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Peter und Aloysius
Auch unter den Weihnachtsmännern gibt es Menschen, die gutmütig bleiben, obwohl das nicht leicht ist, wenn man dauernd Geschenke verteilt und selbst keine bekommt.
Weihnachtsmann Peter war so einer. Er dachte dauernd darüber nach, wie ungerecht es ist, daß alle Päckchen in seinem Sack schon feste Adressaten haben. Am meisten Freude würden doch die Geschenke denen bringen, die nie welche bekommen.
So ging er auf den Friedhof und verteilte an die Toten einige Päckchen aus seinem Sack, von denen er überzeugt war, daß sie den Adressaten sowieso nichts nutzen würden, weil es solche Dinge waren, die keinen anderen Zweck haben, als nur zu Weihnachten verschenkt zu werden.
Den Toten nutzten sie natürlich auch nichts, die brauchen aber nichts Nützliches, Hauptsache, sie haben auch Geschenke bekommen.
Dann gab es wegen der verschwundenen Päckchen einen großen Krach, die waren ja alle bezahlt. Der Weihnachtsmann Peter machte sich aber nichts daraus, weil er glaubte, daß seine gute Tat dem Ehrenkodex seines Berufsstandes entsprach.
Ich würde ihn und sein gutes Herz auch loben, ich habe jedoch Angst, daß die Verkaufsstrategen der Geschenkindustrie diese Zeilen lesen. Die werden dann den großen Markt der Toten erschließen und die Wehrlosen - natürlich auf Kosten der Lebenden - mit all diesem Schund überfluten, den man nur zu Weihnachten absetzen kann.
Alle erinnern sich noch wohl an den großen Streik der Weihnachtsmänner, die für die Abschaffung der abendlichen Arbeitsschicht kämpften und die Verlängerung des Weihnachtsfestes auf zwei Wochen forderten.
Nicht alle wissen jedoch, daß es ein wilder Streik war. Die Weihnachtsmänner-Gewerkschaft konnte sie nicht unterstützen, da alle Funktionäre zu Weihnachten Urlaub machten. Den Streikenden ging es sehr schlecht, weil sie ihre letzte Arbeitssaison genau vor einem Jahr hatten, und alles, was sie damals verdienten, schoa verbraucht war. Sie mußten schlicht hungern.
Der Engel Aloysius sah das und wollte ihnen helfen, wußte jedoch nicht wie. Er war erst seit dem dritten Advent im Himmel. Vorher war er selbst Weihnachtsmann, kannte also die Nöte seiner ehemaligen Kollegen.
Er flog herunter zu einem Streikposten und sagte: „Jungs, ich weiß, daß ihr Hunger habt. Macht also aus mir einen Braten und eßt. Ein bißchen Salz werdet ihr wohl noch haben. Und keine Angst, mir kann nichts passieren, ich bin ja als Engel unsterblich."
Sie taten, was er sagte, es ist aber nichts daraus geworden.
Erstens konnte der Unsterbliche gar nicht gar werden.
Zweitens - Engel sind nicht nur unsterblich, sondern auch immateriell. Und mit immateriellen Dingen kann man keinen Magen stopfen, was Engel und Ideologen immer vergessen.
Dies war einer der Gründe, warum die Weihnachtsmänner noch vor dem Abend ihren Streik aufgeben mußten. Der zweite Grund waren die unorganisierten Osterhasen, die bereit waren, als Streikbrecher einzuspringen.
Immer wieder werden noch ältere „Wiegen der Menschheit" in je anderen Zeitaltern und Kontinenten entdeckt. Zu befürchten: daß wir vor lauter Wiegen unsere eigenen Grabstätten, an denen wir schaufeln, nicht mehr sehen.
Dichter, die die Wahrheit schreiben, müssen jung sterben.
Alt geworden - zögere ich, mir die Hand zu geben?
Einer, der sich einsam fühlte, kleidete seine Zimmerwände mit Spiegeln aus. Er fühlte sich doppelt, dreifach, vierfach einsam und hieb mit den Fäusten in die Spiegel. Als man ihn ab-' holte, waren seine Hände unverletzt. Er hatte Handschuhe der Marke .,XY" getragen.
Ein Gespenst geht um in Europa -die Hoffnung, daß hier alles einmal anders und besser werde. Immenser Fortschritt von Wissenschaft und Technik hat diese zwei nochimmer nicht aus unseren Köpfen verdrängt: die Gespenster-hoffnung, die Gespenster/uz-cAr.
(Aus „Nebelspalter")
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