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Von neuen Büchern

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„Um Österreichs Volkskultur.“ Von Viktor von Geramb. Otto Müller Verlag, Salzburg 1946.

Ein herzerfreuendes Buch. Viktor von Geramb, dessen Lebenswerk die Nationalsozialisten vernichten wollten, hat hier als mutiger Bekenner wieder angeknüpft, wo man ihm das Werk aus der Hand schlug. So wie unter der Zwangsherrschaft, blieb er auch Jetzt fern aller Konjunktur und zeigt uns den Weg aus der Vergangenheit durch die Gegenwart in .die Zukunft. Es werden nicht nur Grundfragen der Volkskunde, sondern auch Grundfragen unserer Kultur und unserer Zeit behandelt, das Buch ist überlieferungsgetreu und zukunftsfreudig. Die Begriffe Volk, Kultur, Volkskultur und Hochkultur werden zu umschreiben gesucht. Höchst wichtig ist, was Geramb über Volksbildung und Volkshochschulen zu sagen hat, da er ja einer der erfahrensten Praktiker ist. Daß die Steiermark auf diesen Gebieten Vorbildliches geleistet hat, durch Hofrat Steinberger, Geramb selbst und anderen, ist viel zu wenig bekannt. Viel Treffendes wird gesagt über das Wesen österreichischen Volkstums und den Unterschied zu anderen deutschen Stämmen. Wenn Geramb auf die schiefe Darstellung österreichischen Wesens durch reichsdeutsche Volkskundler hinweist, so darf der Wiener wohl auch bescheiden vermerken, daß die Wiener nicht schuld daran sind, wenn eine kitschige Modeliteratur sie immer nur beim Heurigen sieht. Was Geramb über „Entpoliti-sierung des Lebens“ sagt, ist wohl allen ehrlichen Österreichern aus der Seele gesprochen.

Allen an Kulturfragen Interessierten sei das Buch anempfohlen. Wenn die Volkskunde weiter in die Tiefe geht, wenn sie erkennt, daß Kulturgemeinsamkeiten alle abendländisdien Völker verbinden, und zwar zumeist aus einer Zeit vor der Bildung der heutigen Volks- und Sprachgemeinsdiaften, dann wird sie eine grundlegende Wissenschaft für die Bildung eines abendländischen Gemeinschaftsgeistes.

Univ.-Prof. Dr. Dominik Josef W ö I f e 1

„Christus, die große Frage.“ Von Dr. Benedikt Reetz. Styria, Steirische Verlagsanstalt, Graz 1946.

Das Büchlein enthält den Text eines Vortrages, den der Abt von Seckau vor katholischen Akademikern in Graz gehalten hat. Jedes Christusbuch nimmt uns gefangen, denn Christus ist wirklich, wie Reetz sagt, das Herz und das Kernproblem der Welt. Der Verfasser entwickelt die Konsequenzen, die sich aus dem Leben und , der Gottheit Jesu ergeben. Er führt auch kurz die Beweise für die Gottheit Jesu an- Wo Persönliches anklingt, wirkt es am stärksten. Es ist schon so, daß nur e i n Beweis den modernen Mendien wirklich beeindruckt: unser Glaube. Sehr schön sind die “Zitate von Augustinus und Patrick. Das Papier und die Ausstattung sind friedensmäßig. Das Titelbild nach romanischen Vorbildern mit dem antlitzlosen Christus von Syszkowitz ist etwas eigenwillig. Das schöne Büchlein ist ein passendes Weihnachtgeschenk. Dr. F. Jantsch

„Der Harfner.“ Von Hannes Gr ab her. Vorarlberger Verlagsanstalt, Dornbirn 1946.

Fünf Gedichtkreise aus dem Sonntag des Herzens vom Blühen und Welken in der Sonne des Lebens und den Stürmen des Schicksals. Muttertreue und Mutterleid in gewohnten Bildern und Worten abgewandelt. Einfache Lieder, in denen sich die bescheidene Freude ländlich begrenzter Tage schlechthin spiegelt, gelten der Heimat Grabhers: Vgrarlberg.' Das Glück im Winkel ist es auch, zu dem die „Sprüche“ mahnen wollen. Uber dem ganzen Buch liegt ein unbe-sch werter Hauch. Trotz manchem perlenden Tränlein verlieren wir die Sicherheit nicht, daß in den nächsten Versen die frohe Laune wiederkehren wird. Es ist in ihnen keine tragische Auseinandersetzung, der Sinn des Lebens erscheint in keiner Weise problematisch. Wie „der Falter leicht sich schaukelt in der blauen Sommerluft“, so schweben die Verse von einem Gegenstand zum anderen. Hier ein bißchen nachdenklich,'da ein bißchen wehmütig, aber in allem sehr raschlebig und beeilt. Den volleren Ton ernster Verwunderung am Wunder des Lebens finden wir in dem Gedicht „Segen“. Die ganze Sammlung ist aus gutem Meinen in heller Aufmachung gestaltet. Es wird nicht ganz klar, wen der Harfner versinnbildet, dessen Saitenspiel die Lieder wiedergeben wollen.

Dr. Therese Kamenicky

„Die Söhne Napoleons.“ Liebesgeschichte um den Herzog von Reichstadt. Von Adele K m e n t. Bellaria-Verlag, Wien. '

Frau Kment ist ausgesprochene Volksschriftstellerin. Hochbegabt, mit einer reichen Erfindungsgabe, ausgestattet, strömen ihr die Einfälle von allen Seiten zu, sie erzählt und sie kann erzählen. In diesem Buch ersteht aus kleinen Kapitelchen ein figuren- und farbenreiches Mosaik. Zwei Mädchen aus gutbürger-lidiem Haus erleben Liebe, Leid und Freud. Erhebendes, Rührendes, Romantisches und Realistisches wechseln schnell und unvermittelt — wie im Leben. Der Stil ist völlig selbständig. Die Verfasserin schreibt, wie man in den Krei-len, in denen ihr Roman spielt, spricht. Sie trifft den Volkston auch innerlidi, in der Seele.

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