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München: Eröffnung mit „Elektra“

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Noch einmal, vor der mit größter Spannung erwarteten Wiedereröffnung des Münchner Nationaltheaters im Spätherbst, wurde der Vorhang des Prinzregententheaters zu den Opernfestspielen 1963 hochgezogen. Sosehr wir uns alle auf das Nationaltheater freuen, so ist es doch ein schwerer Abschied von dem festlichen Haus am Prinzregentenplatz, in dem wir seit Kriegsende so glanzvolle Premieren erleben durften und in dem sich jedes Jahr Gäste aus aller Welt zu den Opemfestspielen zusammenfanden, die zwischen Salzburg und Bayreuth einen immer gewichtigeren Akzent setzen konnten. Aber neben diesem würdigen Haus, in dem heuer die großen Strauss-Opern, Wagners „Lohengrin“ und „Parsifal“ und Pfitzners „Palestrina“ gegeben werden, hat München noch ein Schmuckstück von besonderer Schönheit zu bieten: das Cuvillies-Theater, in dem Mozart beheimatet ist, in dem man auch das „Intermezzo" und die „Ariadne“ von Richard Strauss spielt, bereichert durch Monteverdis „Krönung der Poppea“ und die faszinierende Rennert-lnszenierung von Strawinskijs „The Rake's Progress“. Die Dirigenten der diesjährigen Festspiele sind, neben dem Chefdirigenten der Bayerischen Staatsoper, Joseph Keilberth, Hans Knappertsbusch, Robert .Ueger,, .Heinrich Hollreiser, Rudolf Kempe und MeihKard v. Äderat itde .gingen bedeutende Gesangssoliste'n wie'Erika Köth, Hertha Topper, Dietrich Fischer-Dieskau, Hermann Prey und Fritz Wunderlich.

Den Auftakt bildete eine Neuinszenierung der „Elektra“ von Richard Strauss unter der musikalischen Leitung von Joseph Keilberth. Hans Hartleb zielte mit seinem Regiekonzept genau in das Kernproblem des Werkes, nämlich in das eigentlich Expressionistische. Mit einer Kühnheit ohnegleichen macht er heute, in einer Zeit des Neoklassizismus und der Neoromantik, expressionistisches Theater in bedingungsloser Konsequenz. Das ist freilich in dieser Vollkommenheit nur möglich, wenn man Darsteller vom Format einer Astrid V a r n a y (Elektra), Jean Madeira (Klytämnestra), Hildegard H i 11 e b r e c h t (Chrysothemis), Hans Günther N ö c k e r (Orest) und Fritz U h 1 (Aegisth) einsetzen kann. Frau Varnay zählt zu den ersten Sängerinnen unserer Zeit, ihre „Elektra“ ist das Ergebnis eines Lebens, das sich für die Bühne verzehrt. Aber in der Anfangsszene, mit den fünf Mägden, zeigte sich auch, was ein so hochqualifiziertes und erstaunlich junges Ensemble, wie das der Bayerischen Staatsoper, wert ist, denn auch in diesen kleinen Partien erleben wir eine beispielhafte gesangliche und schauspielerische Ausgewogenheit. Helmut Jürgens schuf eine imposante Vision der Burg von Mykene und Joseph Keilberth sorgte fü. bestürzende, dramatische Ausbrüche ebenso wie für hinreißende Klangentfaltungen.

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