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Kein Stern des Südens

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Es gibt in Kärnten relativ unbedeutende öffentliche Bauten, die von Landeshauptmann Sima schon zweimal mit langatmiger Festrede eröffnet wurden. Das im Vorjahr fertiggestellte neue Abfertigungsgebäude am Klagenfurter Flughafen. das auf Grund seiner Funktion für Sima einen wunderbaren Anlaß bieten würde, bei der Eröffnung über seine Lieblingsthemen, den Raum Alpe— Adria und den Kärntner Fremdenverkehr zu sprechen, mußte bislang des landeshauptmännischen Segens entsagen. Man sprach vorerst davon, daß es „klüger“ sei, die Eröffnung dieses Objektes erst nach den Landtagswahlen vorzunehmen. Doch sind schon wieder einige Monate ins Land gezogen, ohne daß sich ein Termin abzeichnet, zu dem der „Stern des Südens“ am Klagenfurter Flughafen leuchten wird.

Den Grund für diese ungewohnte Zurückgezogenheit des Landeshauptmannes glaubt man in Expertenkreii sen zu kennen. Besagtes Abfertit gungsgebäude kostete den Steuerzahlern nämlich mindestens 65 Millionen Schilling (die genaue Summe wurde nie bekanntgegeben), es wird jedoch bei weitem nicht ausgelastet, da die Start- und Landebahn zu kurz ist, um jenen Flugzeugen eine Landung zu gestatten, die genug Passagiere bringen würden, um Leben in das derzeit meist leerstehende Reprä- sentations-(A bfertigungs-)Gebäude zu bringen. Es ist auch nicht zu erwarten, daß sich diese Situation in absehbarer Zeit ändern wird. Dennoch schien es den Bauherrn wichtiger, diesen pompösen Gebäudekomplex zu errichten, bevor man an die Verlängerung der Landepiste schritt. Fachleute haben errechnet, daß es höchstens fünf Millionen Schilling gekostet hätte, das alte Abfertigungsgebäude so weit auszubauen, daß es noch etliche Jahre den Anforderun gen entsprochen hätte. Damit hätte man sich auch jene finanziellen Mittel erspart, die zur Verlängerung der Landebahn nötig gewesen wären. Auf dieser Piste müssen mehrmals wöchentlich die Piloten der verschiedenen nach Klagenfurt kommenden „Convair Coronnados“ Horror-Landungen hinlegen, die selbst den routinierten Lufthasen in den Cockpits des öfteren den Schweiß auf die Stirne treiben. Die BEA-Tochter- gesellschaft BKS wollte schon im Vorjahr für ihre Charterflüge nach

Klagenfurt von der veralteten „Vik- kers Viscount“ auf die modernere und mehr Passagiere fassende „Trident“ umsteigen. Dieser Plan mußte wegen der kurzen Run-Way ebenso aufgegeben werden wie jener des Philips- Konzerns, mit DC-8 das nötige Material für eine Betriebsgründung in Kärnten einzufliegen.

Mit dem neuen Abfertigungsgebäude baute man zum (ebenfalls erst vor wenigen Jahren entstandenen) Kontrollturm noch einen zweiten Turm, von dem aus der Verkehr auf den Roll- und Abstellflächen dirigiert werden sollte. Während sich am ersten Turm bereits bauliche Mängel zeigen, steht der zweite „Tower“ leer, da das nötige Bedienungspersonal fehlt.

Für den Herbst dieses Jahres wurde nun endlich die Verlängerung der Landebahn von 2100 auf 2400 Meter angekündigt. Bevor aber an die Realisierung dieses Projektes gedacht werden konnte, mußten nicht weniger als 8,5 Millionen Schilling auf den Tisch eines Verlagshauses gelegt werden, dem man vor wenigen Jahren noch mitten in der Einflugschneise den Bau einer Großbuchbinderei gestattete. Der Bau war kaum ausgeführt, als man auch schon mit den Abbruchsverhandlungen beginnen mußte, in deren Zug das Verlagshaus den angegebenen Betrag für sich in Anspruch nehmen konnte.

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