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Dazwischen lag der Krieg

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IN DIESEM LAND. Roman von John Knowles. Aus dem Amerikanischen. Snhrkamp Verlag, Frankfurt am Main. 236 Seiten. Preis 16.80 DM. — DAS DORF OHNE GELD. Roman von Roger Ikor. Aus dem Französischen. Kindler Verlag, München. 373 Seiten. Preis 19.80 DM.

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IN DIESEM LAND. Roman von John Knowles. Aus dem Amerikanischen. Snhrkamp Verlag, Frankfurt am Main. 236 Seiten. Preis 16.80 DM. — DAS DORF OHNE GELD. Roman von Roger Ikor. Aus dem Französischen. Kindler Verlag, München. 373 Seiten. Preis 19.80 DM.

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Der zweite Weltkrieg ist für die Vereinigten Staaten noch nicht Wirklichkeit geworden. Es ist die unsichere Zeit der Erwartung und des Vorbereitens, die John Knowles mit seinem Roman „In diesem Lande“ zu erfassen versucht. Zwei junge Leute an einer höheren Schule der USA beobachten mißtrauisch, wie das Kriegerische herankommt. Sie und ihre Altersgenossen lehnen es ab, mit gutem Gewissen dazu ja zu sagen. Eine andere Generation ist es, die Krieg zu führen wünscht: „Nur die fetten, alten Herren haben den Spaß davon.“ Viel wichtiger für die Jugend ist der Sport. Aber allmählich rückt der Krieg doch immer näher. Man sollte sich ernstlich damit befassein. Bei einem Unfall, der auf eine sportlich-friedliche Mutprobe folgt, büßt der eine der beiden Freunde das Leben ein. Muß der andere nun in die mörderische Maginotlinie? Dem Autor genügt es, uns ohne großen Aufwand an Handlung vorzutragen, wie die waffenfähigen Amerikaner von einem Feinde denken, der ihnen im Grunde unbekannt ist. Ums davon zu erzählen, ist die Aufgabe dieses Buches, das höchst bemerkenswerte Einblicke in die seelische Verfassung der skeptisch eingestellten jungen USA-Generation jener Tage gibt.

Nun aus Amerika nach Frankreich: Der Krieg ist zu Ende gegangen. Viele Strecken Frankreichs sind verwüstet zurückgeblieben. Und damit erscheint der rechte Augenblick für die Pläne des Phantasten Cläre, der Hauptfigur des Romans „Das Dorf ohne Geld“ von Roger Ikor. Die Schuld an allem Unheil, das über die Welt gekommen ist, trägt nach Cläres Meinung das Geld. Also wirbt er für die Idee, auf den Trümmern des Krieges Siedlungen zu schaffen, in denen es kein Geld gibt. Das Hirngespinst wird scheinbar Wirklichkeit. Cläre gewinnt den Architekten Fenns, über den Ruinen gute Häuser zu bauen. Eine hinreichende Zahl von Menschen verschiedener Wesensart wird hier seßhaft, eine dankbare und gut gelöste Aufgabe für den Schöpfer dieses merkwürdigen Buches. Eines Tages bricht jedoch das Abenteuer zusammen. Cläre

wird als Aufrührer und Verbrecher verfolgt. Fenns, der Architekt, hat rechtzeitig in seinen eigentlichen Beruf zurückgefunden. Die Grenze zwischen Scheinwelt und Wirklichkeit ist nun klar gezogen. Würde der Dichter auf weniger umständliche Art seine Gedanken vorbringen, so hätten wir noch mehr Vergnügen an den Utopien, von denen dieser Roman lebt.

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