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Blick auf 1974

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FURCHE: Mit 1. Jänner 1973 übernahmen Sie die Direktion des Musikvereins, haben aber gleichzeitig auch noch die Leitung der Volksoper bis Ende dieser Spielzeit inne. Ist dies nicht eine Uberbürdung?

MOSER: Die Überlastung, die ich eben durchstehen muß, dauert genaugenommen nur ein halbes Jahr. Die Vorbereitung der Konzertsaison 1973/74 ist im wesentlichen von meinem Kollegen, Professor Garns Jäger, schon durchgeführt; was ihre Vervollständigung betrifft, bin ich in ständigem Kontakt zu ihm. Außerdem — und das möchte ich besonders betonen — steht mir im Musikverein ein erstklassiges Arbeitsteam mit Frau Gruder-Guntram an der Spitze zur Verfügung, und auch in der Volksoper habe ich gut eingearbeitete Helfer.“

FURCHE: Bedeutet Ihnen Ihre seinerzeitige Stellung als Generalsekretär des Steirischen Musikvereins in Graz eine wertvolle Vorschulung für Wien?“

MOSER: Meine Tätigkeit in Graz von 1947 bis 1963 kommt mir insofern zustatten, als ich dabei ein völlig neues Konzertleben aufzubauen lernte. Denn die Grazer Musikfreunde waren vor dem zweiten Weltkrieg neben der Oper nur auf die Aufführungen des Konservatoriums und seiner Lehrer angewiesen. Auch meine teilweise gleichzeitige Mitarbeit beim Grazer Sender erwies sich für mich als gute Einschulung.

FURCHE: Man hat dem Musikverein manchmal zum Vorwurf gemacht, zu konservative Programme aufzustellen. Ist es bei dem Mangel wirklich qualitätsvollen zeitgenössischen Schaffens nicht sehr schwer, das Wiener Publikum für diese Werke zu interessieren?

MOSER: Selbstverständlich bemühe ich mich, was ja die Programme der Zyklen beweisen werden, auch die Moderne zu ihrem Recht kommen zu lassen. Allerdings ist dabei ein vorsichtiges, das Publikum allmählich einführendes Vorgehen geboten. Doch wird, was vor etwa 20 Jahren noch ein Wagnis war, heute schon mit ganz anderem Verstehen aufgenommen.

FURCHE: Werden die bisherigen verschiedenen Zyklen beibehalten oder ist hier eine Änderung geplant?

MOSER: Es bleibt vorderhand bei den bestehenden acht Zyklen, die sich gut bewährt haben.

FURCHE: Wäre ein Abonnement-Zyklus mit nur prominentesten Kräften verschiedener künstlerischer Disziplinen nicht vielleicht eine gut aufgenommene „Erweiterung“? Ich denke dabei an Künstler vom Rang eines Pollini, Milstein, Rostro-powitsch, Schreier.

MOSER: Ihre Anregung ist aus dem Grund schwer aufzugreifen, weil im Falle einer Absage eines oder des anderen dieser Mitwirkenden kaum ein wirklich gleichwertiger Ersatz zu finden wäre. Außerordentliche Konzerte von Künstlern einer so hohen Stufe, wie Sie sie nannten, wollen aber einen Ersatz für einen solchen Abonnement-Zyklus bieten.

FURCHE: Haben Sie schon eine Planung für die Festwochen 1974, deren Hauptlast ja wieder der Musikverein zu tragen hat?

MOSER: Sie sollen unter dem Motto „150 Jahre Anton Bruckner“ stehen, dazu kommen noch die 100-Jahr-Jubiläen von Franz Schmidt und Arnold Schönberg, die natürlich auch Berücksichtigung finden müssen. Für das Bruckner-Festival kommt auch die Mitarbeit der oberösterreichischen Bruckner-Vereinigung sowie, als Aufführungsorte, die neu eröffnete Bruckner-Halle in Linz und das renovierte Bruckner-Haus in Ansfelden in Betracht.

Mit Professor Albert Moser sprach unser ständiger Mitorbeiter Dr. Paul Lorenz.

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