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Das Angebot zum Leben
Drei Jahre begleiten uns ständig: Lebensjahr, Kalenderjahr und Kirchenjahr. In allen wird zugleich Altes abgetan und Neues hinzugenommen. Alle haben obendrein das gleiche Ziel: die Vollendung von Mensch, Welt und Königsherrschaft Christi.
Immer sind wir der Mittelpunkt und ist Gottes Handeln der Ausgangspunkt. Ohne ihn wären wir nicht auf der Welt, ohne seine Erbarmung könnten wir kein Neues Jahr beginnen, ohne seines Sohnes Wort wüßten wir nichts von der Vollendung des Reiches Gottes auf Erden, auf die wir warten. Zu Beginn des Kirchenjahrs in der Adventzeit sollten wir uns daran erinnern lassen.
Auch sie gehört ja zu den Menschenjahren, so wie ihre Ordnung von Menschen er
dacht und durch die Generationen hindurch als sinnvoll nachvollzogen wurde. Solange Leben, Jahr und auch Kirchenjahr dahingßhen, ist Wartezeit. Unter Weisung und Gebot Gottes, gewiß, aber tagtäglich auch belastet von Sünde und unerfüllten Hoffnungen.
Daß wir nicht der sind, der wir sein sollten und möchten: wiederum erfahren wir es in allen drei Bereichen. Im Familien- und Freundeskreis, der unseren Geburtstag mitfeiert, bleiben wir viel schuldig. Im Kalenderjahr reifen längst nicht alle Blütenträu
me, die zu seinem Beginn Übermut verleihen. Im Kirchenjahr, konkret dem Jahr, das wir in unserer Kirchengemeinde durchleben, lassen sich die guten und gesegneten Stunden oft an einer Hand herzählen.
Daß dies so ist, wäre schwer zu ertragen, wenn es keinen Advent gäbe, auf den wir hoffen: eine endgültige Klärung aller Unklarheiten, ein Fortnehmen der Binden von Augen und Ohren, ein reines, ungetrübtes Einstimmen in den Lobgesang. Darum lieben wir den Advent wie wohl kaum eine andere Zeit im
Kirchenjahr. Darum sind uns, die wir oft Mühe mit seinen langen Fristen haben, diese vier Sonntage nicht zu viel. Daß nicht die Geburt Christi, ęondem seine Epiphanie eigentlich Ziel des Advents ist, daß die Krippe nur die erste Stufe auf dem Weg zur endgültigenErschei- nung ist: auch das gehört dazu.
Wer es verlernt hat, sich auf Weihnachten zu freuen, weil dessen Stimme in Kitsch und Kommerz unhörbar wurde: ihm gehört die Adventsfreude. Ihre Lieder lassen keine Verniedlichung zu. Das Angebot zum Leben, welches nicht verdirbt, ist Weckruf: macht Euch bereit — der Herr kommt! Als Kind, als Heiland, als Vollender.
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