Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Freund und Lehrmeister
Das Jubiläum des Herold-Hauses ist für mich eine Gelegenheit des Dankes, und das im besonderen Maße, da dieser Zeitpunkt mit dem Abschluß des wissenschaftlichen Hauptwerkes meiner akademischen Tätigkeit zusammenfällt, meiner „Geschichte des Kirchenrechts“.
Es war im Jahr 1926, als Sohn einer Witwe eines Altpensionisten, wie das damals so schön hieß, mußte -ich mich nach Arbeit umsehen, die es mir ermöglichte, zu den Kosten meines Studiums beizutragen. Ich wurde Werkstudent und habe als solcher nicht nur die Konsularakademie absolviert (1928), sondern auch das Doktorat der Rechte erworben (1931). An einen geregelten Beruf war nicht zu denken, da dies vor allem das Studium an der Konsularakademie ausgeschlossen hätte. So meldete ich mich also bei Friedrich Funder. Empfohlen wunde ich durch Gustav Canaval und durch meinen seither verstorbenen, damals erst in der Zukunft stehenden Schwager Hans Pittionl. Funder nahm mich tatsächlich als Tagesreporter, nachdem ich erfolgreich einige Recherchen durchgeführt hatte und ich wunde, wie das so schön im Journalismus hieß „Zeilenhund“ — mein Honorar war die gedruckte Zeile. Auch als ich 1931 als unbezahlter Volontär in den Niederösterreichischen Landesdienst aufgenommen wurde, waren Beiträge zur „Reichspost“ und zu anderen Zeitungen ein wesentlicher Teil meines ersten Lebensunterhaltes bis ich dann schließlich zum Sekretär des Landesrates Dr. Georg Prader, des Vaters unseres Landesverteidigungsministers, aufstieg.
Wenn man das so niederschreibt, scheint das ein sehr einfacher und selbstverständlicher Weg gewesen zu sein. In Wirklichkeit war das eine harte Schule, für die ich vor allem Friedrich Funder dankbar bin. Ich bin heute noch froh, daß ich in seiner Schule schreiben gelernt habe. Wenn die Kritiker meiner wissenschaftlichen Arbeiten nicht selten hervor- heben, daß mein Stil gut leserlich und klar verständlich ist, dann wai es eben diese Schule. Für Funder war Journalismus in erster Linie die Kunst des Schreibens und die Klarheit und Richtigkeit des Berichtes. Daß der „Zeilenhund“ sehr bestrebt war, möglichst viel zu schreiben, 1st verständlich, aber wären nicht die harten Striche Friedrich Funders und des von mir gleichfalls hochverehrten Oberst Walter Adam gewesen, so wäre so manches, was ich damals geschrieben habe, zwar umfang reicher gewesen, aber bestimmt nicht so klar und sprachlich richtig, wie es der immer wieder gelabte Stil der „Reichspost“ war. Bei Funder gab es auch keinen „Scherenschnitt“-Reporter. Man konnte nicht den Agenturbericht einfach zusammenstreichen und zusamimenschnelden, sondern man mußte ihn selbst schreiben und oft genug, wenn es sich um Tagesereignisse handelte, selbst die Fakten zusammensuchen.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!