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Zwischen Himmel und Hölle
II.
Die ungeheuren Aufgaben, vor denen die lateinamerikanische Kirche steht, können ohne ein verantwortungsbewußtes, aktives Laientum nicht gelöst werden. Die Aufforderung der Päpste, in unserer Zeit müsse jeder Laie ein Apostel sein, hat auf diesem Kontinent erst ein geringes Echo gefunden. Schuld der Laien? Schuld des Klerus? Tatsache ist, daß ein noch immer vorhandener Klerikalismus gebildete Laien der Kirche entfremdet, daß es praktisch kaum ein aktives, geschultes Laientum gibt. Dadurch fehlt dem Leib der Kirche ein Glied, das gerade dazu berufen wäre, die Botschaft des Evangeliums in die Massen, in die verschiedenen Lebensgebiete zu tragen. Dieses Laientum, das der Kirche und ihren Führern die Bedürfnisse und Erwartungen sowie auch den Reichtum der mystischen Erfahrungen des Volkes zutragen soll, ist praktisch nicht existent. Und wenn || wir weiterdenken, so sollte dieses aktive Laientum heute schon, und erst recht morgen, den Kampf gegen den praktischen und ideologischen Materialismus führen und ein erneuertes Christentum und ein erneuertes, menschenwürdiges Lateinamerika aufbauen.
Aktive Laien fehlen
Angesichts der ungeheuren Bedrohung dieses Kontinents, angesichts eines Kampfes, der zum Existenzkampf des Christentums dieser Länder werden kann, spürten wir die dringende Notwendigkeit des aktiven Mitwirkens jedes einzelnen Christen an“ der Verwirklichung des Evangeliums. Ihm zu helfen, sich zu bilden und bereiten, ihm Mut zu machen und ihm die Freiheit zu geben, seinen verantwortungsvollen Platz als lebendiges Glied der Kirche einzunehmen und nicht zuletzt das anzuhören, was Gott ihn durch die Auseinandersetzung mit einer ent-christlichten Welt entdecken läßt — all dies ist unvermeidlich, um zu einem echten, aktiven, lebensnahen Laientum vorzustoßen. Wir spüren, wie die Erde unter unseren Füßen brennt, wir sehen die Zeichen der Zeit und glauben, daß unser Zeugnis von unseren Kirchenführern verstanden wird.
Dürfen wir noch eine Bitte an den Klerus richten? An einem der ersten Tage unseres Aufenthaltes in Südamerika, in Bogota, Kolumbien, bat uns eine Leiterin der Legio Mariae, eine außergewöhnlich mutige und gläubige Frau: „Sagen Sie doch allen Priestern unseres Kontinents, die Sie treffen, sie mögen sich von ihren Autos trennen. Ich meine nicht jene,
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