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„Griechische Passion“ in Lin

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Di Oper „Griechische Pas-i.ion“ ist des 19 59 in der Schweiz ver- . storbenen Bohuslav M a r t i n u letzte groß Werk, dessen Textbuch er 1953 bis 1956 nach dem gleichnamigen Roman von Nikos Kazanzakis in Fühlung mit dem Dichter in englischer Sprache verfaßt und dessen Partitur ihn bis in sein Todesjahr beschäftigt hatte. Die Uraufführung fand mit dem von Helmut Wagner und Karl Heinz Füßl ins Deutsche übertragenen Text am 9. Juni 1961 in Zürich in der Inszenierung des damaligen dortigen Intendanten Herbert Graf statt

Nun hat Karl Heinz K r a h 1 an seiner neuen Wirkungsstätte, dem Linzer Landestheater, eine Neuinszenierung geschaffen und damit die erste Aufführung de Werkes in Österreich durchgeführt. Sie wurde zwar kein Publikumserfolg, dazu fehlen bei den Linzern und ihrer Einstellung zu moderner Musik die Voraussetzungen, wohl aber ein bedeutsames künstlerische Ereignis, und dies nicht zuletzt dank de ausgezeichneten und bis ins einzelne autgearbeiteten Regiekonzepts Krahls.

Die Handlung, sofern man die Bilderfolge, die Martinu nach slawischer Operndramaturgie aus der epischen Vorlage her-ai'sdestilliert hat. so nenne will, spielt auf zwei Ebenen, auf deren einer zwei griechische Dorfgemeinschaften, jede von ihrem Priester angeführt, einander gegenüberstehen, nämlich die Leute von Lycov-rissi, unter denen eben die Roll.-n für ein geplantes Passionsspiel vom Priester Gri-gcris verteilt wurden, als die Einwohner eines von den Türken zerstörten Dorfe flüchtend und neues Siedlungsland suchend mit dem Priester Fotis an der Spitze zu ihnen kommen. Während Gn-gori sich sehr bald als pharisäischer, zelotischer Tyrann entpuppt, zeigt ich Fotis als echter Hirte seiner Herde. Dieses Gegenspiel gäbe allein schon die Grundlage für eine Oper ab, ebenso aber auch die auf der Ebene der persönlichen Entwicklungen der einzelnen Passionsdarsteller von Lycovrissi sich abspielende Handlung mit dem für die Rolle Christi ausersehenen Hirten Manolios und der Witwe Katharina als Maria Magdalena an der Spitze. Ist dem ersten Handlungskomplex : von vornherein ein gewisser oratorischer Charakter eigen, so drängt der zweite von ich au dem Verismus zu. Die Verschlingung beider aber ist auf erste schwer : durchschaubar, eine überzeugende Verschmelzung beider gelingt denn auch nicht, 1 und die oratorischen Chöre stehen ziem-: lieh beziehungslos neben oder über der ' veristischen Handlung, die den Christusdarsteller Manolios unter dem Einfluß ■ seiner Rolle zum schwärmerischen Prediger werden läßt, den der in seiner Macht sich bedroht fühlenden Gregoris zur Ausstoßung ! aus der Gemeinde, ja zur Auslieferung an den Dolch eine Mörders veranlaßt.

Wer Instrumentalwerke Martinus und deren tschechisch gefärbten Neobarock kennt, findet davon Spuren nur in yer-ichiedenen Zwischenspielen, im. übrigen vereinigt er in dieser Partitur die unterschiedlichsten Elemente von ostliturgischer Melodik über Volkslied und Volkstanz bi :u impressionistischer Klangmalerei. Immerhin geschieht dies mit so großer synthetischer Kraft, daß man nicht gern ron Eklektizismus sprechen möchte.

Wie angedeutet, hatte die Spielleitung Krahls bedeutenden Anteil daran, daß die Aufführung zum starken Erlebnis wurde, wobei die stimmungsstarken Bühnenbilder Walter Perdachers eine nicht geringe Rolle spielten. Vor allem durfte man bewundern, daß es Krahl gelungen war, au den Darstellern richtige Sängerschauspieler zu machen. Die musikalische Leitun? von Kurt W ö ß war der Leistung Krahl durchaus angemessen. So war die Gesanuwir-kung ergreifend und faszinierend. Aus der langen Reihe der Solisten eien Edmond Hurshell und Hans Lättgen als die beiden Priester. Oskar Schimonek als Manolios und Gertrude Burgsthaler als Katharina besonder hervorgehoben.

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