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Von Freunden erwartet man sich mehr

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Die Zedern des Libanon: Die Bibel beschwört sie als Zeichen der „Fülle der Kraft”. Die Völker des Altertums bauten ihre meeresbezwingenden Schiffe daraus. Seit sieben Jahren klagen ihre zum Himmel gereckten Zweige die Mörder von 50.000 Menschen an, die bisher im qualvollsten aller vorderasiatischen Bürgerkriege sterben mußten.

Jetzt sterben sie zahlreicher und rascher wieder. Israelische Panzer und Piloten in amerikanischen Kampfbombern mähen sie mitleidlos nieder.

Gewiß: Die PLO hat Teile des Libanon in ein Aufmarschgebiet gegen Israel verwandelt, syrische Besatzungstruppen, vor vier Jahren als Ordnungsstifter gerufen, waren zu'einer Bedrohung des inneren und äußeren Friedens geworden.

Die militärische Invasion Israels ist seit Wochen, ja Monaten erwartet worden. Jetzt ist sie, wieder einmal im Feuerschatten eines anderen, des Falkland-Krieges, zur Realität geworden.

Trotzdem gibt es keine Rechtfertigung, keine Legitimierung für sie, im Völkerrecht ganz gewiß nicht und auch nicht in den Herzen und Hirnen der Freunde des israelischen Volkes, das von der Regierung Begin im Stil eines fanatischen Zwangsbeglückers aufgeputscht und in den Krieg gejagt worden ist.

Was bleibt, ist Trauer: über die Menschen, die sterben müssen, damit Begin weiterregieren kann; über die unverantwortbare Ris-ken provozierende Belastung des Friedens mit Ägypten; über die Desavouierung und den Verschleiß schon des zweiten amerikanischen Präsidenten durch diesen fanatischen Eiferer in Jerusalem; über jene arabischen Palästinenser, die wenigstens insgeheim auf Gerechtigkeit durch Dialog gebaut haben und immer wieder zu kriegerischer Polarisierung getrieben werden.

Die Bedrohung Israels durch die PLO ist real. Aber sie ist letztlich keine Existenzgefährdung, solange Ägypten es sich leisten kann, sich aus dem Konflikt herauszuhalten; und sie wäre um vieles leichter zähmbar, zeigte Jerusalem ein bißchen mehr guten Willen zur Friedens- und Gerechtigkeitssuche via Völkerrecht und Dialog.

Auch die Vereinten Nationen haben wieder einmal massiv Statur und Glaubwürdigkeit eingebüßt — im blutenden Libanon, wo israelische Angreifer die UN-Truppen rücksichtslos überrannten, und im Falkland-Konflikt, wo die Regierung Thatcher so wenig Kompromißbereitschaft am Verhandlungstisch zeigt.

Gerade weil so viele Menschen mit demokratischen Staaten wie Großbritannien und Israel und nicht mit deren autoritären Gegnern sympathisieren, verlangen sie von diesen ihren Freunden Maß, Großmut und Achtung des Rechts. Ihr Fehlen quält und beschämt.

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