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Wien in Wort und Bild

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SOLANGE ER LEBT. AUA dem Wien der Jahrhundertwende. Von Fred Hennings. Verlag Herold, Wien-München. 108 Seiten, 96 Abbildungen. S 98.—

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SOLANGE ER LEBT. AUA dem Wien der Jahrhundertwende. Von Fred Hennings. Verlag Herold, Wien-München. 108 Seiten, 96 Abbildungen. S 98.—

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Hennings begann seine Laufbahn als jugendlicher Liebhaber und beschließt sie als Liebhaber der verjüngten Muse Klio. Er agiert im Burgtheater und betrachtet als Zuschauer im Welttheater die Rolle Wiens. Er sieht in der Haupt- und Residenzstadt das Herzstück der Monarchie, in dem sich diese spiegelt. Das Schicksal Österreichs in genau 300 Jahren, von 1618, dem Prager Fenstersturz, bis zum Zusammenbruch 1918, bildet den Inhalt seines großen, in kleine Büchlein geteilten Werkes. Die letzten fünf Bände sind den beiden letzten Jahrzehnten der Kaiserzeit gewidmet. In voller Hingabe an sein Thema zieht er unermüdlich Zeugen einer Vergangenheit, die er selbst als Jüngling miterlebte, aus ihren Verstecken in Archiven, Zeitschriften und Memoiren. In dem jetzt erschienenen ersten Band der neuen Reihe schildert er das Werden Groß-Wiens, richtet den Blick auf den politischen Hintergrund, den die zukunftsträchtige Wolke des Badeni-Krawalls trübt, und wiederum zu den heiteren Seiten des Lebens, die der Stadt ihr Gepräge geben. In den letzten Jahrzehnten der Monarchie ermöglichten Wohlstand und gesicherter Besitz die Entfaltung freier Persönlichkeiten, an denen Wien so reich war. Ihnen gelten die Miniaturen seiner Künstlerhand, welche die Repräsentanten des die „Gesellschaft” führenden Adels und Bürgertums im literarischen Bilde fest- halten. 96 Abbildungen, fast alle unbekannt, ergänzen durch das, was sie erzählen, den Text, fügen sich mit diesem zur Einheit von Wort und Bild. Hennings behandelt die Kultur- und Sittengeschichte auf eigene, besonders glückliche Art, die nicht nur einen ungewöhnlich großen Leserkreis, sondern auch den Gesichtskundigen anzieht. Er schält das Wesentliche der Ereignisse heraus, dringt in die Seele der Gestalten, welche den Zeitgeist repräsentieren, und verfügt über die Gabe, das Erforschte in einem Stil edler Klarheit, in dem jedes Wort und jeder Satz sitzt, wiederzugeben. Es bedarf keiner besonderen Ankündigung, wenn ein neues Büchlein Hennings’ in den Schaufenstern des Buchhandels zu sehen ist. Der Rezensent könnte sich damit begnügen als einer seiner vielen Leser dem Verfasser für den Genuß seines jüngsten Werkes zu danken.

Heinrich Benedikt

GLANZ DER TRAUME. Roman. Von Ernest Claes. Verlag bibliotheka Christians. Bonn, 1967. 855 Seiten. DM 18.80.

„Humor ist ein auf den Kopf gestellter Verdruß”, sagt Ernest Claes und charakterisiert damit die heitergelassene Lebensart der schlichten Menschen seiner flandrischen Heimat ebenso trefflich wie den Grundton seines Romans. Wenn auch hie und da ein schärferer Ton anklingt, wo er Menschen und Zustände unserer Zeit beleuchtet, so hat doch dieser Humor alle Spuren von Haß und Rachsucht weggewischt.

BRIEFE AN LEONTINE ZANTA. Vou Pierre Teilhard de Chardin. Herder-Bücherei,

Nr. 383. DM 9.90

Wie kein noch so gelehrtes Buch über Teilhard zeugen diese Briefe an die Frau, die als erste Französin den philosophischen Doktorgrad erwarb, von der christlichen Tapferkeit und Intelligenz, mit der Teilhard das brennende Problem der Evolution und des christlichen Glaubens aufgegriffen und mit Leidenschaft auf seine Dringlichkeit hingewiesen hat, durchaus in — oft leidvoller — Unterwerfung unter die kirchliche Autorität. Diese Briefe, geschrieben aus Tientsin, auf dem Gelben Fluß, aus der Mongolei, aus Peking oder Paris, sind packende Dokumente nicht nur des Denkens, sondern vor allem auch der innersten Gesinnung Teilhards.

DIE BLAUE ROSE. Spanische Liebesgeschichten aus sieben Jahrhunderten. Mit 17 Handzeichnungen von Francisco Goya. Eugen- Diederichs-Verlag, Düsseldorf. 283 Seiten.

Das Motiv der Liebe verbindet unter dem Symbol der blauen Rose Erzählungen verschiedener Gattungen, ferner Zeiten und Kulturräume: In Spanien traf orientalisches Denken und Empfinden mit einer tiefverwurzelten christlichen Religiosität zusammen und prägte dieses Volk wie seine Kunstschöpfungen. Der vorliegende Band gibt einen Überblick über die Entwicklung der spanischen Novellendichtung, bei der neben die großen Namen der Weltliteratur (Cervantes und Lope de Vega) fast vergessene Autoren der Vergangenheit und noch kaum bekannte der Gegenwart treten.

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