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Zwischen den Zeiten

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Die unter der Bezeichnung „Das österreichische Wort“ im Stiasny-Verlag, Graz, herausgegebene Kleinbuchreihe zeigt ungeachtet des gebotenen Rahmens, welche Fülle an Ideen, Anregungen und tröstlichen Gedanken m Laufe der Jahrhunderte unser Land durchwirkt haben und noch weiter füllen. „So bist du, Welt“, die Auswahl von Schriften Abraham a Sancta Claras (besorgt von Werner Birker) zählt ebenso dazu wie die erstaunlich zeitgemäßen Proben aus den „Eipeldauer-Briefen“ des Wieners Joseph Richter. Von Betty P a o 1 y, die eigentlich Elisabeth Glück hieß, sind Gedichte, Briefe, kritische Aufsätze und ein Abschnitt aus der Erzählung „Die Brüder“ unter dem Titel „Die schwarzgelbe Hyäne" erschienen. Wichtig erscheinen uns vor allem die Rezensionen. Aehnlich wie der Band über Betty Paoly kann als ein Gruß aus dem alten Oesterreich die Auswahl aus den Schriften von Friedrich Fürst zu Schwarzenberg gewertet werden: „Viele Fahnen wehten über mir.“ Er ist durchaus lesenswert und von E. J. Görlich geschickt zusammengestellt. Heinrich Laube wird mit dem Band „Der Theatercaesar“ (Einleitung und Auswahl von Rudolf Holzer) in Erinnerung gebracht.

Kürzlich war ein Quiz, und da wußte man nicht recht, ob Gilm ein österreichischer Dichter sei: dies geschah dem Tiroler, der Heimat und Freiheit besungen und von dem Richard Strauss „Allerseelen“ vertont hat. Diesem Hermann von Gilm ist ein Band mit der Aufschrift „Aus bergkristallener Schale“ gewidmet. Von dem Fachmann der Mazzetti-Forschung, Kurt Vancsa, wurde ein Band geordnet, der Enrica von Handel-Mazzetti gilt („Ein groß Ding ist die Liebe“).

Ein Problem ist es immer, Zeitgenossen vorzustellen. Aber der Versuch gelang mit Rudolf H e n z („Der Büßer") und besonders mit Felix Braun („Unerbittbar bleibt Vergangenheit"). Die in dem letztgenannten Bande enthaltene Tragödie „Orpheus" zeigt, was unseren Bühnen an dichterischen Werten entzogen wird. Noch heikler war die Aufgabe für die wählende Hand bei Egon Cäsar Conte C o r t i f..Die Wahrheit spricht das Urteil"); hier muß die Kraft der Anregung, in den großen Werken weiterzulesen, geschätzt und der Mühe der Sichtung Friedrich Wallischs gedankt werden, von dem wir eine Gesamtbibliographie Conte Cortis besitzen.

Hanns Salaschek

DIE EINDILSAGA. Ein Roman aus Island. Von Gunnar Gunnarsson. Aus dem Dänischen und Isländischen von Helmut de B o o r und Kurt Schier. Albert Langen & Georg Müller, München. 535 Seiten.

Aus dem zweiteiligen Generationenroman „Brandur paa Bjarg“ und „Salumessa" ist die „Eindilsaga" geworden, ein Werk von beträchtlichem Umfang, aber fast monotonem Verlauf. Es ist für ungeduldige Mitteleuropäer nicht gerade leicht, dabeizubleiben, 500 Seiten lang in der isländischen Einödlandschaft umherzugehen, wo es eigentlich nirgendwohin geht, sondern immer nur auf und ab. Höfe werden erbaut und Höfe zerfallen, Menschen kommen und Menschen gehen, aber es bleibt alles beim alten und oft beim uralten und es ist alles aufs Bewahren gestellt. Diese isländische Bauernepik mit ihrem breiten und langsamen Wellengang ist ja das genaue Gegenteil der psychologisch zerrissenen europäischen Städterliteratur.

In Gunnarssons „Eindilsaga“ ist allerdings nicht mehr das harte und unverrückbare Geschlecht zu finden, das aller Zeit enthoben schien, sondern eines, das schon anfällig geworden ist für die lockenden Weiten jenseits des Meeres und der kleinen isländischen Hafenstädte; man bekommt es mit etwas beunruhigten Generationen zu tun zwischen 1880 und 1930, und es braucht schon der zähen Kraft und dem Trotz des Hofbauers Brandur auf Bjarg und seiner Tochter Bjargföst. um dem Abwandern Einhalt zu gebieten und die ihrer harten Arbeit überdrüssig gewordenen Finödbauern wieder in der Heimaterde zu verfestigen.

Bert Herzog

EIN VORREFORMATORISCHES ANDACHTS- BÜCHLEIN AUS DEM BURGGRAFENAMT und seine Beziehungen zum angeblichen Gebetbuch der Margareta Maultasch. Von Anton D ö r r e r. Sonderdruck aus „Der Schiern“, 32, 1958, Seite 436 bis 442.

Dieses kleine Miniaturwerk mit 37 großen Initialen- und 36 ganzseitigen Heiligenbildchen (7X5,5 cm groß) entstammte, wie der Verfasser in einer minuziösen und sauberen Untersuchung nachweist, wahrscheinlich den Dominikanerinnen von Maria- Steinach in Algund bei Meran, näherhin dürfte auf Grund der Sprache dieses köstliche Kleinod einer illuminierten Handschrift nach 1482, Anfang des 16. Jahrhunderts, im bajuwarischen Raum geschrieben sein. Möglicherweise ist dieses Andachtsbüchlein der Buchschreiberin und Steinacher Klosterfrau Magdalena Reischin aus Memmingen zuzuschreiben.

Dr. P. Benno Roth OSB., Abtei Seckau

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