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Wozu das alles?
Dreimal „JoseistacU“. Erstens: Im Haupthaus das Kriminalstück „Ein Mann wartet“ des Engländers Emlyn Williams. Krimis werden laufend vom Fernsehen in weitgehender Perfektion geboten, auf der Bühne erübrigen sie sich daher. Wozu hier die Ausnahme?
Dreimal „JoseistacU“. Erstens: Im Haupthaus das Kriminalstück „Ein Mann wartet“ des Engländers Emlyn Williams. Krimis werden laufend vom Fernsehen in weitgehender Perfektion geboten, auf der Bühne erübrigen sie sich daher. Wozu hier die Ausnahme?
Der Sohn eines Mannes namens Fenn wurde wegen eines Mordes, den er nicht begangen hat, hingerichtet. Nun will Fenn den wirklichen Mörder, einen Großindustriellen, überführen und töten. Gesamteindruck: Nichts als Gehirnakrobatik, erstaunliche Fehlkonstruktionen, in entscheidenden Figuren sieht man nicht hinein, schmalziger und unglaubwürdiger Schluß. Doch gibt es unter der Regie von Paul Hoffmann eine vorzügliche Aufführung mit Leopold Rudolf und Harald Harth, mit Guido Wieland und Marion Degler in den Hauptrol-
len. Einen Nobelwohnraum entwarf Gottfried Neumann-Spallart, die flüssige Ubersetzung stammt von Hilde Spiel.
Zweitens: Im Kleinen Theater im Konzerthaus wird das Welterfolgsstück „Blick zurück im Zorn“ Von John Osborne aus dem Jahre 1956 aufgeführt, das vor eineinhalb Jahrzehnten im Volkstheater zu sehen war. Mit diesem Stück erfolgte eine Initialzündung: Die Hauptgestalt, der junge zynische, kraß egoistische Jimmy Porter, der mit sich selbst nicht fertig wird und nun gegen alles und jedes aufbegehrt, jene Menschen
bewußt verletzt, die er eigentlich liebt, hat bei Edward Bond, Wolfgang Bauer, Peter Turrini Nachfolger gefunden, gegen die er eigentlich harmlos wirkt.
Edwin Zbonek bietet mit Heinz Mareczek als unentwegt ausfällig werdendem Jimmy eine vortreffliche Aufführung.
Drittens: In den Kammerspielen ersteht Pariser Theater der Jahrhundertwende. Da weiß man alles, Ehebrüche als Amüsement, ein, zwei bis auf die pikanten Korsetts — nicht mehr — entkleidete junge Damen, parfümierter Geruch der Libertinage. Schwanke dieser Art lieferte, noch etwas vor Feydeau, der Sekretär im französischen Unterrichtsministerium Alexander Brissot. Sein Stück „Schlafwagen Paris-Marseille“ war ein Welterfolg, heute fliegen daraus Motten hoch. Unter der Regie von Peter Loos stellt Gunther Philipp wendig einen Schwerenöter dar, der sich vor Frau und tyrannischer Schwiegermutter als Schlafwagenkontrollor ausgibt, um seine Eskapaden zu tarnen. Treffliche Bühnenbilder von Inge Fiedler, treffliche Kostüme von Eva Sturminger.
Und das Ateliertheater: Eigen-
artiger Versuch, Shakespeares „Hamlet“ auf dieser Kleinbühne, auf einer Spielfläche von wenigen Quadratmetern aufzuführen. Dies erscheint zunächst unsinnig, hat aber doch mancherlei für sich, da dieses Trauerspiel vor allem aus der psychologischen Entwicklung, aus dem Verbalen, aus den Monologen lebt deren intime Zeugen wir hier werden. Alles kommt da wie aus einer Schallmuschel. Daß Fortinbras am Schluß nur gemeldet wird und das letzte Wort der Aufführung nun lautet „Der Rest ist Schweigen“ entspricht durchaus einer aus den räumlichen Gegebenheiten“ bedingten Auffassung.
Um diesen Versuch beurteilen zu können, wären allerdings ein zwingendes Konzept und eine erste Besetzung nötig. Beides fehlt. Unter der Regie von Peter Janisch, der die Bearbeitung besorgte und den König spielt, erweisen die meisten Darsteller nur Bemühtheit. Michael Neher gelingt es nicht, die Tiefenregion Hamlets spürbar zu machen. Edith Hieronimus als Königin überzeugt, Heidi Hagl zeigt als Ophelia Begabung. Von Florian Flop-Schuller stammt das expressive Bühnenbild.
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