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Spannend wie ein Krimi. ..

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Budget- und Handelsbilanzdefizite haben die US-Regierung nun zur Senkung des Dollarwechselkurses veranlaßt, Finanzexperten bleiben den eingeleiteten Maßnahmen gegenüber skeptisch.

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Budget- und Handelsbilanzdefizite haben die US-Regierung nun zur Senkung des Dollarwechselkurses veranlaßt, Finanzexperten bleiben den eingeleiteten Maßnahmen gegenüber skeptisch.

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Noch vor wenigen Monaten dominierte die amerikanische Wirtschaft die Volkswirtschaften der meisten westlichen Industrienationen und Japans und diktierte Wechselkursrelationen und Zinsniveaus.

Investitionen in Rekordhöhe strömten ins Land, angelockt durch eine stark expandierende Wirtschaft und hohe Realverzinsung. Für Dollargehaltsempfänger war ein Skiurlaub in Europa billiger als in den heimischen Rocky Mountains, Mode und Antiquitäten aus „good old Europe“ waren zu Spottpreisen zu haben.

Die amerikanische Industrie kapitulierte vor den billigen Importen, die ganze Wirtschaftszweige praktisch lahmlegten. Die hohen Zinsen machten dringend erforderliche Rationalisierungsinvestitionen teuer und für viele Unternehmer fast unerschwinglich. Die Folge waren Verluste von Arbeitsplätzen und Marktanteilen.

Das gesunde Wirtschaftswachstum des Vorjahres wurde von einer Wirtschaftsentwicklung abgelöst, die man als Phase der Stagnation bezeichnen konnte. Der USA-Wirtschaft, die noch vor wenigen Monaten als Konjunktur-Lokomotive bezeichnet wurde, ging der Dampf aus, und die Gefahr der Rezession stand vor der Tür. Budget- und Handelsbilanzdefizit in bisher unbekannten Rekordhöhen sprachen eine deutliche Sprache.

Federal Reserve Chairman (Notenbankchef) Paul Volcker sah die Zeit reif, die Zügel des Geldmengenregimes zu lockern und pumpte Geld in die Wirtschaft, was die Primerate (Kreditzinssatz) von 10*5 Prozent auf 9,5 Prozent absinken ließ. Billigere Kredite sollten die Wirtschaft zu längst fälligen Rationalisierungsinvestitionen bewegen und vor allem den US-Dollar gegenüber anderen Währungen abschwächen.

Die Reagan-Administration hat sich daher zu einem drastischen Schritt entschieden, der früheren politischen Konzepten konträr gegenübersteht. Durch Geheimverhandlungen vorbereitet, gab der „Fünfer-Klub“, dem die Finanzminister und Notenbankpräsidenten der USA, Westdeutschlands, Japans, Großbritanniens und Frankreichs angehören, Ende September drastische Maßnahmen zur Senkung des Dollarwechselkurses bekannt.

Die Notenbanken der fünf Industriestaaten werden vereint auf den internationalen Finanzmärkten intervenieren und US-Dollar gegen Pfund, Franc, Yen und Mark verkaufen.

• Die Finanzminister der im „Fünfer-Klub“ vertretenen Nationen werden sich für Steuererleichterungen und andere wirtschaftsbelebende Maßnahmen in ihren Ländern einsetzen.

• Die Reagan-Administration wird ihre Bemühungen zum Abbau des Budgetdefizits weiter fortsetzen und der protektionisti-schen Tendenz im Kongreß entgegenwirken.

Die angekündigten Maßnahmen, die zu einer praktischen Abwertung des US-Dollars führen werden, bergen wesentliche Risken und haben in Expertenkreisen Skepsis ausgelöst.

Wie auch immer, die nächsten Monate werden spannender als der beste Krimi.

Der Autor ist Assistant Vice President der Creditanstalt, New York. Der Beitrag ist der Oktober-Nummer von CA-exklusiv entnom-

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