6718568-1965_02_03.jpg
Digital In Arbeit

Franz Bernecker f

Werbung
Werbung
Werbung

Auf dem Friedhof des kleinen Ortes Hafnerbach am Rande des Dunkelsteiner Waldes wurde dieser Tage ein Mann zu Grabe getragen, dem das Heroldhaus zu großem Danke verpflichtet ist. Sein Lebenslauf ist ebenso für Altösterreich wie für eine Epoche charakteristisch, in der tätige und ideenreiche Persönlichkeiten, auch ohne allzu schweres Studiengepäck, vieles leisten und vieles erreichen konnten — auch wenn sie sich nicht der Politik verschrieben hatten.

Den jungen Franz Bernecker, der aus einem kleinen Orte in Oberösterreich stammte, zog es nach Wien. Seine Initiative und seine Kontaktfreudigkeit erleichterten ihm den Start: Er wurde, 25 Jahre alt, Herausgeber der politischen Zeitschrift „Großösterreich“ , deren kommerziellen und redaktionellen Dienst er fast allein bestritt. Der begabte Redakteur wußte sich einen beachtenswerten Kreis von angesehenen Mitarbeitern zu gewinnen. „Großösterreich wurde ein Organ, das in staatserhaltenden Kreisen mit meinungsbildend war und, wie man hörte, auch im „Belvedere geschätzt wurde. Aber die wirtschaftliche Basis war doch zu schmal, und so verschwand das Blatt durch Fusion.

Bernecker war damals schon mit Dr. Friedrich F und er näher bekannt, der ihn aus gegebenem Anlaß einlud, die Verwaltung der „Reichspost — im weitesten Sinne — zu übernehmen.

Es war 1912, und die ganze Arbeit an und um die „Reichspost geschah noch im kleinen Hause, Strozzi-gasse 41. Der Bau des neuen Hauses, Strozzigasse 8, und die damit verbundenen wirtschaftlichen Vorgänge fanden Bernecker schon an der Spitze der Finanz- und Zeitschriftenverwaltung.

Der erste Weltkrieg kam, darnach der Zusammenbruch der Donaumonarchie, der auch zum Verlust der von dem jungen Verlagsleiter in Südösterreich und in den Sudetenländern aufgebauten Absatzorganisation führte. Die Einpassung in den verkleinerten geographischen Rahmen bei gleichzeitigem Währungsverfall war schwierig. Doch es gelang durch Umwandlung der Rechtsform in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien kleine und kleinste Förderer als dauernde Teilhaber zu gewinnen. Die sich verschärfende Wirtschaftskrise stellte Aufgaben, zu deren Bewältigung man keine Präzedenzfälle heranziehen konnte, sie erforderten Improvisations- und Organisationsgabe. Prälat S eip el, der an Bernecker bald Gefallen gefunden hatte, fand sich oft mit ihm zur Arbeit zusammen; auch als für das christliche Volk das „Kleine Volksblatt geschaffen wurde. Nach dem Einmarsch der NS ließ man den gesinnungsstarken Mann noch einige Monate widerwillig gewähren. Dann wurde er unter „Hausverbot seines Amtes enthoben.

Er verließ Wien und ließ sich ganz auf einem Bauernhof im Dunkelsteiner Wald nieder, den er fünf Jahre vorher, eigentlich der wunderbaren Fernsicht zuliebe, erworben hatte. Der auf dem Lande Geborene folgte dem Gesetz, „nach dem er angetreten“ . Er war viel gereist, hatte eine gepflegte Bibliothek gesammelt, aber nun war er wieder Landwirt — Bauer. Das Anwesen war verwahrlost, fast verfallen. Aber wer ihn 25 Jahre später dort besuchte, sah eine Musterwirtschaft, einen arrondierten und trotz großer Besatzungsschäden bestgepflegten Besitz. Der Kinderlose hat ihn an die tätigen und verläßlichen Heimatvertriebenen weitergegeben, die seine getreuen Helfer gewesen waren — als Lebensgrundlage für diese seine Wahlfamilie.

Wiewohl erkrankt, nahm Franz Bernecker im Herbst 1963 noch an der 50-Jahr-Feier der Errichtung des neuen Heroldhauses teil, bei der er in den Jahren 1912/13 mitgewirkt hatte.

Ein schmerzvoll-schweres Leiden hat nach einem arbeitsreichen, pflichterfüllten Leben Franz Bern-ecker im 82. Lebensjahre dahingerafft. Wer ein Stück seines Lebens mit ihm den gleichen Pfad beschritten hatte, wird seiner mit Trauer gedenken und ihn nicht vergessen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung