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Hiroshima und die Folgen
Jeder weiß, welchen Einschnitt die Atombombe bedeutete. Doch die Tatsache der neuen apokalyptischen Vernichtungspotentialewurde in Phasen verarbeitet.
Dabei erscheint als breiter Konsens nach all den Jahrzehnten, als zumindest in allen demokratischen Ländern gefestigte Erkenntnis, genau das, was die ersten Kommentatoren unter dem ,Eindruck ungenauer Nachrichten unmittelbar nach dem 7. August 19 45 schrieben: „Nun ist der Krieg unmöglich geworden! "
Sie schrieben es auch i n Wien. Es gab die Tageszeitungen der drei eolitischen Parteien des damaligen Osterreich seit ganzen drei Tagen, als die Nachricht vom Abwurf der Atombombe die Welt erschütterte.
Die Erkenntnis der ersten Stunde ging vorübergehend verloren. Wie ernst zeitweise die Gefahr eines Atomkrieges genommen werden mußte, mag vielen heute schier. unbegreiflich erscheinen
Noch unbegreiflicher wirkt im Rückblick, in welchem Ausmaß in der psychologischen Situation des beginnenden Ost-West-Konfliktes und des Kalten Krieges das Entsetzen eines Atomkrieges heruntergespielt und Atombomben geradezu als normale Sache dargestellt wurden.
Signifikant dafür ist, als typische Episode, eine Debatte im britischen Unterhaus im März 19 48 , in der Sir John Anderson vom beratenden Ausschuß für Atomenergie erklärte, schon ein Stück Packpapier könne in einiger Entfernung Menschen vor der Hitzestrahlung einer Atombombe bewahren. Zur Abwehr der Strahlung seien Betonunterstände sehr geeignet. Die Strahlung lasse schnell nach, für Besitzer guter Schuhe · sei es nur eine. Frage von Stunden, wann sie nach der Explosion einer Kernwaffe die Straße wieder betreten könnten.
Straße wieder betreten könnten. Die Welt stand wohl nie wieder so nah am Rand des Atomkrieges wie in den ersten Monaten 19 5 1 . Damals traf US-Präsident Harry Tnim????n eine seiner historischen Entscheidungen. Die erste war der Entschluß, das von den Sowjets blockierte Berlin per Luftbrücke mit allem Nötigen zu versorgen. Nun versuchte der amerikanische Fernost-Oberbefehlshaber Douglas MacArthur den am 2 5 . Juni 19 50 ausgebrochenen Koreakrieg unter Einsatz von Atomwaffen auf chinesisches Gebiet auszuweiten und dem Präsidenten das Einverständnis abzupressen. Truman entzog dem gefeierten Iμi.egshelden, der viele Politiker hinter sich hatte, schlagartig das Kommando.
Wenige Monate später, im Mai, detonierte die erste amerikanische Wasserstoffbombe. Damit war der weitere Weg vorgezeichnet. Er führte zum Poker mit der atomaren Drohung, wobei keiner der klassischen Atommächte unterstellt werden sollte, sie habe seit Korea je ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, solche Waffen tatsächlich als erste einzusetzen.
Echte.Gefahr bedeuteteabernoch das Potential mögliche???? Fehleinschätzungen des Gegners und technischer Pannen·.
Atomkrieg zwischen den Großmächten, dies meine Überzeugung, ist heute so wahrscheinlich wie ein weiterer Krieg.zwischen Österreich und Preußen.
Und doch leben wir seit dem 6. August 19 45 unter der atomaren Drohung. Was uns jetzt und hier am meisten gefährdet, wurde na????h 19 45 als Glücksverheißung gehandelt: Die friedliche Nutzung der Kernenergie. In abgenutzten, sicherheitstechnisch archaischen, grenznahen Reaktoren, für die es nicht einmal mehr Baupläne gibt. Das „Spaltstoff-Inventar" eines solchen Meilers entspricht dem einiger hundert Hiroshima-Bomben.
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