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Die Frage nach dem Heil
Eine theologisch wie pasitoral sehr aktuelle Tagung wurde in Wien abgehalten, die wegen ihrer kritischen Analyse der Glaubenssituation und der pastoralen Aktiven dar Kirche nach dem Konzil größte Beachtung verdient. Es handelt sich um den „Theologischen Tag“, unter dem Leitgedanken „Die Kirche im Dienst des Glaubens“ mit Referaten des Dogmatikers Dr. Walter Kasper aus Münster.
Mit seltener Deutlichkeit wurde gesagt, daß Unruhe ein Zeichen des Lebens und nicht der Beunruhigung sei. Aber ebenso wurde davor gewarnt, die Substanz des Glaubens in eine humanitär verstandene Mitmenschlichkeit aufzulösen. Nach Auffassung von Prof. Kasper hat sich die theologische Situation nach dem Konzil im Vergleich zu früher sehr geändert. Während es beim Konzil primär darum ging, die Form der Heilsmittel der Kirche und die äußeren Strukturen der Kirche zu ändern, stehen nach dem Konzil die Grundfragen des Glaubens überhaupt zur Diskussion. Der Glaube selbst ist in unserer säkularisierten Welt vielen zum Problem geworden. Bei der Frage um das Heil geht es um das Fundament der Kirche und der christlichen Existenz. Mit dieser Fragestellung wurde die konziliare theologische Position auf Grund der geistesgeschichtlichen und zeitgeschichtlichen Entwicklung überholt. Gefragt ist der Glaube, seine Sinn- haftigkeit, sein Wesen, seine Heilsträchtigkeit. Vor dieser Frage verblassen alle anderen Fragen, die sich mit der Ausdrucksweise des Glaubens und mit dem Einsatz der Heilsmittel der Kirche beschäftigen.
Wer wollte übersehen, daß die großen Begriffe unseres Glaubens, wie zum Beispiel „Gnade“ und „Erlösung“, abgenützt und der Vorstei- lungs- und Erlebniswett des heutigen .Mepsohen Vielfach, entzogen,, sind! Sie werden noch gebraucht; sie sollen den Menschen zum Glauben rufen und ihm sein Heil verständlich machen, das ihm durch die Kirche angeboten wird. Aber vermögen sie das noch?
Es geht um die Besinnung auf das
Heil; erst in zweiter Linie müssen wir nach den rechten Formen des Heilshandelns der Kirche fragen. Den Menschen der Gegenwart interessiert zuerst die Frage, worin sein
Heil liegt und wie er den Zugang zu diesem Heil findet. Er sucht das Heil auf einem anderen Weg als der Mensch früherer Jahrhunderte. Darum wird der Vollzug der Heilssendung der Kirche niemals perfekt sein. Das Heil kann nicht nach einem Rezept, verabreicht ye,i en,. das in der Vergangenheit Gültigkeit hatte. VomEppebe zu Epoche.inülrdgri Heils-, aufitrag der Kirche neu aktualisiert und strukturiert werden, damit er den Menschen erreicht. Was mit dem Wort „Heil“ gemeint ist, muß heute den Menschen außerhalb und innerhalb der Kirche neu interpretiert werden.
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