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Eine Woche Weltpolitik

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Bei der NATO-Ratstagung in Brüssel haben die Verteidigungsminister von 13 der 15 Mitgliedsstaaten des nordatlantischen Bündnisses ihr Rüstungskontrollangebot an die Sowjetunion erneuert. Was das Vorgehen der Sowjets in Afghanistan anbetrifft, zieht die NATO den Schluß, daß die Gefahr sowjetischer Militäraktionen und der Grad der Risikobereitschaft der Kreml-Führung von jetzt an höher eingeschätzt werden müsse. Ein weiteres Ergebnis der NATO-Tagung: Bei den militärischen Gegenmaßnahmen zur Stabilisierung der gespannten Lage in der Mittelostregion tragen die USA die Flauptlast. Die europäischen NATO-Mitglieder sind jedoch verpflichtet, mehr Anstrengungen für ihre eigene Verteidigung zu unternehmen. *

Die Warschauer-Pakt-Staaten schlagen eine Weltfriedenskonferenz vor, die sich auf höchster Ebene mit der Lösung der internationalen Spannungsherde in der Welt befassen soll. Zum Abschluß ihrer Tagung aus Anlaß des 25. Jahrestages der Gründung des östlichen Militärbündnisses in Warschau wiederholten die sieben Mitgliedsstaaten auch den polnischen Vorschlag zur Abhaltung einer Konferenz über Abrüstung und Entspannung und hoben die „Notwendigkeit einer politischen Regelung” in Afghanistan hervor. Die „Friedens”- und Konferenz-Initiativen der Warschauer-Pakt-Staaten werden von westlicher Seite skeptisch beurteilt: l Vor allem, weil Moskau seine These von der Teilbarkeit der Entspannung damit auch dem Westen aufzwingen wolle. * '

Südkorea ist praktisch wieder in eine Militärdiktatur zurück-' gefallen: Unter Berufung auf angebliche Bewegungen in Nordkorea und den „sich aufs ganze Land ausweitenden Zustand des Aufruhrs” hat das südkoreanische Militär in der Nacht zum 18. Mai einen unbegrenzten militärischen Ausnahmezustand verhängt und damit die Macht im Staate wieder an sich gerissen. Die Militärs reagierten damit auf die wachsenden Studentenunruhen der vorangegangenen Tagen: In Demonstrationen, die in gewalttätige Straßen-schlachten mit der Polizei ausgeartet waren, hatten Studenten und Oppositionelle aus allen Bevölkerungsschichten ihrem Unmut über die schlechte Wirtschaftslage des Landes Luft gemacht und eine raschere Rückkehr zu einer demokratischen Regierungsform gefordert. *

Japans Regierung unter dem konservativen Premier Ohira ist am 16. Mai völlig überraschend gestürzt worden: Zu Fall kam Ohiras Kabinett über einen im Abgeordnetenhaus eingebrachten Mißtrauensantrag von Sozialisten, Neu-Buddhisten, Demokratischen Sozialisten und Kommunisten. Darin wurde die Regierung zum Rücktritt aufgefordert, weil sich die Korruptionsfälle häuften, die Inflationsbekämpfung versage, die sozialen Bedürfnisse des Landes vernachlässigt würden und den USA eine Erhöhung der japanischen Verteidigungsausgaben zugesagt worden sei, was den Interessen der Nation zuwiderlaufe. Neuwahlen sind für den 22. Juni angesetzt.

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