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Konzerte

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So muß man Rachmaninoff spielen: So kultiviert, so ganz ohne sentimentale Verschleierung, so temperamentgeladen. Viktoria Postni- kowa zeigte es in der „Großen Symphonie“ im Musikverein vor, wie man die mondäne Eleganz und schmachtende Lieblichkeit so mancher Rachmaninoff-Kantüe- nen zeitgemäß anpackt und „Moskau in Hollywood“ von allen Kitschfarben befreit. Gennadi Roschdestwjenski, ihr Gatte, der sich als Leiter beim Moskauer 1 Bolschoi-Theater, beim Moskauer Rundfunkorchester und nun als Chef der Stockholmer Philharmonie als einer der soliden Taktstockvirtuosen profiliert hat, gab ihr dabei Hüfestellung. Er führte die Wiener Symphoniker kultiviert, sorgte überlegen dafür, daß die Pianistin im Orchester einen attraktiven Widerpart hatte. Seine Aufführung der X. Symphonie von Dimitri Schostakowitsch wirkte klar, sachlich, vertieft in den Ausdrucksnuancen. Exzessive Polierarbeit an der Klangoberfläche ist allerdings nicht seine Sache. Er schätzt rauhe Stellen, klare Linien. Und so war es auch gut für das über lange Strek- ken eher spröde Werk. Als Einspielstück dieser Rußlandparade hörte man Rimski-Korsakows „Russische Ostern“. Verglichen etwa mit Mussorgskys donnernder „Tor von Kiew“-Musik ein diskretes, sparsam farbiges Stück, das Roschdestwjenski auch nicht so recht aus den Grauwerten herausmanövrierte.

H. K. R.

Leonora Geanta, rumänische "Geigerin, die das Kunststück zuwege bringt, in Wien sowohl an der Musikhochschule wie auch am Konservatorium zu unterrichten, schätzt man bei uns als gute Geigerin, von der man noch allerhand 7 »

erwarten darf. Vielleicht war gerade wegen dieser doch etwas hochgespannten Erwartungen ihr Abend im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses enttäuschend. Dabei war ihr die Aufführung der selten gespielten a-Moll-Sonate von Robert Schumann ebenso zu danken wie die der geradezu als Rarität zu wertenden Sonate op. 6/2 von George Enescu. Fast logisch ist es, daß die Künstlerin Enescus Ausdruckswelt ideal erfaßte - anders als bei Schumann, der von ihr zu sehr in die Nähe Griegs gerückt wurde -, aber in beiden Werken „passierte“ hinsichtlich der Intonation doch etwas mehr, als man eigentlich stillschweigend tolerieren dürfte. Vom Technischen glücklicher fiel die Interpretation der Sonate von Debussy aus, wiewohl sich auch hier die täpisch spätromantische Art des Vortrags als nicht adäquat erwies. Mit - „Tzigane“ von Ravel schließlich ging die Künstlerin zu vorsichtig um, was auf Kosten der Unmittelbarkeit, der Überzeugungskraft ging. Eine geschlossene Leistung hingegen legte der technisch versierte Klavierbegleiter Carlos Rivera hin.

HERBERT MÜLLER

Leif Segerstam und das ORF- Symphonieorchester nützten die obligate Frühlingsaufführung von Strawinskys immer wieder beeindruckendem „Sacre du printemps“, auch selten oder noch nie Gehörtes zu spielen. Wobei das Aufsehen, das die „Eisengießerei“ op. 19 von Alexander Wassiljewitsch Mossolow, Bruchstück einer längeren Ballettmusik, einst in der „futuristischen“ Periode der jungen Sowjetkultur erregte, auch heute noch nachempfunden werden kann. Wie die vor kurzem, auch unter Segerstam, aufgeführte IV. Symphonie von Schostakowitsch, zeigt dieses Werk, welche Ansätze der Stalinismus vernichtete, dem Geschmack des Diktators folgend ins Kleinstbürgerliche zurückbog. Das in Österreich uraufgeführte „Konzert für Violoncello und Orchester“ von Michio Mamiya müßte man noch einmal hören, um entscheiden zu können, ob man es, abgesehen von den Effekten, die dem Solisten Erkki Rautio Gelegenheit gaben, sein Können zu zeigen, noch ein drittes Mal hören will. B.

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