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Die Jury an der Arbeit

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Auf überaus reges Teilnehmerinteresse stieß der Drehbuch-Wettbewerb „Fernsehspiel“, der von der FURCHE, dem Verlag Styria und dem Verein zur Förderung christlicher Medienarbeit — Club(M) gemeinsam veranstaltet wird. 125 Drehbuchvorlagen, davon 48 aus dem Ausland (BRD, DDR, Schweiz, Frankreich, Großbritannien und Italien) wurden der Jury vorgelegt.

Für die entscheidende Jury-Sitzung vom 13. September steht eines schon fest: Der Hauptpreis mit 50.000 Schilling und auch die beiden weiteren Preise mit 30.000 und 20.000 Schilling werden nicht allzu lange der Auszahlung entgegenharren müssen; es zeichnet sich bereits eine ganze Reihe preiswürdiger TV-Ideen ab.

Pater Leo Wallner SJ, Wien, Mitglied der Jury, ist geradezu erstaunt über die große Menge der eingereichten Drehbücher und Drehvorlagen: „Soviel hätte ich gar nicht erwartet. Bei meiner bisherigen Sichtung des Materials habe ich bereits einige wirklich interessante Vorschläge gesehen, viele Drehbücher sind durchaus professionell geschrieben.“

Pater Wallner stellt fest, daß sich in den Arbeiten vieler Drehbuchautoren das geistige Ringen in der Frage nach dem Sinn des Lebens, in der Frage nach dem christlichen, religiösen Leben widerspiegelt; dies übrigens häufig und sehr realistisch auf das heutige Leben bezogen. „Es wäre schade, wenn im Hinblick auf die Realisierung für das Fernsehen nur eine oder zwei Sachen herauskämen; in den eingereichten Drehbüchern steckt einiges drinnen“, meint Pater Leo Wallner.

Einen ersten Eindruck von den Manuskripten hat bereits auch die Regisseurin Heide Pils, die ebenfalls der Jury angehört: „Viele Autoren meinen, die Befassung beziehungsweise Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben müsse todernst sein. Verzicht, Opferbereitschaft und Ratlosigkeit stehen im Vordergrund. Manchmal wird davon ausgegangen, alles, was dem TV-Konsumenten unter dem Titel .Christentum' verkauft wird, müsse das Gewand des Priesters tragen.“

Heide Pils ist zuversichtlich, daß die eine oder andere Drehbuchvorlage auch tatsächlich in ein Filmprojekt mündet, das vom ORF in Auftrag gegeben werden könnte. Ihr persönlich erscheint die Trennung in säkularisierte und kirchliche Welt, wie dies in vielen zum Wettbewerb eingereichten Drehbüchern der Fall ist, als zu strikt. Heiterkeit und Ausgelassenheit, auch Elemente des spannungsgeladenen Kriminalfilmes gehen der erfahrenen TV-Regisseurin ein wenig ab. Ratlosigkeit und fehlender Humor sind für Heide Pils aber keineswegs spezielle Phänomene im Film: „Alle Bereiche der künstlerischen Verkündigung, auch die Architektur und die anderen bildenden Künste, sind davon gekennzeichnet.“

Von den Teilnahmebedingungen her wollten sich die Veranstalter ohnehin nicht auf ein eingeengtes, ausschließlich religiöses Feld fixieren. Dort heißt es: „Zur Teilnahme eingeladen sind alle Drehbuchautoren, die in deutscher Sprache schreiben und sich in ihrer! Schaffen vom Christentum und seiner Botschaft herausgefordert fühlen. Christliche Medienarbeit dient nicht nur der Bestätigung des Christentums, sie stellt den Menschen dar, der den Sinn des Lebens in Gewißheit oder Ungewißheit voll Vertrauen und Zweifel immer als Wagnis zu verwirklichen sucht.“

Mit Heinrich Krauss, Redakteur bei Taurus-Film in München, ist auch ein ausgesprochener Praktiker von seiten der Filmproduktion in der Jury vertreten: „Man könnte mit den Stoffen illustrieren, was moderne Soziologen über die Gefühlskälte, die mangelnde Liebe und die Einsamkeit in der heutigen Gesellschaft sagen“, meint Heinrich Krauss. „Unter den vielen Einsendungen finden sich auch höchst interessante Ansätze.“ Er warnt aus eigener Erfahrung übrigens davor, das Drehbuch bereits für den fertigen Film zu halten: „Bei einem Film kommt ja immer noch dazu: welcher Regisseur macht das, wie ist die Kamera; da ist auch schon aus manchem unscheinbaren Stoff etwas geworden. Und umgekehrt: Wenn Regie und Kamera nicht stimmen, dann hilft das beste Drehbuch auch nichts.“

Neben Pater Leo Wallner SJ, Heide Pils und Heinrich Krauss gehören der Jury noch folgende Mitglieder an: Anton Fellner, Generaldirektor Hanns Sassmann, György Sebestyen und Hans Do-nat (Leipzig, DDR).

Vor diesem Drehbuch-Wettbewerb „Fernsehspiel“ wurden bereits mehrere Wettbewerbe im literarischen Bereich von FURCHE und Verlag Styria veranstaltet. Am Anfang stand der Wettbewerb für christliche Literatur im Zeichen der Kurzprosa (1982), dann der Lyrik (1983), schließlich wurde 1984 ein Roman-Wettbewerb durchgeführt. Die preisgekrönten Werke „Spiegellose Räume“ (Sammlung von Kurzprosa), „Heller 'kann kein Himmel sein“ (Lyrikanthologie) und der Roman „Schattenschweigen oder Hartheim“ von Franz Rieger wurden vom Verlag Styria herausgebracht.

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