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„Sprich doch leise, mein Freund. Damit man hört, was du sagst", heißt es einmal im Tagebuch Pär Lag'erkvists (1891-1974), und irgendwo ist dieser Ausspruch bezeichnend für das Empfinden und Denken des Dichters. Was die Menschheit nämlich in unserem Jahrhundert erlebt hat und noch erlebt, wäre sinnlos, gäbe es nicht das eine oder andere, freilich nur in der Stille und auch in dieser nur in Ahnungen anklingende Zeichen der Hoffnung. Die Wirklichkeit, so hart und erbarmungslos sie Lagerkvist sieht, ist im Grunde doch anders, als sie gemeinhin sich zeigt, nicht aussichtslos zwar, doch tiefster Geheimnisse voll.

Diese Geschichten des 1951 mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Autors zeugen davon. In der Dunkelheit, ja Finsternis, die dieser (so sein Übersetzer) „verbittertste Gläubige ohne Glauben" um sich zu verbreiten versteht, begreift ein sich vortastender Leser, daß es Anima naturaliter chri-stiana tatsächlich gibt, durch den Mut schon und die Zuversicht, die etwa der Ärmste der Armen, ein Krüppel und Bettler, beispielhaft vorlebt, vor allem auch durch die Liebe, die für Lagerkvist der einzige Weg zu sein scheint, auf dem er der Grausamkeit des Daseins zu begegnen vermag.

Wer also diese Dichtungen, die hier erstmals zur Gänze in deutscher Sprache erscheinen, auf sich wirken läßt, dem wird das Abenteuer des Lebens in seinen Symbolen und Bildern durchaus positiv sinnfällig werden, denn auch die schmälste Zuflucht bedeutet dem Dichter noch Rettung.

SCHLIMME GESCHICHTEN. Von Pär Lagerkvist. Aus dem Schwedischen übertragen, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Erik Gloßmann. Franz Schneekluth Verlag, München 1992. 137 Seiten, öS 187,-.

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