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Rückblick auf ein Leben

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Vom Geheimnis meines Friedens. Von Franęois Mauri a c. Uebersetzt von Wolfgang Rüttenaue r. Kerle-Verlag, Heidelberg. 159 Seiten.

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Vom Geheimnis meines Friedens. Von Franęois Mauri a c. Uebersetzt von Wolfgang Rüttenaue r. Kerle-Verlag, Heidelberg. 159 Seiten.

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Den Herausgebern der deutschen Uebertragung muß man einen Vorwurf machen: daß dieser Titel gewählt wurde. „Paroles Catholiques“ heißt anders und würde auch auf deutsch besser sein als der gewählte für die Uebersetzung. Denn man ist zunächst verstimmt, weil man ohne Kenntnis des Buches lieber Christi Frieden als den Mauriacs kennen möchte ...

Aber man muß loben — wenn man gelesen hat — auch den Uebersetzer. Diesen Mauriac kennen wir in deutscher Sprache bisher noch nicht. Wir kennen den Romancier und — wer französische Zeitungen kennt — weiß auch, was der „Publizist“ Mauriac ist und kann. Ich habe mit einigen Franzosen über diesen Franzosen gesprochen — das Ergebnis war (echt französisch 1): wir werden ihn sehr vermissen, wenn es ihn einmal nicht mehr geben wird. Und nachdem wir dieses Buch nun in deutscher Sprache haben, verstehen wir, was gemeint ist. Denn Mauriac kommentiert (unter anderem) sich selbst. Er ist ein ternoin — einer der Zeugnis gibt. Er gibt als Christ Zeugnis für Christus. Er ist kein Philosoph und kein Theologe, obwohl er beides gern geworden wäre. Er ist „nur" ein Romancier — Romanschriftsteller und Dichter. Weil er letzteres ist, ist er in seinem Fach zum Zeugen Christi geworden. Aber es ist bei ihm so wie bei Petrus: in aller Unzulänglichkeit, deren er sich bewußt ist, treibt ihn die Liebe Christi. Die Botschaft der Liebe — der großgeschriebenen — läßt er nicht los und kann sie nicht lassen. Mauriac weiß, daß er diese Botschaft in den Romanen indirekt bezeugt, weil er sie indirekt beschreibt. Aber alle seine animalia rationalia übersteigen Schicksal und Definition durch die Liebe

— die einzige Form, durch die wir uns von den animalia überhaupt und wesensmäßig unterscheiden.

— Das Buch mit dem falschen Titel wird von Essay zu Essay besser und für uns wertvoller. Es handelt sich dabei um Vorträge, die Mauriae von 1929 (!) bis 1953 gehalten hatte. Ob die steigende Beteiligung an diesem Buch von des Verfassers steigender Weisheit in Christo abhängt, ist nicht ganz ersichtlich, da im ersten Kapitel mehr „Christliches“ gesagt wurde, als wir von uns aus auch erst im Jahre 195 3 hätten finden können. Aber dafür ist Mauriae auch ein Dichter! Selbst Worte, Sätze, Abschnitte, die man gern in der Ursprache nachkontrollieren möchte, sind solche, die „sitzen". Manchmal wirkt in unserer Sprache peinlich, was in des Meisters Mund richtig geklungen haben wird. Das macht aber nichts. — Kann ich von einem aus der Fremdsprache übersetzten Buch Besseres sagen als dies: man wird daraus oft und lang und viel zitieren. — Der „Zeuge" hat die Zeichen der Zeit zu deuten. Und wer sie gedeutet haben will in prophetischem Geist, der lese nur das letzte Kapitel dieses Buches: „Der lebendige Gott." Ohne zu wagen, die vorhergegangenen Essays auch nur im geringsten zu schmälern: jedem denkenden Christen möchte ich dieses Kapitel schenken dürfen. „Die Kontemplation reinigt die Aktion“ — dieser Satz aus dem Ganzen ist Kritik des Propheten und Mahnung dessen, der den Leser liebt. — Der „Friede“, den uns Mauriae in diesem Buch verkündet, hat den Duft jenes eschatologischen Friedens, den Christus uns verkündet hat. — Mauriacs Zeugnis ist nicht weit vom Frieden Christi, wie er sich in unseren Taeen noch verwirklichen läßt. Lesen Sie! Vergessen Sie nich,t und nichts'

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