler, auch als Dichter bewährt (er schrieb zwei Romane, einige Novellen und veröffentlidite in seinen Jugendjahren auch Gedichte), legt hier eine Erzählung vor, die ein Problem behandelt, das in unserer Literatur wohl noch nie gestaltet worden ist: Ein Priester verläßt seinen Beruf, heiratet, die Frau liegt (nach der Geburt eines toten Kindes) im Sterben und verlangt von ihm, da ein anderer Priester nicht erreichbar ist, daß er ihr die Beichte abnehmen und die Lossprechung erteile. Nun ist das aber dem Priester, wenn er selbst an einer Sünde des Beichtkindes mitschuldig ist, unter Drohung des Bannes verboten. Wie der Priester und Dichter, dem Leben erschlossen und menschenfreundlich, die heikle Sache anfaßt, in ruhigigelassener, schöner Sprache spannend erzählt, ein eigenes Erlebnis bei einer Frühlingswanderung durch Italien einschließt — das muß man lesen. Diese Novelle ist eine wertvolle Bereicherung unserer Literatur.

„Wort und Wahrheit“ — Monatsschrift für Religion und Kultur. Herausgegeben von O. Mauer und K. Strobl. Verlag Herder, Wien.

Schon im ersten Heft dieser Zeitschrift zeichnet sidi ein weitgespanntes Programm und ein universaler, also zuletzt katholischer Wille ab: Vom Kirchenvater Augustinus bis zu einer letzten Aufführung des Josefstädter Theaters in Wien — vom fragenden und gottsuchenden Menschen bis zum Prediger von Amts wegen — aus Heimat und Fremde — vom Denker, der auch in dieser Unordnung nach der Ordnung suchen muß, von der Stimme der Autorität bis zu der des mensdilichen und fraulidien Herzens, das schon wieder hoffen will, da es eben noch in jüngst vergangenen Schrecken stockte und stillzustehen drohte — vom todesnahen Grauen bis zur kraftvollen Gläubigkeit.

Man fühlt sich beim Vergleichen ertappt, da einem beim Blättern durch die Seiten auch einmal ausdrücklich der Name ,Hochland' begegnet.

Noch langen die erst befreiten und ausgehungerten Geister nach allen Früditen, wo immer sie geboten werden. Dieses Beginnen aber soll auch über die Krise hinaus bestehen bleiben, die über das Sprießen und Blühen im Blätterwalde unausweichlich kommen wird. So wünschen wir — und mehr ist beim ersten Heft billigerweise nicht möglich, aber der Anfang gibt hoffnungsvollen Anlaß dazu — daß um die jungen und wagemutigen Herausgeber sich bald viele Freunde zusammenschließen, die die Weite des Geistes lieben, den Mut der Wahrheit und die Schönheit des Wortes.

„Ostern — der königliche Tag.“ Von Abt Dr. Benedikt Reetz O. S. B. Verlag Herder, 1946, 172 Seiten.

Der Titel des Buches geht zurück auf ein Wort des hl. Gregor von Nazianz, der den Ostertag den König unter allen Tagen nennt. Kein Tag des Kirchenjahres wird mit einer solchen Fülle von Zeremonien, Gebeten, Lesungen und Liedern gefeiert wie der Ostertag. Nun aber ist gerade die Liturgie dieses Tages in der heutigen Form arg zerstört, weil die so sinngefüllte Liturgie der Osternacht auf den Karsamstagmorgen verlegt ist. Der Verfasser sieht von dieser historischen Verschiebung ab uncl entwickelt an Hand der heiligen Texte in leicht lesbarer Sprache das große Mysterium de; Osternacht. Sic wird eingeleitet durch die Lieh' weihe, ausgefüllt durch die Lesungen der Propheten und erreicht gegen Morgen den Höhepunkt in der Taufe und Eucharistie. Die Oster-nadit ist die Geburtsstunde des neuen, stolzen, sieghaften Christen. Die ganze folgende Woche entfaltet noch eingehender das Mysterium des Christseins. Das Buch ist geeignet, die große Sehnsucht nach der heiligen Osternacht der Christen wachzurufen. Neben der religiösen Einführung in das Christusmysterium der Taufe ist dies wohl das Hauptanliegen des Verfassers: „Wir alle dürfen es uns wünschen, daß diese Feier wieder zum Gemeingut der ganzen Kirche werde. Die Osternacht soll noch mehr werden als die Weihnacht, die ja nur den Anfang der Erlösung schenkt, während die Osternacht ihre Krönung und Vollendung ist.“ (Seite 43.)

„The Idea of Nature“. Von R. G. Colling-wood, Clarendon Press, Oxford 1945, 184 Seiten.

Diese aus dem Nachlaß von Professor Colling-wood herausgegebene Geschichte des Begriffes der Natur ist eine für englische Denker typisch klar geschriebene Übersicht über die Epochen der griechischen, der englischen und deutschen Naturphilosophie nach dem Ausgang des Mittelalters und der neuesten englischen Ansichten. Collingwöod, der seine Aufgabe als Historiker erfaßt, zeigt, wie zunächst die entscheidenden Probleme schon klar von den alten griechisdien Philosophen erkannt worden sind und widmet ihnen den verhältnismäßig größten Raum. Der Widerstreit zwischen einer lebendigen und einer mechanistischen Auffassung der Natur zieht sich von den ersten Denkern angefangen bis in die letzten Entwicklungen. Die eigene Stellungnahme Collingwoods ist in diesem Buche nidit mehr aufgenommen, da sie, wie der Herausgeber T. M. Knox mitteilt, ihm selbst nicht befriedigend erschienen waren. Als Historiker sieht Collingwöod die Methode des Naturphilosophierens in einem ständigen Oberbau empirischer Erfahrung durch logisches In-Beziehung-Setzen. Dementsprechend kann es eine grundsätzlidie Klärung des Begriffes der Natur nicht geben, da neue Erfahrungen neue Begriffe zur Folge haben Man kann daher auch nicht eine konstruktive Auswertung der neuesten Naturerkenntnis im Bereich der Physik erwarten. Die Anschauungen Heisenbergs und von Louis de Broglie über die Natur der Materie werden daher auch nur flüchtig erwähnt, da es d-m Historiker noch nicht gesidiert erscheint, ckß mit dem Nachweis, daß die klassischen physikalischen Gesetze, die zunächst die Anschauung von der Natur als mathematisch erfaßbar und des Begriffes eines Schöpfers entbehrlich gestatteten, im Bereich der Natur nicht in jeder Hinsicht gültig sind und daher von der Wissenschaft her Gott als die letzte Ursache nidit mehr entbehr-lidi erscheint. Collingwöod lehnt jedodi die Frage nach dem „Warum“ als kindlich ab. Trotz diesem Zurückschrecken vor letzten Fragen ist die Gründlichkeit der Arbeit ein entschiedener

Gewinn für den Leser, soferne er sidi mit einer geschichtlichen Darstellung begnügt. Bemerkt sei, daß dieses Buch in Kürze in der neueröffneten englischen Bibliothek in Wien, I., Freyung 1, aufliegen wird.

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