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Wieder Vertrauen gewinnen

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Trotz heftigster Turbulenzen in der Innenpolitik war die katholische Kirche zuletzt noch mehr als diese in den Schlagzeilen.

Wieviel kirchenfeindliche Ressentiments dabei wohl mitspielten oder auch geweckt wurden?

Dazwischen aber ließ die fast wehmütige Klage aufhorchen, nun verliere auch noch die Kirche ihre Glaubwürdigkeit, wo ohnehin schon so viel ins Wanken geraten ist.

Das müßte alle Verantwortlichen in der Kirche alarmieren. Wie kann die Kirche nun das Vertrauen wieder gewinnen?

Wenn sie glaubhaft macht, daß es ihr nicht zuerst um sich selbst, sondern um den Dienst an der Gesellschaft geht, nicht so sehr um Lehre und Gesetz, sondern um den Menschen.

Das setzt voraus, daß sie diesem plausible Antworten auf die Probleme dieser Zeit gibt.

Solche sind die Bedrohung der Würde des Menschen, das Schwinden von Solidarität, das Wachsen von Egoismen, das Zerbrechen ehelicher Partnerschaften, das Unvermögen, mit dem Wohlstand verantwortlich umzugehen.

Kirche dient nicht, wenn sie nur Mißstände anprangert, sondern wenn sie lebbare Hilfen anbietet für eine neue „Kultur des Lebens”, für einen versöhnlicheren Umgang mit der Schöpfung und untereinander, zu einer so dringend notwendigen Humanisierung der Sexualität.

Kirche wird umso verständlicher, je transparenter ihr Leben wird. Das gilt für interne Auseinandersetzungen, Ernennungen, Rechenschaft nach außen.

Jeder Versuch der Verheimlichung nährt nur Verdächtigungen-Wer in der Öffentlichkeit steht, muß sich Kritik gefallen lassen. Selbst böswillige Kritik trifft oft am Rande noch die Wahrheit.

Die Glaubwürdigkeit der Kirche kommt heute nicht mehr aus der Autorität ihrer göttlichen Sendung, sondern aus der Kraft ihrer Argumente.

Um bessere Argumente muß man sich daher bemühen, aber auch bereit sein, Fehler von gestern oder heute, in der Lehre oder im Tun, demütig einzugestehen und zu korrigieren.

Die Kirche hat der Welt Hilfen anzubieten, die sie sich selbst nicht geben kann. Sie kann aber von der „Welt” auch vieles lernen. Kirche darf nicht zu sehr um sich bekümmert sein, muß aber achten, welches Bild sie gibt.

Sie kann der Gesellschaft nur dienen, wenn ihr eigenes Leben überzeugend ist, vor allem aber, wenn ihre Amtsträger zum offenen Dialog in der Kirche und mit dieser Welt willens und auch fähig sind.

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