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Die Österreicher sind religiöser geworden

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1970 hielten sich 52 Prozent der Österreicherfür religiös, zehn Jahre später 84 Prozent. 58 Prozent glauben an ein Weiterleben nach dem Tode, für 36 Prozent ist mit dem Sterben alles aus. 87 Prozent erachten Freunde, 83 Prozent Kinder und 70 Prozent Verheiratetsein als wichtig für ein sinnvolles Leben.

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1970 hielten sich 52 Prozent der Österreicherfür religiös, zehn Jahre später 84 Prozent. 58 Prozent glauben an ein Weiterleben nach dem Tode, für 36 Prozent ist mit dem Sterben alles aus. 87 Prozent erachten Freunde, 83 Prozent Kinder und 70 Prozent Verheiratetsein als wichtig für ein sinnvolles Leben.

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Diese Daten aus 1980 stammen aus einer Untersuchung des Pastoraltheologen Paul Zulehner (Universität Passau), der sie mit ähnlichen Daten aus 1970 verglich, als das Institut für kirchliche Sozialforschung (Wien) solche erstmals erhoben hatte.

Univ.-Prof. Zulehner: „Von einem Ende der Religion, einem Voranschreiten der Säkularisierung kann somit in Österreich keine Rede sein, womit freilich eine innere Umformung der Religion nicht ausgeschlossen ist.“

Von den meisten Menschen werden die Kirchen als „soziale Mächte“ gesehen, die Türen zur „Transzendenz offenhalten“: indem sie Kinder taufen (81 Prozent dafür), Tote beerdigen (81%), trauen (76%) und Messen feiern (71%).

51 Prozent möchten aus der Kirche auch nicht austreten, wenn sie mit deren Lehrmeinung nicht mehr übereinstimmen, und 59 Prozent glauben, daß, gäbe es keine Kirche, „sich bald niemand mehr Gedanken über Gott machen würde“.

Zulehner ortet hinter solchen Antworten Sehnsucht nach einer „sozialen Behausung“, nach einer „Beheimatung in einer .letzten’, stabilen Wirklichkeit.“

Persönliche Freiheit, Zusammenhalt in der Familie und Achtung durch die Mitmenschen bedeuten den Österreichern viel. Diese Wertschätzung der „kleinen Lebenswelt“ deutet Zulehner als Symbol einer zunehmenden Flucht aus Öffentlichkeit und Berufswelt.

Daß eine solche große Teile vor allem der jungen Generation kennzeichnet, hat eine Meinungserhebung der Jungen ÖVP kürzlich ebenso ergeben wie eine Studie des Instituts für empirische Sozialforschung (IFES).

Die ÖVP-Untersuchung offenbarte, daß nur 40 Prozent der jungen Menschen an Politik wenigstens einigermaßen interessiert, nur zehn bis zwölf Prozent politisch aktiv sind, die meisten aber auf Familie, feste Partnerbindungen und traditionelle Werte setzen.

Die jüngsten IFES-Untersuchungen ergaben, daß „der Hang zum Emotionellen und Irrationalen rapid wächst," wie Karl Blecha in der letzten „Zukunft“ feststellte. Dieser Hang „erfaßt zunehmend .Linke’, obwohl er als rechts gilt.“

Die Zukunftsängste der jungen Österreicher nehmen laut Blecha zu, auch wenn diese oft widerspruchsvoll seien. Sozialpartnerschaft steht hoch im Kurs - bei jungen Sozialisten und Mitgliedern der Gewerkschaftsjugend mehr als bei jungen ÖVPlern und Mitgliedern der Katholischen Jugend! sehen Jugend!

Diese traditionell als „rechts“ eingestuften Gruppen seien heute neuerungsfreudiger als die „Linken“. Das beweisen im übrigen immer wieder auch Diskussionen im Bereich der Katholischen Jugend.

Mit einer innerkirchlich besonders umstrittenen Gruppe, Vertretern der Nationalleitung der Katholischen Arbeiterjugend (KAJ) Österreichs, diskutierten vergangene Woche Mitglieder des Präsidiums der Katholischen Aktion Österreichs.

Vorwürfe der „Linkslastigkeit“, zu großer Freizügigkeit in Sexualfragen

und vager geistiger Quellen der KAJ- Überzeugten spielten bei dem vierstündigen Gespräch, an dem auch Jugendbischof Johann Weber teilnahm, eine Rolle.

Allgemeiner Eindruck: Die jungen Menschen suchen und ringen ehrlich und ernsthaft. Bei aller Reformsucht spielen Innerlichkeit, Spiritualität und Religiosität zunehmend eine Rolle. Auch sie möchten, wie die Zulehner- Befragten, die Kirche als Heimat sehen …

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