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Musiksommer hat seinen Höhepunkt

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Die zweite Sommerspielzeit der Gesellschaft für Musiktheater im historischen Universitätsviertel begann mit der Wiederaufnahme des geistlichen Festspiels „II Lutto delT Universo“ (Die Trauer des Universums) Kaiser Leopolds I. Ein bedeutendes Werk der Wiener Barockmusik, 1668 in der Hofburgkapelle um ein dort aufgestelltes Heiliges Grab uraufgeführt und mehrmals an Karsamstagen wiederholt. Seine Wiederentdeckung bestätigt sich auch im zweiten Jahr als glücklich. Die Musik von Kaiser Leopold, der ja nicht nur ein Musikhebhaber- und förderer, sondern ein wirklich bedeutender Komponist war, mit ihrem melodischen Reichtum und der Dramatik der Rezitative, die gedankliche und sprachliche Schönheit des Textes von Francesco Sbarra ergreifen gleichermaßen. Man hat gut daran getan, die Ausführenden unverändert vom Vorjahr zu übernehmen: die musikalische Leitung von Bernhard Kle-bel und das ausgezeichnete Ensemble der Musica Antiqua mit seinen barok-ken Instrumenten, die stilvolle Inszene Richard Bietschachers, das ausgewogene Gesangsensemble kultivierter, oratoriengeschulter Stimmen. Ein Kunstwerk für sich sind die Kostüme von Ernst Fuchs, die sich ebenso wie das Bühnenbild von Ernst Steiner dem Kirchenraum würdig einordnen. Das alles ergibt ein Gesamterlebnis von hohem künstlerischen Grad, einen echten Höhepunkt der an solchen nicht eben reichen Wiener Musiksommerzeit. Die Aufführung wird heuer neunmal wiederholt. Man sollte sie auch nach dieser Serie nicht zerfallen lassen. Könnte man sie nicht in die vorösterliche Zeit übernehmen? Freilich wäre eine Transponierung in einen anderen Raum ein Verlust.

Neben dem geistlichen Spiel veranstaltet die Gesellschaft auch eine Reihe von Konzerten mit alter Musik. Der erste Abend in der Akademie der Wissenschaften war einer Auswahl festlicher Musik der Renaissance gewidmet. Mehrstimmige Madrigale und Canzonen, von Jane Gärtner, Helga Reiter, Emil Ogris, Darrell Parsons und Heinrich Schneider vorzüglich gesungen, von Bernhard Klebel und seiner Musica Antiqua liebevoll begleitet und durch Konzertstücke ergänzt. Auch dies ein Abend musikalischer Kostbarkeiten.

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