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Radikale Konservative

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Die Begierungsumbildungen in der Tschechoslowakei könnte man als reine Routineangelegenheit bezeichnen, wenn dabei nicht einige Namen aufscheinen würden, die aufhorchen lassen. Kürzlich sind alle drei Regierungen, die Bundesregierung, daneben die tschechische und slowakische Staatsregierung, umgebildet worden.

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Die Begierungsumbildungen in der Tschechoslowakei könnte man als reine Routineangelegenheit bezeichnen, wenn dabei nicht einige Namen aufscheinen würden, die aufhorchen lassen. Kürzlich sind alle drei Regierungen, die Bundesregierung, daneben die tschechische und slowakische Staatsregierung, umgebildet worden.

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In Preßbung wurde der Mediziner und Rektor der Kaschauer Universität, Dr. Matejicek, ein Fachmann, neuer Gesundheitsminister. Bei der tschechischen Staatsregierung handelt es sich immerhin im drei neue Leute. Neben dem neuen tschechischen Landwirtschaftsminister, Ingenieur Nägr, und dem Handelsminister Trävnifiek, in ihren Ressort emporgedienten Fachmännern, wurde der schon 63jährige Rostislav Petera Minister ohne Geschäftsbereich. Petera ist Chefredakteur der „Lidovä Demokracie“ und seit 1970 Generalsekretär der Katholischen Volkspartei, die nunmehr wieder in der tschechischen Regierung, wenn auch nicht im Bundeskabinett, vertreten ist. Im Gegensatz zur sonstigen Verjüngung ist dies ein Rückgriff auf die fast pensionsreife Generation.

Bedeutsamer als die beiden Lan-des-Regierungen ist natürlich das Bundeskabinett, in dem zwei Männer ausgewechselt wurden; in beiden Fällen handelt es sich um Slowaken orthodoxer Prägung: um den neuen Bundesminister und Chef der Obersten Preisbehörde Mich Sabolöik und den neuen Außenminister Bohus Chnoupek. Die Bundesminister stehen im 47. und 46. Lebensjahr und sind durchwegs jünger als die neuen tschechischen und slowakischen Staatsminister. Der Werdegang des Chefs der Obersten Preisbehörde im Ministerrang ist geradlinig und konsequent. Ausschließlich Wirtschaftsfunktionen im staatlichen und im Parteibereich führten ihn an die Spitze der ökonomischen Kommission des ZK der KP der Slowakei und 1970 auf den Posten eines Stellvertretenden Vorsitzenden der Volkskammer.

Anders der Lebenslauf des neuen tschechoslowakischen Außenministers, der sprunghaft, alber nicht weniger rasch nach oben führte.

Chnoupek, ein Slowake tschechischer Abstammung, ist von Beruf Maschinenbauer, wirkte aber 15 Jahre lang als Publizist, wurde 1968 Stellvertretender Minister für Kultur und Information, 1969 Zentraldirektor des Tschechoslowakischen Rundfunks, 1969 Mitglied der ideologischen Kommission der KPTsch und 1970 Botschafter in Moskau. Hier saß er, wie sein Vorgänger Vladimir Koucky, am Schalthebel der Macht, der ihm den so raschen Sprung auf den Posten des Außenministers ermöglichte. Die moskaukonforme Außenpolitik seines Vorgängers wird Chnoupek sicher kraftvoller gestalten; er galt bisher als radikaler Konservativer, der nicht gerade als Freund von Parteichef Husäk angesehen werden konnte.

Dänemark hervorrufen könnten, läßt einen Verzicht auf den norwegischen Beitritt als die einfachere Lösung erscheinen.

Es gibt jedoch in Oslo auch noch eine andere Beurteilung der Situation, die wahrscheinlich der Wahrheit näherkommen dürfte: Man sagt sich, daß angesichts der zweifellos engen Verbundenheit der EWG mit der NATO die nordatlantische Verteidigungsunion eine Aussperrung Norwegens aus der EWG nicht dulden kann. Ob man es nun offiziell zugeben will oder nicht; eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit wird in einigen Sektoren und in bestimmten Situationen auch in eine außenpolitische und militärische Zusammenarbeit übergehen. Es kann für die NATO nicht gleichgültig sein, ob die Fischereiflotten der EWG-Länder die Küstengewässer Norwegens befahren dürfen oder nicht. Bleibt Norwegen außerhalb der EWG, dann

EWG-Länder entvölkert werden, weil die dort lebenden Menschen bei einer Erschöpfung der Fanggründe ganz einfach keine Lebensmöglichkeit mehr haben. Es verlangt eine karge Landwirtschaft und eine funktionierende Fischerei, um diese Menschen in den felsigen Küstengebieten zu versorgen. Die NATO hat also gute Gründe, teils Norwegen zu einem größeren Entgegenkommen zu veranlassen, teils aber auch die EWG-Bürokratie in Brüssel zu zwingen, auf norwegische Lebensnotwendigkeiten Rücksicht zu nehmen.

Dazu kommt noch eine weitere Überlegung: Bleibt Norwegen außerhalb der EWG, dann kann in Oslo der Gedanke auftauchen, ob man unter diesen Umständen nicht auch auf die NATO-Mitgliedschaft verzichten könnte. Der nächste Schritt wäre ein engerer Zusammenschluß mit Schweden und Finnland. Ein sol-

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