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Abschluß der Bregenzer Festspiele

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Am 13. August haben die Bregenzer Festspiele ihren Abschluß gefunden. Wer befürchtet hatte, die Ausdehnung auf 23 Tage werde eine Senkung des allgemeinen Interesses oder eine Schwächung des Programms bedingen, war angenehm enttäuscht. Der Zustrom von Besuchern aus nah und fern hielt an.

Aus der Fülle des heuer in Bregenz Gebotenen seien in Ergänzung des ersten Berichtes die Konzerte der Wiener Symphoniker und die Aufführung von Ibsens „Nora“ hervorgehoben. Konzerte und Schauspiele erfreuten sich eines vorzüglichen Besuches, was jene Kritiker widerlegte, die etwa annahmen, das Interesse des hiesigen Publikums begrenze sich auf das mehr optisch eingestellte Spiel auf dem See. Die beiden Konzerte unter der Stabführung von Eugen J o c h u m waren unvergeßliche Erlebnisse. Mozart, Weber, Bruckner, Beethoven, Wagner und Richard Strauß sprachen zu den in tiefster Ergriffenheit lauschenden Zuhörern. Programmwahl und Interpretation hätten nicht vorzüglicher sein können. Die Orchesterkonzerte sind und bleiben die künstlerischen Glanzpunkte der Bregenzer Festspiele. Von sonstigen musikalischen Veranstaltungen seien das Orchesterkonzert des Pariser Konservatoriums unter der Leitung von Claude Delvincourt, der Kammermusikabend von Michael S c h m i d, Rudolf Bischofsberger und Fritz Seiler sowie die beiden Bach-Aufführungen unter der ausgezeichneten Leitung von Prof. Odo P o 1 z e r mit Anerkennung erwähnt.

Ist Ibsens „Nora mit ihrer Problemstellung gegenwärtig nur noch bedingt genießbar, so hoben sie die Schauspieler auf eine Höhe, die den Gesamteindruck absolut positiv werden ließ. Käthe Gold fanc? alle Abwandlungen vom Weiblich-Puppenhaften bis zu einer für unsere Begriffe nicht mehr erträglichen Härte. Ebenso verkörperte Hans Frank den aalglatten, innerlich hohlen Juristen, während Josef Z e c h e 11 dem Krog-stad in allen Schattierungen vom gemeinen Erpresser bis zur Läuterung Leban einhauchte. Vollkommen am Platz war auch Dagny S e r-v a e s in der Rolle der leidgeprüften Frau, während Egon Jordan den Doktor Rank in unerhört eindrucksvoller Weise vorlebte. Die Regie des in der Wiedergabe nicht leichten Stückes lag in den bewährten Händen von Paul B a r n a y.

So brachten die Bregenzer Festspiele eine Fülle wertvollsten Kunstgutes und schenkten dem sich aus allen Ländern zwischen' Wien und England rekrutierenden Publikum viele Stunden innerer Erhebung.

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