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Echtes Fest der Jugend

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Zu einem „Fest des Lebens” hatte die Aktion Leben junge Menschen nach Wien eingeladen. Ehrlich gesagt, ich war eher skeptisch: Wie konnte man zu einem so „todernsten” Thema, wie es die Abtreibung darstellt, ein „Fest der Jugend” veranstalten?

Daß es aber ein Fest war, wurde mir so recht klar, als ich die nüchternen Presseaussendungen über die Veranstaltung mit dem verglich, was ich dort erlebt hatte.

Meine zehnjährige Tochter, die ich zur Abschlußveranstaltung am Sonntag, einer Multi-Media-Schau mit dem Titel „Genesis 82” mitgenommen hatte, spürte das auch: „Schau, so viele liebe, junge Leute!”, stellte sie begeistert fest.

Aus ganz Osterreich und aus Deutschland waren die Teilnehmer am Donnerstag nach Wien angereist. Die Veranstalter — selbst durchwegs junge Leute — hatten wohl mit einer größeren Beteiligung (rund 150 Jugendliche waren zusammengekommen) gerechnet. Der Verlauf der Veranstaltung hat sie aber sicher versöhnt. Die Teilnehmer brachten nämlich enorm viel waches Interesse mit für die vielfältigen Fragen, die angeschnitten wurden.

Vermittelt werden sollte nämlich eine umfassende Sicht davon, wie man heute eine positive Lebenseinstellung entwickeln könnte. Hier wurde nicht der Versuch unternommen, eine Kampf truppe zum Kleinkrieg in Sachen Abtreibung ideologisch und argumentativ auf Vordermann zu bringen.

Vielmehr war es ein Schritt in Richtung auf das erklärte Grundanliegen, .Abtreibungen überflüssig zu machen”. Dieses Ziel hatte sich die Aktion Leben (die 1971 im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um die Abtreibungsgesetzgebung gegründet worden war) zusammen mit dem Verein „Rettet das Leben”, der schon 1954 entstand, gesetzt.

In den Grundsatzreferaten wurden daher auch immer wieder die Querbeziehungen zum größeren gesellschaftlichen Rahmen herausgearbeitet: zur Familie, zu den gängigen Ideologien, zum Glauben.

Natürlich wurde auch Information über das Werden menschlichen Lebens im Mutterleib geboten. Wie oberflächlich da mein Wissen ist, mußte ich beim Ausfüllen eines Fragebogens erkennen: Obwohl ich mich schon seit langem mit Fragen der Abtreiv bung beschäftige, konnte ich kaum etwas beantworten. Dabei sollte man doch für Diskussionen darüber Bescheid wissen, daß schon ab dem 21. Tag das Herz des Kindes schlägt, nach zehn Wochen alle Organe ausgebildet sind!

Man bekam das Engagement der Jugend in den Arbeitskreisen zu spüren: Da wurden nicht etwa nach anstrengendem Vormjttags-programm Anwesenheitspflichtübungen absolviert. Vielmehr erlebte ich da rege Auseinandersetzungen und große Lernbereitschaft.

Auffallend war, wie positiv die jungen Leute darauf reagierten, wenn sich Erwachsene nicht nur als Informationsträger darstellten, sondern sich als Personen mit all ihren Stärken und Schwächen in ein Gespräch einbrachten.

Wie breit die Palette der angebotenen Arbeitskreise war, wurde bei der Multi-Media-Schau zum Schluß des Festes deutlich. Da war offensichtlich nicht nur intellektuell gearbeitet worden. Auch das Musische kam zum Zug: Eine Gruppe trug Pantomimen vor, eine andere hatte ein Lied für das Leben komponiert, eine dritte eine große graphische Darstellung vorbereitet___

Das alles wurde lebendig, nicht professionell, mit etwas Lampenfieber und viel Engagement dargeboten — und erntete viel Applaus.

Einiges von dem Schwung wird im Alltag wieder verlorengehen.' Dennoch aber haben solche Veranstaltungen einen eminent politischen Charakter:-Sie vermitteln den Beteiligten die Hoffnung, daß sich in unserer Gesellschaft etwas verändern läßt, man das Leben nach anderen als den gängigen Schwerpunkten ausrichten kann.

Der Aktion Leben ist dafür zu danken, daß sie die Abtreibungsfrage nicht zu einem Stellungskrieg um Paragraphen werden ließ, sondern daß sie den positiven Zugang gewählt hat, junge Menschen für eine christliche Grundhaltung zu begeistern. Die Teilnehmer an diesem Fest werden wirksame Multiplikatoren für dieses Anliegen sein.

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