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Blätterhain

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Ist am Schattendasein der Kulturzeitschriften wirklich mangelndes Publikumsinteresse schuld? Wir glauben es nicht, denn immer mehr Menschen besuchen Ausstellungen (mehr als 30.000 Besucher sahen die Albertina-Ausstellung französischer Graphik des vorigen Jahrunderts), verfolgen die literarischen Strömungen, kommen, dank Fernsehen und Gastspielen, mit dem Theater in Berührung. Kulturzeitschriften informieren gründlicher, gehen stärker in die Tiefe als Tageszeitungen, die Lektüre kostet aber doch nicht so viel Zeit wie die von Büchern. Wir glauben an die Zukunft der Kulturzeitschrift - sie leidet heute vor allem an einem Informationsdefizit ihrer potentiellen Leser, die einfach nicht wissen, was es auf diesem Gebiet alles gibt. Die FURCHE will beim Abbau dieses Informationsdefizits mithelfen und wird von nun ab die Kulturzeitschrift in ihre kulturelle Berichterstattung einbeziehen.

„Traegers Wiederentdeckung” registriert PANNONIA - MAGAZIN FÜR EUROPÄISCHE ZUSAMMENARBEIT in der Herbst- und Wintemum- mer an Hand der Wiedergabe von sieben der 40 Linolschnitte über das „Wien der Krisenjahre”, die zwischen 1930 und 1933 nach spontanen Skizzenentstanden und, ohne im geringsten epigonenhaft zu wirken, Verwandtschaft vor allem mit den Arbeiten von Masereel, aber auch mit Dix verraten. Uber die Buchpublikation des gesamten Zyklus in der Edition Tusch werden wir demnächst auf der Buchseite berichten.

Das Heft enthält ferner Überlegungen über die Zusammenarbeit der Donauländer, eine Übersicht der „Graphik aus Polen”, Beiträge über den „Aufbruch der Avantgarde in Mitteleuropa” anläßlich der Eröffnung des Museums Vasarely in Pėcs (von Lajos Nėmeth) und über Glanz und Elend der Tschechen in Wien („Auf in den Böhmischen Prater” von Christa Han- sen-Löve), ein „Großes Porträt eines kleinen Dorfes - Ungarische Ortschaft und europäische Ethnologie” von Olaf Bockhom, ein Dramen-Fragment von Andräs Sütö und, neben so manchem anderen, eine besondere Kostbarkeit, nämlich die vergessene Reportage von Josef Roth über Besuche in Neudörfl, Sauerbrunn, Zinkendorf und Deutschkreuz aus dem Jahre 1919 („Reise durchs Heanzenland”). Ein großer Erfolg der „Pannonia”: Sie darf nun auch in Ungarn frei vertrieben werden!

Ein kühnes Unternehmen geht ins dritte Jahr: AUSTRIA TODAY. Die von Peter Smolka (siehe FURCHE Nr. 23/1976, „Zeitgenosse”) gegründete und geleitete Zeitschrift erhält sich selbst durch Abonnements und Zeitschriften - der Markterfolg der in englischer Sprache erscheinenden, für das Ausland bestimmten Vierteljahresschrift beweist, wie sehr sich die Welt dafür interssiert, wie Österreich wirklich ist. Sie wird an vielen Universitäten, vor allem in den Fachbereichen für Germanistik und europäische Geschichte, gelesen.

Die neue Nummer enthält unter anderen Beiträge über genetische Forschungen in Österreich, über neue Kirchenbauten und über archäologische Funde, über österreichische und, dies ist eine Spezialität von „Austria Today”, in Österreich schaffende ausländische Künstler.

Ein Blick in die Inhaltsverzeichnisse der beiden Jahrgänge beweist die außerordentliche Spannweite (und, auch im künstlerischen Bereich, die Ge- genwartsbezogenheit) dieser Zeitschrift. Sie hält den vielfach außer Kurs geratenen Geist der Zusammenarbeit hoch, in ihren Herausgeber- und Beratergremien ebenso wie in der Auswahl der Autoren. Es schrieben Androsch und Busek, Geist und Lanner, Wirtschaftler und Wissenschaftler aller Couleurs und Disziplinen, sowie die Crėme der Künste und des Kunstbetriebes.

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