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Zwischen Holz und Plastik

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Die großangelegte Ausstellung „Der Holzschnitt“ im Wiener Künstlerhaus stellt vorwiegend das Werk von HAP Grieshaber vor, der als erster den heuer gestifteten Dürer-Preis der Stadt Nürnberg erhielt. Grieshaber ist ein Holzschneider und Drucker von höchsten Graden, ein eminenter Techniker und Handwerker, der sein Metier wahrhaft souverän beherrscht. Ursprünglich Setzer und Kalligraph begann der bald Dreiundsechszigjährige 1933 in Holz zu schneiden, damals noch angeregt von Klee und Feininger, was bei dem damaligen Regime hieß, daß er bis 1940 als Hilfsarbeiter und Zeitungsausträger leben mußte. Bewußt verarbeitete er — wie die Ausstellung zeigt — die verschiedenartigsten Anregungen, während sich sein unverwechselbarer sehr direkter Stil zu einer immer stärkeren Einbeziehung der Fläche entwickelte, die nun in einem unmittelbaren Dialog zu graphischen Elementen steht.

Nicht nur in der Verwendung der Farbe, sondern auch im Streben nach monumentaler Flächenwirkung hat sich Grieshaber immer neue, stets gemeisterte Aufgaben und Schwierigkeiten gesucht — die in der Ausstellung gezeigte „Josephslegende“, die für die evangelische Pfarrkirche in Stuttgart-Untertürkheim geschaffen wurde, ist sieben mal neun Meter groß. In ihr, wie in anderen monumentalen Holzschnitten, hat er die flächige Wirkung seiner Arbeiten zum Wandbild erhoben. Während die technische Perfektion und das handwerkliche Können zur uneingeschränkten Bewunderung zwingen, bleibt doch in dieser sehenswerten Ausstellung ein ungelöster Rest. Nur wenige Arbeiten — und eher einige der früheren — vermögen wirklich — auch bei aller engagierten Thematik dieses religiös und politisch denkenden Menschen — zu bewegen.

Trotzdem hat man den sechs Holzschneidern, die Mitglieder des Künstlerhauses sind und im Oberstock ausstellen, nicht gerade einen guten Dienst damit erwiesen, daß man sie mit Grieshaber konfrontiert. Nach seinen großzügigen Formen, formalem und technischem Können wirkt manches zu kleinlich, ängstlich und provinziell. Selbst Johannes Wanke hält sich nur mit einem Teil seiner Arbeiten, und das will etwas heißen. Eine äußerst sehenswerte Ausstellung, die bis 30. Dezember dauert.

Der österreichische Maler und Graphiker Hermann Kosel konnte heuer seinen 75. Geburtstag und das 50. Jahr seiner Tätigkeit als international bekannter Plakatentwerfer feiern. Aus diesem Anlaß hat ihm das österreichische Museum für angewandte Kunst eine Ausstellung gewidmet, die demonstriert, daß Kosel von Anfang an einen einfachen und lapidaren Plakatstil vertrat, den er konsequent entwickelte und bis heute steigert. Viele seiner Plakate wurden prämiert, aber alle verkörpern Plakatkunst im besten Sinn als flächige Zeichensetzung, als prägnante, bildhafte Ausformung eines werbewirksamen Gedankens.

Schwester Gertraud Kriebel, die in der Kleinen Galerie in der Neu- deggergasse ausstellte, hat bereits das „Fastentuch“ für die Abtei Seckau und die eindrucksvollen Glasfenster für das Kloster in Glasenbach bei Salzburg geschaffen. Ihre Aquarelle, Ölbilder und Gobelins sind ein sehr intensives Streben, einerseits religiöse innere Erlebnisse in Form und Farbe zu gestalten, anderseits sich mit dem Wesen der sichtbaren Natur auseinanderzusetzen. Die Lauterkeit ihrer echten und unmittelbaren Bemühungen berührt überzeugend und stark.

In der Galerie Tao stellt Ines Höllwarth Collagen und Objekte aus Plastik aus. Die Mischtechnikblätter der Collagen sind dann am besten, wenn sich das rhythmisch schwebende Spiel der Formen zu einer spannungsreichen Kontrapunktik verbindet und sehr dekorative, animierte Dessins entstanden sind, die durch Sensibilität und Musikalität bestechen.

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