7034900-1989_45_04.jpg
Digital In Arbeit

Pro Oriente

Werbung
Werbung
Werbung

Die Stiftung Pro Oriente, die in diesen Tagen ein Vierteljahrhundert ihres Bestandes feiert, ist, schon weil noch der Spruch „exoriente lux“gilt, ein Lichtblick in einer von so viel Finsternis erfüllten Welt.

Diese von Kardinal Franz König und dem unvergeßlichen Otto Mauer ins Leben gerufene Institution hat es sich vor allem zur Aufgabe gemacht, das Gespräch mit den orthodoxen Kirchen, mit dem östlichen Christentum, zu suchen und zu pflegen. Nach Jahrhunderten der Trennungen und Mißverständnisse sind Theologen und Laien der verschiedenen Kirchen aufeinander zugegangen und haben Gespräche geführt, die eine Annäherung, wenn auch noch keine Einigung gebracht haben. Doch der Geist weht, wo er will und braucht seine Zeit, um sein Werk zu vollenden.

Doch auch das bisher Erreichte ist ermutigend. Pro Oriente kann auf eine reiche und gesegnete Tätigkeit zurückblicken und darf sich zugutehalten, etwas in Gang gesetzt zu haben, was sich nicht mehr rückgängig machen läßt.

Besonders die Reisen unter Führung von Kardinal König sind allen Teilnehmern unvergeßlich. Ich selbst durfte mit anderen Kuratoriums- und Vorstandsmitgliedern an Besuchen beim Heiligen Vater in Rom und beim ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel teilnehmen.

Der Besuch in Rußland stand zu Beginn dieses Jahrzehnts noch nicht unter den Vorzeichen von Glasnost und Perestrojka, deshalb kam es auch nicht zu der geplanten Begegnung mit dem Moskauer Patriarchen, obwohl er in Za-gorsk, dem Zentrum der russischen Orthodoxie, Tür an Tür mit uns westlichen Besuchern einer Synode präsidierte.

Inzwischen sind Gespräche aller Art zustandegekommen, die alle damaligen Erwartungen bei weitem übertreffen und auch der Kirche eine ganz neue Chance eröffnen. Der Glaube des russischen Volkes, den wir damals beobachten und bewundern konnten, hat den Anfechtungen des staatlichen Atheismus standgehalten und regeneriert sich allenthalben. Das Christentum hat jedenfalls, auch wenn es dezimiert ist, bei weitem mehr Gläubige als der Kommunismus, an den niemand mehr glaubt.

Nicht westliche Kreuzzüge und Aggressionen, sondern die innere Schwäche des Systems haben den Kommunismus an den Rand des Abgrundes gebracht. Es geht nicht mehr um die Überflügelung des Westens, sondern ums nackte Überleben.

Auch Gebete und Gespräche, wie sie von Pro Oriente initiiert werden, haben und werden noch dazu beitragen, daß nach dem Winter der Unterdrückung ein neuer Frühling der Freiheit, der Freigelassenheit der Kinder Gottes, in alle Lande zieht.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung