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Enttäuschungen …

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Nicht nur infolge Platzmangels ist es in dieser Spalte üblich, unbedeutende oder schlechte Filme nicht zu erwähnen: etwas totzuschweigen ist wirkungsvoller als negative Kritik … Wenn, wie heute, hie und da von diesem Prinzip abgegangen wird, ist damit eine bestimmte Absicht verbunden; infolge eines im Augenblick interessanten Namens eines Mitwirkenden mag der Filmfreund verleitet werden, sich einen Film anzusehen, der es aber qualitativ gar nicht verdient (so z. B. sind nicht alle Filme,

in denen Orson Welles mitspielt, immer gute und sehenswerte Filme). Dieser Fall trifft in dieser Woche gleich zweimal zu — im folgenden sei also davor gewarnt:

Abgesehen davon, daß es überhaupt nicht stimmt, wenn eine tüchtige Reklame behauptet, „Das Pferd kam ohne Socken“ sei der letzte italienische Film, in dem Vittorio de Sica mitgespielt hat („Ettore Lo Fu- sto“ stammt aus dem Jahr 1971!), ist diese Travestie oder Persiflage auf Homers „Ilias“ im modernen Ge wand so geschmacklos und banaldumm, daß ähnliche Gymnasiasten- Prüfungsabschluß-Blackouts bestimmt geistvoller erscheinen; höchstwahrscheinlich, daß auf das Konto der deutschen Synchronisation noch zahlreiche Textärgerlichkeiten kommen und daß dieser Kampf zwischen Zuhältern und Motorradrok- kern auf Italienisch witziger klingt, doch schon vom Milieu her und durch die Einbeziehung römischer Kirchenkreise erreicht die Parodie eine so bösartige Geschmacklosigkeit, daß die Toleranzgrenze überschritten wird.

Vor „Es war nicht die Nachtigall …“, einer als „freche erotische Komödie“ angekündigten Sexschnulze, seien alle jene gewarnt, die von Wolfgang Bauer annehmen wollen, er sei ein großer Literat, Dramatiker oder Autor. Hier in diesem deutschen Film, dessen Drehbuch er (erstmals) geschrieben hat, pornogra- phiert er sich jedenfalls völlig unliterarisch und bedeutungslos durch eine Handlung, die im Großen und in Details schon vorher in zahlreichen anderen Filmen ziemlich ähnlich, zweifellos aber weniger ordinär und „deutlich“ zu erleben war: die „Defloration“ eines Siebzehnjährigen durch Papas Freundin… Warum nur, Wolfgang Bauer? So eindeutig derbe, aber wertlose Texte hätten Antels und Olsens Drehbuchautoren bestimmt genau so „literarisch“ fertiggebracht, vermutlich dazu aber nicht den Mut gehabt. Von nun an aber dürfte bei diesen Herren wohl auch die „Hemmung“ gefallen sein, da ja so große und berühmte als Dramatiker anerkannte Autoren wie Wolfgang Bauer den Weg für jeden Schund’ und Schmutz ebnen… Das war ja schon beim „Schweigen“ so …

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