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Bodensee-Walhalla

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T/-'T-T finde, 220 Millionen Schilling Kosten für ein Bauwerk sind schon eine Summe, bei der man vieles genau nachprüfen muß: oto die Planung in allen Details wirklich zweckmäßig ist, ab der Standort „ideal“ ist, 6b die Baukosten überhaupt gehalten wenden können, ob der Bau richtig ausgelastet und in der Haltung nicht zu kostspielig sein wird... 220 Millionen scheinen zwar nicht viel Geld (Vor allem nicht für eine Stadt wie Wien, bei der angesichts ihrer drohenden Milliandeniverschuldung durch gigantomane Projekte die Summe einem Butterbrotaufstrich gleichkommt). Aber für eine Kleinstadt wie Bregenz?

Da sind 220 Millionen bereits ein recht bemerkenswertes Sümmchen. Besonders, wenn es sich — wie hier — um den Bau eines Festspielhauses handelt. Und so verstehe ich die Bregen-zer, die auch nach einem zwanzig Jahre währenden Streit für und geigen diesen Kulturburiker nicht recht aufgeben wollen. Zwar schien der längst politisierte Streit um des Kaisers Bart beendet, als Bundespräsident Kirchschläger heuer im Juli den Grundstein für das Seefestspielhaus legte. Aber seit kurzem ist erst recht der Teufel los. Denn nun holt die „Bürgerinitiative Festspielhaus“, die bereits im März gegründet wunde, zum Schlag aus.

So sammelte ihr Initiator, Aktionsohef Much Untrifaller, eine respektable Liste von Unterschriften zusammen, um den Bauoptmismius des Vorarlberger Landeshauptmanns und des Bre-genzer Bürgermeisters zu bremsen: 3700 Bürger, das sind um 85 Stimmen mehr, als notwendig gewesen wären, fordern eine Volksabstimmung, ob dieses Festspielhaus am See verwirklicht wenden soll, wie Baurat Willi Braun es geplant hat. 3700 Bürgern scheint dieses Projekt zu kostspielig, zu wenig zweckmäßig und als ..Gigantomanen-Prestigebau“.

Und sie finden, daß man wenigstens jetzt auf demokratischem Weg die Katastrophe aufhalten sollte. Jedenfalls droht Untrifaller: „Wenn die Volksabstimmung platzt, gehen wir bis zum Verfassungsgerichtshof“.

Was die Bregenzer Bürgerschaft alarmiert, ist allerdings tatsächlich nicht „nebensächlich und unwichtig“, wie man's von offizieller Seite darzustellen sich beeilt: Denn was klein und bescheiden vor 20 Jahren als Seelbüihne begann, hat sich längst ins Monumentale gemausert! Ein wahrer Luxusmusentempel von gewaltigen Ausmaßen soll da am Seeufer entstehen. Ein Mehr-zweokbau, der — wie sich herausstellt ' — mindestens 220 Millionen kosten wird. Wobei Experten bereits annehmen, daß es dabei kaum bleiben wird. Denn die sandigen Bodenseeverhältnisse lassen jetzt schon kostspielige Fundamen tierungsarbei-ten vermuten.

6000 Plätze stehen der Seebühne jetzt zur Verfügung. Nur 4500 sollen es in Hinkunft sein. Der Hauptsaal wird maximal 1900 Personen fassen, in verkleinerter Form 1200, ein kleiner Saal 600. Das heißt aber für die Zukunft: neuerliche Verringerung der Festspieleinnahmen,was nur dadurch aufgefangen werden kann, daß das Festspielhaus als Mehrzweckbau mit Kongreßbetrieb, Restaurant usw. geführt wird.

Doch der Angriß der Aktion hat noch andere Gründe und Hintergründe: Im Seegebiet durfte zum Beispiel fast nichts gebaut werden. Glücklicherweise! Jetzt soll dort der Monsterbau, 110 Meter lang, 80 Meter breit, 30 Meter hoch, einen der schönsten Seeplätze von Bregenz in zwei Teile trennen. Und wer sagt, daß die Stadt nicht noch mehr Seegründe zur Verbauung freigeben wird — denken sich vorsichtige Bregenzer—, wenn erst die Schuldenlast dieses Festspielhauses drückt?

Und so verstehe idh die Sorge vieler Vorarlberger, die diesen Kontourrenzbau zu Salzburg verwünschen. Denn wird zum Beispiel für andere, so wichtige kulturelle Aktivitäten in Vorarlberg, überhaupt noch genug Geld da sein, wenn erst einmal die in Betrieb und Erhaltung sicher enorm teure Badensee-Walhalla Millionen verschlingt?

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