"Fräulein Julie": Vom Sehen und Verbergen
Während das Burgtheater bis Saisonende geschlossen bleibt, wird im Akademietheater endlich wieder gespielt. Die erste Premiere nach dem Lockdown: Strindbergs „Fräulein Julie“.
Während das Burgtheater bis Saisonende geschlossen bleibt, wird im Akademietheater endlich wieder gespielt. Die erste Premiere nach dem Lockdown: Strindbergs „Fräulein Julie“.
Als erste Premiere des Burgtheaters – nach dem mehr als sechs Monate dauernden Lockdown – wurde August Strindbergs „Fräulein Julie“ im Akademietheater angesetzt: Heutige Themen ansprechend, aber mit gehöriger zeitlicher Distanz erzählt der Einakter aus dem Jahr 1888 von sozialen Umbrüchen und menschlichen Verunsicherungen.
Es sind die Nebenbühnen des Burgtheaters, die bis zum Ende der Spielzeit den Hauptschauplatz bieten, denn das große Haus bleibt vorerst geschlossen. Grund dafür sind Renovierungsarbeiten im Zuschauerraum, auch wird eine neue Klimaanlage eingebaut. Dass akkurat nach dem langen Lockdown nur an den Nebenbühnen der Spielbetrieb wiederaufgenommen wurde, ist ausgesprochen schade.
Umso famoser ist der Start im Akademietheater: Regisseurin Mateja Koležnik zeigt „Fräulein Julie“ als Miniaturstudie, die in einem Glascontainer spielt. Diese kleine Bühne (Raimund Orfeo Voigt) schwebt gleichsam über dem Boden, ihre vierte Wand besteht aus transparentem Plexiglas. Dahinter ist hyperrealistisch ein Badezimmer eingerichtet, nicht – wie im Stück vorgesehen – eine Küche. Denn am Klosett und in der Badewanne sind alle Menschen gleich. Die Herrschaften und die Diener, die Reichen und die Armen, Frauen und Männer. Nackt und den körperlichen Grundbedürfnissen ausgeliefert, verlieren sozialer Status, Geschlecht und Machtposition schlagartig an Bedeutung.
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