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Das bisher fehlende Werk

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Die Österreicher sind ein seltsames Volk: sie können nie etwas aus sich machen. Der Reichtum liegt auf der Straße und nur selten heben sie ihn auf. Es gibt in der österreichischen Vergangenheit Geschichtsthemen, die das helle Entzücken jedes Historikers hervorrufen müssen. Nicht immer der österreichischen. Dieses Land ist zwar sehr — und mit Recht — stolz auf seine Vergangenheit, auf seine Tradition. Aber die historischen Schätze sind nur zum Teil gehoben. So gibt es noch immer kein grundlegendes Werk über Kaiser Franz Joseph, mußten sieben Jahrzehnte vergehen, bis ein Werk über Metternich erschien (was geschah in Deutschland schon kurz nach Bismarcks Tod). Bis heute gibt es noch immer keine Salzburger Kirchengeschichte, ja existiert keine vollständige österreichische Kirchengeschichte überhaupt. Der Josephinismus wird jetzt erstmalig quellenmäßig erforscht, während es bis jetzt noch kein einwandfreies Werk über Lueger und Seipel gibt. Uberhaupt wurde die Geschichte des christlichen Österreich im 19. und 20. Jahrhundert bis jetzt recht stiefmütterlich behandelt.

Letzterem Mangel versucht nun der Verlag Herold in großzügiger Weise abzuhelfen. Durch Stiftung und Herausgabe einer Reihe „Beiträge zur neueren Geschichte des christlichen Österreich“, in der auf streng wissenschaftlicher Basis von österreichischen Historikern diese Epoche untersucht wird.

Als erster Band dieser „Beiträge“ erschien von Rudolf Till das Werk „Hofbauer und 6ein Kreis“, ate nächste Bände sollen von Hosp eine Untersuchung über Häusle und von Allmayer-Beck über Freiherrn von Vogelsang folgen.

Mancher wird sich vielleicht fragen, was denn eigentlich Hofbauer in diesen „Beiträgen“ zu suchen habe. Sehr viel, wird der Leser nach dem Studium dieser Untersuchung zugeben müssen. Denn von Hofbauer, dem großen Reformator Wiens, wurde, wie der Verfasser beweisen kann, jener Kreis geschaffen, der in den folgenden Jahrzehnten wieder den Katholizismus in das Bewußtsein des Volkes brachte und ihn zu einer bestimmenden Kraft innerhalb Österreichs werden ließ. Diesem Kreis gehörten Schlegel, Veith, Zacharias Werner, Graf Szecheny, der Er-wecker Ungarns, Othmar Rauscher, Fürst Schwarzenberg, der spätere Kardinal von Prag, Sebastian Brunner, der große Publizist, und zahllose andere Persönlichkeiten an. Jene Persönlichkeiten, die das katholische Vereinsleben, die katholische Pre66e, die katholische Politik schufen und möglich machten, auf der eine spätere Generation dann erfolgreich aufbauen konnte.

Das kleine Werk wird starkes Interesse bei allen Historikern, Mittelschulprofe6soren, Geistlichen und Publizisten finden.

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