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Also doch Ausbau

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Der lange Streit um den Flughafen der Olympiastadt Innsbruck soll beigelegt werden

Die Verfechter eines Ausbaues des Alpenflughafens Innsbruck haben Aufwind. Nach jahrelangem Zögern hat das Bundesministerium für Verkehr nun grünes Licht für die Installation einer Anfluganlage gegeben und das Bundesamt für Zivilluftfahrt mit der unverzüglichen Errichtung und Inbetriebnahme der Anlage beauftragt. Somit ist das Haupthindernis zur Revitalisierung des Innsbrucker Flughafens beseitigt.

Die Kosten von 6,3 Millionen Schilling werden durch die vom Bund für diesen Zweck seit Jahren bereitgestellten vier Millionen Schilling und eine gemeinsame Restfinanzierung von Land und Stadt abgedeckt. Allerdings ist in der Zwischenzeit auch eine Erneuerung der 2000 Meter langen Start- und Landepiste erfofderlich geworden, was zusätzliche 18 bis 22 Millionen Schilling verschlingen wird. Die Aufbringung dieser Mittel ist noch nicht geklärt. Die Fertigstellung der Navigationsanlagen ist weitgehend davon abhängig, wie rasch die aus dem Ausland kommenden Adjustierungsgeräte zur Verfügung gestellt werden. Theoretisch könnte der modernisierte Flughafen bereits zu den Olympischen Winterspielen 1976 benutzbar sein.

Der Innsbrucker Flughafen war seit 1969 permanentes Streitobjekt der beiden großen politischen Parteien. Während die Vertreter der Volkspartei den weiteren Ausbau forderten, plädierten die Sozialisten für die Auflassung. Anläßlich der jüngsten Entwicklung sagte der Tiroler Landesrat Luis Bassetti (VP) in einer Pressekonferenz: „Im Olympiajahr 1964 galt der Alpenflughafen Innsbruck mit 45.000 beförderten Passagieren als der am stärksten frequentierte Bundesländerflughafen Österreichs. Der Innsbrucker Flughafen war also durchaus keine Fehlinvestition. Seine derzeitige Notsituation wurde durch die bewußte Verhinderung der technischen Weiterentwicklung künstlich herbeigeführt.“

Tatsächlich war das Fehlen einer modernen, vom internationalen Zivilluftverkehr anerkannten Anflughilfe der entscheidende Grund für den eklatanten Rückgang des Flugbetriebes. Die Umstellung der Fluggesellschaften von Propellerflugzeugen auf Düsenjets machte ein Anfliegen der Tiroler Landeshauptstadt unmöglich. Der gesamte Flugverkehr nach Tirol wickelt sich seither über „Österreichs zweitgrößten Flughafen“ — München ab. Nach einer Modernisierung hofft man jedoch auf einen regelmäßigen Flugverkehr nach Tirol mit Kurzstrek-kenjets. Ein mehr oder minder reger Zubringer- und Charteryerkehr ist durchaus denkbar. Außerdem hat der Alpenflughafen Innsbruck unleugbare Bedeutung als Stützpunkt für das Rettungsflugwesen und die österreichische Luftwaffe sowie für den internationalen Flugsport.

Landesrat Bassetti sprach im Zusammenhang mit dem beabsichtigten Ausbau von einer „Hoffnungsinvestition“. Er sagte aber auch, die Stillegung würde bedeuten, daß man auf ewige Zeiten auf einen Flughafen in Tirol verzichten wolle. Es gilt also zu wählen zwischen Modernisierung und Liquidierung, wobei die Auflassung auf alle Fälle die echte Fehlinvestition wäre.

Das jährliche Defizit der Tiroler Flughafenbetriebsgesellschaft beträgt gegenwärtig 1,2 Millionen Schilling. Es wurde jedoch dazu festgestellt, daß genau die gleich hohe Summe der Staat an Steuern kassiert. Dazu kämen noch 1,5 Millionen Schilling Mineralölsteuer aus dem Verkauf von Flugtreibstoff. Für den Staat ist also der Innsbrucker Flughafen immer noch ein recht gutes Geschäft. Ob sich die neu aufkeimenden Hoffnungen allerdings erfüllen werden, kann sich erst in einigen Jahren erweisen.

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