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Die Männer sollen sich emanzipieren!
Bei seinem Amtsantritt um Vorschläge befragt, habe ich versucht, den neuen Chefredakteur der FURCHE von der Wichtigkeit einer Frauenseite zu überzeugen. Damals ist mir nicht gelungen, klarzumachen, daß ich dabei keineswegs an Kochrezepte und Strickmuster dachte. Immerhin wurde diese Spalte daraus, in der ich die Möglichkeit habe, immer wieder auf den Themenkreis einzugehen, der mir so sehr am Herzen liegt.
Jetzt im Sommer schien es mir nun höchste Zeit, endlich einmal auf die Sonnenseiten des Schicksals von meinesgleichen einzugehen. Im Grunde gibt es deren so viele. Ich bin sogar der Meinung, daß ein Gutteil der Unterdrük-kung von Frauen aus einer Art Neid der Männer stammen könnte, die niemals Kinder bekommen können und denen sehr oft auch die Sensibilität auch für andere Bereiche des Lebens zu fehlen scheint. 1
Als ich meinen Jubelgesang anstimmen wollte, ist mir aber gleich wieder eine Geschichte begegnet, die ihn unterbrach:
Eine Frau, selbständig und erfolgreich, nennen wir sie Dora, um die 30, wünscht sich seit Jahren ein Kind. Sie bekommt keines, überlegt sich eine Adoption, auch dazu kommt es aber nicht, weil ihre Ehe schließlich in Brüche geht. Einige Zeit nach der Scheidung verliebt sie sich in einen anderen Mann. Er ist verheiratet und steht nun zwischen zwei Frauen. Eine Situation, die ein gläubiger Katholik klar zu Gunsten der Ehefrau beantworten müßte.
Der katholische Mann tut das nicht. Er schraubt sich so lange um die Entscheidung, bis Dora von ihm ein Kind erwartet. Beide sind zunächst überglücklich. Dora ist im dritten Monat, als die Ehefrau des Kindesvaters eines Tages ernsthaft mit Scheidung droht. Das fährt diesem so in die Glieder, daß er noch in derselben Nacht Dora sitzen laßt. Seine Bemerkung, äds Kind sei ja schließlich ihr Wunsch gewesen, bringt sie zunächst an den Rand der Verzweiflung.
Das ist wenige Wochen her. Dem Mann wird sein „Seitensprung“ von Frau und Umgebung bald vergeben sein. Dora aber hat beschlossen, ihr Kind alleine durchzubringen. Entscheidend geholfen hat ihr dabei eine Gynäkologin, die ihr in der Klinik das Präparat eines Embryos in der 13. Woche gezeigt hat.
Dora ist, wie gesagt, erfolgreich und selbstbewußt, sie wird es schaffen und liebt ihr Kind schon heute. So tüchtig ist Dora freilich auch wieder nicht, daß sie nicht gerade jetzt eines Partners bedürfte, der sich zu ihr und dem Kind bekennt. Sie weiß, daß ihr harte Zeiten bevorstehen. Sie weiß auch, daß sie nicht unschuldig an der Situation ist. Wahrscheinlich leidet auch der Vater des Kindes selbst.
Besteht nicht aber hier dennoch akute Gefahr, daß Dora unter den Umständen ein verbittertes Exemplar jener Frauenrechtlerinnen wird, die mit den Männern keine Gnade mehr kennt? Was wird auf die Dauer für Folgen haben, wenn sich die armen verführten Männer so gerechtfertigt aus der Affäre ziehen?
Überall im Berufsleben stellen Frauen heute ihren Mann, wirklich unter schlechteren Bedingungen als ihre männlichen Kollegen. Dazu tragen sehr oft sie die Verantwortung für die wichtigen Fragen von Leben und Familie.
Mir scheint diese Geschichte wieder ein Anlaß zu sein, um zur Debatte zu stellen, ob es nicht hohe Zeit dafür ist, daß sich die Männer mehr mit Fragen auseinandersetzen, die bisher Frauen vorbehalten scheinen. Das würde vielleicht auch zur Folge haben, daß die Auffassung von Ehe und Familie überdacht wird. Mir kommt sogar vor, es wäre sehr familienfördernd, wenn endlich die Männer sich emanzipierten.
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