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Ausstrahlung weit über die Grenzen

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In seinem Beitrag hebt der Laibacher Erzbischof die gesamteuropäische Dimension des Österreichischen Katholikentages und den hoffnungsvollen Beginn eines Dialoges der Nationen hervor.

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In seinem Beitrag hebt der Laibacher Erzbischof die gesamteuropäische Dimension des Österreichischen Katholikentages und den hoffnungsvollen Beginn eines Dialoges der Nationen hervor.

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An sich ist es gar nichts Besonderes, wenn ein großes Ereignis über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus Beachtung findet. Radio und Fernsehen, Tageszeitungen und Illustrierte tragen fast jede Begebenheit in die weite Welt hinaus. Daß dies beim Österreichischen Katholikentag 1983 und beim Papstbesuch in außerordentlich hohem Maß geschehen ist, hat seine besonderen Gründe.

Und daß diese Ausstrahlung in den südlichen, östlichen und nördlichen Nachbarländern ihre besondere Bedeutung hatte und mit großer Freude und Dankbarkeit aufgenommen wurde, hat nochmals seine eigenen Gründe, die hier nicht näher erörtert zu werden brauchen.

Bereits die Vorbereitung des Katholikentages mit seinem Leitwort „Hoffnung leben — Hoffnung geben“ hat auch in den Nachbarländern vielerorts große Beachtung gefunden. Es gibt ja kaum eine stärkere, aber auch herausforderndere und zugleich in die Zukunft weisendere Losung als dieses Wort.

Natürlich waren dann der Besuch des Papstes, seine Reden und seine Begegnungen, die Europavesper auf dem Heldenplatz, der Abend mit der Jugend, der große Gottesdienst im Wiener Donaupark und die Wallfahrt nach Mariazell die eigentliche Mitte mit der außerordentlich lebendigen Ausstrahlungskraft. Die vielen Vertreter aus den Nachbarländern, die von der österreichischen Bischofskonferenz und vom Organisationskomitee so großzügig eingeladen und so gastfreundlich aufgenommen wurden, konnten das unmittelbar erleben und die persönlichen Eindrücke daheim hundertfach vervielfältigt weitergeben. Aber auch jene, die dank der ausgezeichneten Berichterstattung durch den ORF den Papstbesuch daheim verfolgt haben, konnten das große Geschehen sozusagen miterleben.

Wegen der reichen Thematik de. Papstansprachen und der gemeinsamen religiösen, geschichtlichen und kulturellen Dimensionen, die Wien und Österreich mit den Nachbarländern verbinden, war der Katholikentag mit dem Papstbesuch wirklich ein geistiges Ereignis über die Grenzen hinaus.

Der geschichtliche Kontext des außerordentlichen Jubiläumsjahres der Erlösung und die Tatsache, daß die Reden des Papstes auch in andere Sprachen übersetzt wurden — in slowenischer Sprache sind sie als eigenes Heft in der Reihe „Kirchliche Dokumente“ erschienen —, gaben dem Ereignis in Wien vor einem Jahr eine besonders nachhaltige Wirkung.

Versucht man nach einem Jahr die Richtungen anzudeuten, in denen der österreichische Katholikentag 1983 und der Papstbesuch in den Nachbarländern ein Echo hatten (und haben sollten), wäre etwa auf folgendes hinzuweisen.

Die Geschichte - kulturell, politisch, religiös, in der Vielfalt der Nationen, Sprachen und Ereignisse — ist ein erstes, was Wien und Österreich mit seinen Nachbarländern verbindet. Nicht nur der erste Papstbesuch in Wien nach zweihundert Jahren und die Erinnerung an die Befreiung Wiens 1683, auch so viele geschichtliche Denkmäler, Bauten und Plätze sprechen davon, daß die Völker Mitteleuropas aus einer gemeinsamen Geschichte leben, in der es gewiß viele Spannungen und Kämpfe gab, die aber doch auch ein gemeinsames geistiges Erbe darstellt.

Bei der Europavesper, bei der Begegnung mit den Gastarbeitern, aber auch sonst bei vielen größeren und kleineren Anlässen war beim Papstbesuch symbolisch sozusagen ganz Europa anwesend, zumal das Mitteleuropa in seiner Gemeinschaft der germanischen und slawischen, aber auch romanischen, ungarischen und angelsächsischen Völker.

Wie sehr dieses alte und doch immer noch junge, einst christliche und heute so sehr säkularisierte, in manchen Zeiten geeinte und heute so sehr, gespaltene und zerstrittene Europa dem Papst am Herzen lag, kam in verschiedenen Ansprachen immer wieder zum Ausdruck. Ein europäisches Vermächtnis und ein europäischer Auftrag also, vor allem weil wir 1985 die 1100-Jahr-Feier seit dem Tod des heiligen Methodius begehen. Die Slawenapostel Methodius und Cyrillus, sein Bruder, wurden von Papst Johannes Paul II. ja zu Patronen Europas erklärt.

Man könnte den Papstbesuch in Österreich als den Besuch der Begegnung und des Dialogs bezeichnen. Der Papst kam neben den großen Veranstaltungen auf dem Heldenplatz und im Donaupark eigens mit den Jugendlichen, den Kranken, den Priestern und Ordensleuten, den Vertretern von Wissenschaft und Kunst, den Verantwortlichen der christlichen Kirchen in Österreich, den Diplomaten, den Gastarbeitern und anderen zusammen. Dabei hat sich gezeigt, wie sehr sich in solchen persönlichen Begegnungen, in unmittelbarem Kontakt, im gegenseitigen Sich-kennen-lernen-Wollen und in der Bereitschaft zum Dialog echte Möglichkeiten mit hoffnungsvollen Aussichten eröffnen.

Gewiß konnte in Wien manches nur angedeutet und nicht voll entfaltet werden. Die Entfaltung dieser Ansätze in der täglichen Wirklichkeit kann aber gerade auch in den Nachbarländern Österreichs und im Zusammenwirken dieser Nachbarländer mit Österreich, oder besser, der Christen und der Menschen, die da und dort leben, ein echter Beitrag dazu sein, daß wir Hoffnung leben und Hoffnung geben.

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